Gedenkbuch

Gumpertz, Leo

Leo Gumpertz wurde am 30. August 1884 als Sohn der Eheleute Bernhard und Friederike Gumpertz, geborene Mendel, in Essen geboren. Er hatte vier Geschwister: Kurt (1889-nach 1941), Margarethe (1890-1942), Meta (1892-1942) und Erich Gumpertz (1894-1959). Der Familie Gumpertz gehörte in Essen das Haus Limbecker Straße 48–50.
Leo Gumpertz wohnte in den 1930er-Jahren mit seiner 1894 in Hessen bei Hamm geborenen Frau Alma, geborene Blumenthal, und der am 13. Dezember 1921 in Düsseldorf geborenen Tochter Ellen in der Beethovenstraße 12 in Düsseldorf. Er arbeitete als Vertreter für Textilwaren. Am 27. Mai 1936 feierten sie die Einsegnung ihrer Tochter Ellen. 

Noch 1937 war Leo Gumpertz im Düsseldorfer Adressbuch unter seinem Beruf aufgeführt. Am 24. Oktober 1938 konnte ihre Tochter Ellen aus Deutschland ausreisen. Zwei Wochen später wurde das Ehepaar Gumpertz in der Pogromnacht 1938 in seiner Wohnung überfallen und ein erheblicher Teil der Wohnungseinrichtung beschädigt oder zerstört. Die Eheleute zogen kurze Zeit später, am 16. Dezember 1938, in ihr eigenes Haus in der Goethestraße 18. Leo Gumpertz musste zuletzt als Hilfsarbeiter auf dem Düsseldorfer Südfriedhof für einen Stundenlohn von 0,60 RM Zwangsarbeit leisten.

Er wurde am 27. Oktober 1941 mit seiner Ehefrau und seiner Schwester Grete von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie in das Zimmer 2 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 einziehen. Über das „Düsseldorfer Kollektiv“ erhielt Leo Gumpertz im Ghetto die Brotkarte mit der Nummer 168307. Im Dezember 1941/Januar 1942 erhielt er eine Zahlung über 19,30 Mark, wovon er zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte.

Von der Deportation mit dem II. Transport am 5. Mai 1942 konnte er sich und seine Frau zurückstellen lassen. Am 17. Mai 1942 zogen sie mit insgesamt 10 Personen in ein Zimmer und eine Küche der Wohnung 2 in der Sperlinggasse 18. Leo Gumpertz gab bei der Anmeldung am 19. Mai 1942 als Beruf „Arbeiter (Abbruchstelle)“ an. Am 8. Juli 1942 wurde die Auszahlung von Krankenunterstützung an Leo Gumpertz von der Höchsten Kontrollkammer des Ghettos verweigert, da er den Antrag darauf „verspätet, d.h. nach Ablauf von drei Tagen“ bei der Arbeitseinsatz-Abteilung eingereicht habe. In einigen Dokumenten aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź ist angegeben, dass Leo Gumpertz am 8. September 1942 während der „Sperre“ „ausgesiedelt“ worden sei. Dies lässt sich jedoch mit den Eintragungen im Evidenzbuch widerlegen. Hier ist verzeichnet, dass er vermutlich von seinem Arbeitsressort am 4. Oktober 1943 gemeldet wurde.

Leo Gumpertz lebte noch bis 1944 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź. Am 6. Juli 1944 wurden dem „Zwischen- Ressort-Commitee“ die Daten von Personen übersandt, „die von dem Commitee zur Angabe auf der Liste qualifiziert wurden“. Darunter sind an Position „10. Evid.Nr. 536 Gumpertz, Alma Sperling 18 *1894, Büroarb. KartNr. 168306“ und „11. 484 Gumpertz, Leo Sperling 18 *1884, Büroarb. 168307“.

Leo Gumpertz wurde im August 1944 bei der Auflösung des Ghettos nach Auschwitz deportiert und dort vermutlich ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf