Gedenkbuch

Lippmann, Rosel Rosa

geb. Cahn

Am 30. Oktober 1901 wurde in Weitmar bei Bochum Rosel Cahn als Tochter von Salomon und Helene Cahn  geboren. Ihre Mutter Helene war eine geborene Gumpert und am 28. Juli 1869 in Werne an der Lippe zur Welt gekommen. Die Eltern ließen sich scheiden und ihre Mutter zog zu ihren ledigen Geschwistern Cäcilie und Louis Gumpert nach Werne. Dort wuchs auch Rosel auf.

Am 2. Dezember 1921 heiratete Rosel Cahn in Werne den Kaufmann Alwin Lippmann. Ihr Mann war am 21. Januar 1892 in Düsseldorf zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit wohnte das Paar zusammen in Düsseldorf in der Steinstraße 66. Ihr Ehemann Alwin Lippmann arbeitete in Düsseldorf als Kaufmann. Er war seit 1919 Mitinhaber der Metallverarbeitungsfirma Vogelsang in Düsseldorf.

Am 12. Oktober 1922 wurde in Düsseldorf ihre Tochter Hannelore geboren. 1924 gründete sie mit ihrem Mann die Offene Handelsgesellschaft A. Lippmann & Co., Grundstücksmakler, mit Sitz in Düsseldorf auf der Kreuzstraße 69. Am 14. März 1926 kam ihre Tochter Inge zur Welt.

Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Alltag der Familie immer schwieriger. Ihr Ehemann Alwin Lippmann engagierte sich stark in der Jüdischen Gemeinde und auch nach 1933 im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten. Er war auch Vorsitzender der Sportabteilung „SCHILD“ des RJF in Düsseldorf. Ob Rosel Lippmann oder ihre Töchter im SCHILD aktiv Sport betrieben, wissen wir leider nicht.

Am 11. August 1938 zog Rosel Lippmann mit ihrer Familie von der Charlottenstraße 36 in die Grafenberger Allee 88. Dort erlitten sie vermutlich die Überfälle auf jüdische Wohnungen während des Novemberpogroms 1938. Am 13. Dezember 1938 zog Rosel Lippmann mit ihrer Familie nach Werne. Dort wohnen sie zunächst in der Bonenstraße 20. Am 6. Februar 1939 zogen sie in die Steinstraße 33. Ihre Tochter Hannelore meldete sich von dort als „Haustochter“ am 18. September 1939 wieder nach Düsseldorf in die Harleßstraße 8 ab. Dort wohnte mittlerweile Rosel Lippmanns Mutter Helene Cahn, geborene Gumpert (28. Juli 1869 Werne an der Lippe – 21. September 1942 Treblinka).

Am 12. Januar 1940 meldete sich Rosel Lippmann mit der Familie von Werne nach Dortmund ab. Sie zog mit ihrem Ehemann und der jüngeren Tochter in das Haus Westenhellweg 91/93. Später war ihre Adresse Königswall 46. 

Am 27. April 1942 wurden Rosel Lippmann und ihr Ehemann und die beiden Töchter Hannelore und Inge von der Gestapo aus der Wohnung geholt. Am nächsten Tag wurden sie in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund gebracht. Am 30. April 1940 wurde die vier mit weiteren Dortmunder Juden in das Ghetto Zamość deportiert.

Im Ghetto von Zamość wurde ihr Ehemann Alwin Lippmann zum Kommandeur des jüdischen Ordnungsdienstes bestimmt, den er neu organisierte. Ihr Mann wurde von dem polnischen Judenratsvorsitzenden Mendel Garfinkiel als ungewöhnlich dynamische und kraftvolle Persönlichkeit geschildert. Er habe es verhindert, dass in den Ordnungsdienst Spitzel der Gestapo eingeschleust wurden. Die deutsche Verwaltung habe großen Respekt vor ihm gehabt. Einmal sei es ihm gelungen, alleine nach Lublin zu fahren und mit einem ganzen Waggon voller Lebensmittel zurückzukommen.

Nach der Auflösung des Ghettos am 16. Oktober 1942 wurden alle Juden aus Zamość in das 21 Kilometer entfernte Dorf Izbica getrieben und von dort in die Vernichtungslager nach Bełżec oder Sobibór deportiert. Darunter waren vermutlich auch Rosel Lippmann und ihre Töchter. Ihr Ehemann Alwin Lippmann konnte flüchten. Er wurde nach dem 24. August 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf