Gedenkbuch

Jonas, Mathilde

geb. Ermann

Mathilde Ermann wurde am 30. Juli 1885 als Tochter des Metzgers Jacob Ermann und dessen Frau Wilhelmine Stern in Osann an der Mosel geboren. Sie hatte noch eine Schwester, Rosa, die am 1. Dezember 1890 in Osann zur Welt kam. Ihr Bruder Adolf, der wie der Vater Metzger wurde, war am 8. November 1888 geboren worden. Ihr älterer Bruder Ferdinand Ermann war am 1. Juni 1884 zur Welt gekommen.

Mathilde heiratete am 26. Juli 1912 den Schriftsetzer und Buchdrucker Arthur Jonas aus Altona, der sich im gleichen Jahr in Eichstetten selbstständig gemacht hatte. Am 6. Juni 1913 wurde dort ihr einziges Kind, der Sohn James, geboren. Von 1914 bis 1917 kämpfte ihr Mann als Soldat im Ersten Weltkrieg. Ihr Bruder Ferdinand Ermann fiel als Soldat am 22. September 1915. Ihr Mann Arthur geriet in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1920 wieder entlassen wurde. 

Die Familie Jonas zog nach Düsseldorf, und ihr Mann Arthur Jonas wurde Teilhaber der Buchdruckerei „Sturm & Co“ in Düsseldorf. Ab 1923 führte er das Geschäft als alleiniger Inhaber weiter. Die Druckerei befand sich zu dieser Zeit in der Kölner Straße 382 und später in der Eller Straße 119. Die Firma druckte u.a. für den Postsportverein, die Firma Rheinmetall und für die Oberbilker Stahlwerke.
Seit 1923 wohnte die Familie Jonas in der Luisenstraße 122, in der sich später auch die Buchdruckerei ihres Mannes befand. Mathilde Jonas und ihr Mann konnten das Haus 1930 erwerben. Während der Pogromnacht 1938 wurde die Druckerei im Haus Luisenstraße 122 völlig zerstört

Mathildes Eltern und ihre Geschwister lebten ebenfalls in Düsseldorf. Im Haus Kölner Straße 60 betrieb ihr Vater Jacob Ermann zusammen mit der Familie ihrer Schwester Rosa Freimark und mit seinem Sohn Adolf Ermann eine Metzgerei. Ihre Mutter Wilhelmine Ermann war am 5. Dezember 1925 in Osann verstorben.

Während der Pogromnacht 1938 wurden auch die Wohnungen und die Metzgerei ihres Vaters und der Geschwister demoliert. Ihr Bruder Adolf Ermann und ihre Schwester Rosa Freimark samt Familie emigrierten im Mai 1939 nach Haiti. Ihr Vater zog am 12. Juni 1939 zu seiner Tochter in die Luisenstraße 122. Ab Juni 1939 vermietete das Ehepaar Jonas die Räume der ehemaligen Druckerei im Hof an den Maschinen- und Apparatebauer Otto Mohns und seine Firma. Der Kontakt mit ihm war über Eduard Wolff zustande gekommen, dessen Neffe als Mechanikerlehrling bei der Firma Mohns ausgebildet wurde. Da die Familie Jonas über keine weiteren größeren Einnahmen mehr verfügte, räumten sie ihrem Mieter ein Vorkaufsrecht für das gesamte Haus ein. Der Einheitswert der Immobilie wurde mit 31.500 RM festgesetzt. Am 23. November 1940 verstarb Mathildes Ehemann Arthur Jonas und kurze Zeit später, am 18. Januar 1941, auch ihr Vater Jacob Ermann. Beide wurden auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben.

Am 27. Oktober 1941 wurde die Witwe Mathilde Jonas von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Sie musste dort mit 73 weiteren Personen im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 leben. Ihr Vermögen wurde nach ihrer Deportation von den deutschen Behörden beschlagnahmt. Im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź wurde Mathilde Jonas vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für den Arbeitseinsatz in der Strohschuh-Abteilung vorgeschlagen. Am 24. Dezember 1941 erhielt sie eine Postanweisung über 19,30 Mark. Davon musste sie zwei Drittel an das „Düsseldorfer Kollektiv“ abführen. Am 7. Januar 1942 wurden für sie 9,60 Mark verbucht.

Mathilde Jonas wurde am 7. Mai 1942 mit dem IV. Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź nach Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf