Gedenkbuch

Eckstein, Alfred (Albert)

Albert Alfred Eckstein wurde am 15. Juli 1892 in Langerwehe bei Düren als jüngstes Kind des Ehepaars Salomon und Mina Eckstein, geborene Salomon, zur Welt. Sein Vater war bereits einmal verheiratet gewesen. Seine erste Frau Recha war Mitte der 1870er Jahre verstorben. Aus dieser Ehe gab es drei Kinder: Klara (geboren 1870), Moritz (geboren 1872) und Sophie (1873). Mit Albert Alfred Ecksteins Mutter Mina hatte sein Vater noch fünf weitere Kinder: Salomon (geboren 1878), Josef Samuel (geboren 1879), Bernhard (Benno) Eckstein (geboren 1881), Selma (geboren 1882) und Isabella (Bella) (geboren 1885).

Sein Vater Salomon Eckstein arbeitete als Metzger in Langerwehe. Albert übte zunächst auch den Metzgerberuf aus. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Albert Eckstein als Soldat und wurde als Frontkämpfer ausgezeichnet. Später war er Mitglied im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten.

1922 heiratete er die Düsseldorferin Margarethe Sophie Roos. Sie war am 2. Januar 1900 zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit eröffnete das Ehepaar Eckstein’s Seifenzentrale, ein eigenes Geschäft am Wehrhahn 32. Am 21. November 1923 wurde Sohn Erich geboren, am 12. Dezember 1924 folgte Tochter Marianne. Die Familie wohnte in den ersten Düsseldorfer Jahren in der Kronenstraße 26.

Um 1933 erfolgte der Umzug in die Moltkestraße 53. 1935 zwangen die nationalsozialistischen Boykottaktionen Albert Eckstein, sein Geschäft aufzugeben. Er belieferte von da an Privatkunden mit Seifenerzeugnissen aller Art und bemühte sich zeitgleich um Arbeits- und Auswanderungsmöglichkeiten. 

In der Folgezeit wurde die Familie auseinandergerissen: 1937 konnte Tochter Marianne in die Vereinigten Staaten einreisen. Sie wurde später von ihren amerikanischen Pflegeeltern adoptiert. 

Im Mai 1938 floh Albert Eckstein in die Niederlande. Seine in Düsseldorf gebliebene Familie wurde von den Ereignissen der Pogromnacht im November 1938 jäh getroffen. Die Ausbildungsstätte seines Sohns Erich wurde wegen des jüdischen Eigentümers Richard Perlstein zerstört. Seine Frau Margarethe gab daraufhin ihren Sohn Erich schweren Herzens auf einen Kindertransport nach Großbritannien. Im Februar 1939 sah er so seinen Sohn Erich zum letzten Mal, als dieser mit dem  Kindertransport per Zug über Hoek van Holland nach England einreisen konnte. 

Albert Eckstein fand eine Arbeit bei einem niederländischen Metzger in Utrecht, bei dem auch sein Neffe Otto Eckstein beschäftigt war. Am 27. Juni 1939 schrieb Albert Eckstein an seinen Sohn in Großbritannien: „Mein lieber Junge! Entschuldige bitte, dass ich Dir längere Zeit nicht geschrieben habe. Die Zeit vergeht ja auch so schnell, u. ehe man sich versieht ist wieder eine Woche um. Habe heute noch einmal ein Gesuch an das Ministerium gemacht für lb. Mutti, nun hoffe ich auf baldigen Erfolg.“

Ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis wurde er von den niederländischen Behörden nach Kriegsausbruch im Herbst 1939 interniert. Er schrieb am 16. August 1939 aus Reuver bei Venlo an seinen Sohn: „Deine letzte Karte hat mich in H.sum nicht mehr erreicht, ist mir also nachgeschickt worden. Aus selbiger ersah ich, dass es Dir einigermaßen gut geht. Bei mir ist nun verdienen abgelaufen, vorläufig befinde ich mich in einem Camp ganz nah an der Deutschen Grenze. Nun sind Freunde von mir auch Otto daran am arbeiten, mich wieder frei zu kriegen, aber vorläufig glaube ich wohl nicht daran. Das Leben hier ist ein faules, Essen ist verhältnismäßig gut. Nur die einzige Sorge, lb. Mutti hereinzukriegen, einmal muss es doch gelingen.“

Noch vor der Besetzung Hollands wurde er erneut interniert. Diesmal kam er in das Internierungslager Westerbork. Dort blieb er bis zum 8. Mai 1940. Während eines zweitägigen Urlaubs, wurde er von der Besetzung Hollands durch die Deutschen überrascht. Er beschloss, nicht mehr nach Westerbork zurückzukehren und tauchte mit Hilfe von Holländern (Familie de Vries/Familie van der Voort) in Amsterdam bei Verwandten unter. So befand er sich nach der deutschen Besetzung der Niederlande vom 10. Mai 1940 ständig auf der Flucht. 

Am 15. November 1942 schrieb er an die befreundete Familie Pfeifer in Frankfurt am Main. Als Adresse gab er an: Lager Westerbork, Baracke 3, dies war vermutlich aber nur zur Verschleierung seiner wirklichen Adresse. „Am 21. hat mein lb. Junge Geburtstag, wird er 19 Jahre alt, wie sehr ich mich nach Frau u. Kinder sehne, können Sie kaum ermessen. Ich lebe nur noch in der Hoffnung, dass bald der große Zoff eintritt u. ich meine Lieben wieder zusammenholen kann, ebenso hoffe ich dieselben gesund wieder zu treffen. Von Tita hatte vor 14 Tagen Post durch das rote Kreuz datiert vom 12.6. vorigen Jahres, auch sie wird am 12. Dez. 18 Jahre alt, könnt Ihr Euch diese Kleinen noch vorstellen? Ob ich sie wiedererkennen werde u. sie mich? Man darf nicht denken. Für heute vielen Dank. Lassen Sie bald wieder von sich hören. Mit vielen Grüßen Ihr A. Eckstein.

Im Februar 1943 fiel er bei einer Razzia in Amsterdam den Deutschen in die Hände und wurde im „Judendurchgangslager“ Westerbork interniert. Am 4. September 1944 wurde Albert Eckstein aus dem Durchgangslager Westerbork ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Drei Wochen später kam er von dort ins Vernichtungslager Auschwitz und wurde ermordet.

Seine Frau Margarethe war zu ihrer Mutter Julie Joseph, verwitwete Roos (geborene Baer) in die Moltkestraße 83 in Düsseldorf gezogen. Am 10. November 1941 wurde sie ins Ghetto von Minsk deportiert. Unter welchen Umständen sie starb, ist nicht bekannt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf