Gedenkbuch

Ermann, Heinrich

Heinrich Ermann kam am 7. Juni 1874 als Sohn von Joseph Ermann (1837-1905) und Johanna Ermann (1840-1906), geborene Juda, in Wittlich zur Welt. Die Eltern hatten am 12. Dezember 1864 geheiratet. Heinrich hatte mit Moritz (geboren 1865), Julius (geboren 1868) und Samuel (geboren 1871) drei ältere Brüder. Die Geschwister Meier (1867-1868) und Adolf (1872-1874) waren bereits im frühen Kindesalter verstorben. Mit Siegmund (geboren 1876), Leo (geboren 1878) und Esther (1878-1881) folgten drei jüngere Geschwister. Die Schwester Esther verstarb jedoch mit nur zweieinhalb Jahren.

Heinrich Ermann arbeitete als Pferde- und Viehhändler. Er heiratete die 1875 in Konz geborene Therese Levy. Die Eheleute wohnten in Heinrichs Geburtsstadt Wittlich, wo am 15. Juni 1902 ihre Tochter Erna geboren wurde. Auch Heinrichs Eltern lebten in Wittlich. Sein Vater Joseph verstarb hier am 6. Februar 1905. Noch im selben Jahr wurde Heinrichs zweites Kind Joseph geboren, das nach seinem Großvater benannt wurde. Nur ein Jahr später verstarb auch Heinrichs Mutter am 4. April 1906.

Am 23. September 1924 starb Heinrichs Frau im Alter von 49 Jahren. Der verwitwete Heinrich lebte nach ihrem Tod auch weiterhin in Wittlich. 1926 heiratete Heinrichs Tochter Erna den Kaufmann Ernst Julius Diewald. Die Hochzeit wurde in Koblenz geschlossen, die Eheleute zogen anschließend nach Trier. Hier wurde 1928 Heinrichs Enkelsohn Heinz geboren.
Seine Tochter und ihre Familie zogen nach der Geburt des Kindes nach Wittlich. Hier arbeitete Heinrich Ermann mit seinem Schwiegersohn Ernst Julius als Viehhändler auf der Himmeroder Straße 40, wo Heinrich auch privat wohnte.

Heinrich Ermann und sein Schwiegersohn mussten als Folge des Novemberpogroms 1938 ihr Geschäft aufgeben. Auch das Haus der Familie war überfallen und die Wohnungseinrichtung zerstört worden. Während Heinrich, seine Tochter Erna und sein Enkelkind Heinz noch bis zum 27. September 1939 in Wittlich blieben, gelang Heinrichs Schwiegersohn Ernst Julius die Ausreise nach Belgien. Er hatten seinen herzkranken Vater Ferdinand Diewald im belgischen Eupen besucht und dafür ein dreimonatiges Visum erhalten. Er nutzte die Gelegenheit und blieb in Belgien, um die Emigration seiner Frau und des Sohnes vorzubereiten.

Heinrich, seine Tochter Erna und sein Enkelsohn Heinz zogen von Wittlich zunächst nach Köln. Ihre Adresse dort wird bei der Abmeldung mit „Hermann-Löns-Straße 2“ angegeben. Kurz darauf zogen sie weiter nach Düsseldorf. Für den 19. Oktober 1939 ist ihr Einzug im Haus Wagnerstraße 7 in Düsseldorf belegt. Heinrich Ermann und sein Bruder wurden als Untermieter der Familie Spiegel im Hausbuch eingetragen. Am 30. November 1939 wurde seine Schwiegertochter Erna Diewald mit ihrem Sohn wider aus dem Hausbuch ausgetragen. Als neue Adresse wurde „Brüssel, Belgien“ vermerkt. Ihnen gelang der illegale Grenzübertritt nach Belgien. Dort konnte sie zu ihrem Mann Ernst Diewald im Brüsseler Vorort St. Gilles. Der 65-jährige Heinrich Ermann und sein Bruder blieben in Düsseldorf.

Am 11. Dezember 1941 wurden Heinrich und sein Bruder Siegmund von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde Heinrich als Landwirt verzeichnet. Heinrich Hermann starb am 28. Februar 1942 im Ghetto. Aus dem Ghetto sind keine Dokumente überliefert, die Auskunft über den weiteren Weg von Heinrichs Bruder Siegmund geben. Auch er hat nicht überlebt.

Heinrichs Tochter Erna und sein Schwiegersohn Ernst Julius wurden nach der Besetzung Belgiens interniert. Später wurden vom Durchgangslager Drancy am 14. September 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo beide ermordet wurden.

Heinrich Ermanns Enkelkind Heinz gelangte mithilfe des französischen Widerstandes in ein jüdisches Kinderheim. Nach der Auflösung des Heims konnte er untertauchen und flüchtete später in die Schweiz und überlebte so den Holocaust. Auch Heinrichs Sohn Joseph überlebte den Holocaust und starb 1997 in Saarbrücken.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.