Davidson, Martha
geb. DanielAm 19. September 1879 kam in Schleusingen, Provinz Sachsen, Martha Daniel als Tochter der Eheleute Gustav Daniel und Helene Sarah Daniel, geborene Schloß, zur Welt. Ihr Vater stammte aus Schleusingen, wo er 1846 zur Welt gekommen war. Er arbeitete als Viehhändler. Ihre Mutter Helene Sarah Schloß war 1850 in Gleicherwiesen geboren worden. Die beiden hatten 1874 geheiratet und ein Jahr später kam Siegfried Daniel in Schleusingen zur Welt. Ihre Schwester Jenny wurde am 18. Dezember 1883 in Weißenfels geboren, was auf einen Umzug der Familie hinweist. Dort kam auch am 20. Juli 1886 ihr Bruder Siegmund zur Welt.
Martha Daniel heiratete Rudolf Davidson. Ihr Sohn Gustav Davidson wurde am 12. September 1894 in Hildesheim geboren. Martha Davidson kümmerte sich um den Haushalt der Familie in Hildesheim. Ihr Mann betrieb einen Schuhgroßhandel (Firma „Venter und Ernst Davidson“) mit Filialen in Nordhausen und Halberstadt. Die Familie wohnte in Hildesheim im eigenen Haus in der Mozartstraße 8. Ihr Sohn Gustav heiratete Lotte Plaut. Sie war 1906 in Hildesheim zur Welt gekommen. Am 14. Januar 1935 wurde Marthas Enkelsohn in Hildesheim geboren.
Während der Pogromnacht 1938 wurde die Wohnung des Ehepaars Davidson nicht überfallen, da Rudolf Davidson zu diesem Zeitpunkt bereits in Haft war. Anfang des Jahres 1939 wurde sein Geschäft in Hildesheim „arisiert“.
Am 30. September 1939 zog ihr Mann Rudolf Davidson von Hildesheim nach Düsseldorf in die Grunerstraße 19 zur Schwester von Martha, Jenny Hirsch. Mehrere Grundstücke (Osterstraße 56, Zingel 12) hatte Rudolf Davidson zuvor in Hildesheim verkaufen müssen. Am 10. Oktober 1939 folgte ihm auch Martha Davidson nach Düsseldorf. Zu diesem Zeitpunkt war ihrem Sohn Rudolf schon mit seiner Frau Lotte die Flucht nach Buenos Aires, Argentinien, geglückt.
Am 27. Oktober 1941 wurde das Ehepaar Davidson von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Sie wohnten dort zunächst im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15. Auf eine Postkarte ihrer Schwester Jenny Hirsch, geschrieben aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź an Siegmund Daniel in Leipzig, schrieb Martha Daniel: „Meine Lieben! Auch von Rudolf und mir die herzlichsten Grüsse, Eure Martha“.
Im Ghetto lebte Martha Davidson zunächst im Zimmer 3 in der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 und dann im Greisenheim II in der Gnesener Straße 26. Zusammen mit ihrem Mann sollte sie vom IV. „Aussiedlungstransport“ am 7. Mai 1942 zurückgestellt werden. Sie scheint jedoch ohne ihren Mann mit dem IV. Transport deportiert worden zu sein.