Gedenkbuch

Felsenthal, Herbert

Herbert Felsenthal wurde am 30. September 1902 in Düsseldorf geboren. Seine Eltern waren der Zigarrenhändler Erich Felsenthal (1874-1943) und dessen Frau Antonie, geborene Francken (1873-1943). Er blieb ein Einzelkind. Die Familie wohnte zunächst in der Graf-Adolf-Straße 14. Hier betrieb sein Vater Erich Felsenthal seinen Zigarrengroßhandel und Zigarrenversand. Sein Vater war seit 1922 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Auch über Düsseldorfs Grenzen hinweg war er eine bekannte Persönlichkeit. Er war tätig im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, in der Bnei Brith Loge und im Provinzialverband rheinischer Synagogen und in vielen weiteren Vereinen und Institutionen.

Herbert besuchte das Hohenzollerngymnasium, (heute: Görresgymnasium) und studierte anschließend Jura in Heidelberg, München und Berlin. Als Assessor arbeitete er nach dem Examen bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Außerdem wurde er Leiter des Jüdischen Jugendverbandes in Düsseldorf, so setzte er sich sehr für die Aufführung des „Jeremias“ von Stefan Zweig in Düsseldorf ein.

Seine Karriereplanung als Jurist wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten umgehend in Frage gestellt. Möglicherweise befürchtete Herbert Felsenthal zusätzlich eine konkrete Gefährdung. Am 5. März 1933 floh er über Aachen zunächst in die Niederlande. Dorthin folgte ihm wenig später seine schwangere Frau, Margarethe (Grete) Haymann. Sie hatten 1932 in Düsseldorf geheiratet. Ihr erstes Kind Stefan wurde am 16. April 1933 in Den Haag geboren. Von dort gingen sie nach Brüssel. Dort plante Herbert Felsenthal eine berufliche Zusammenarbeit mit seinem Schwager. 1938 lebten sie wieder in Den Haag, wo der zweite Sohn René am 28. Juli 1938 geboren wurde. In Den Haag arbeitete Herbert Felsenthal für eine australische Firma. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges stellte die Firma ihr niederländisches Engagement ein, so daß Herbert Felsenthal wieder arbeitslos wurde.

Als sie im Oktober 1940, wie alle jüdischen Flüchtlinge und Ausländer, die Küstenzone verlassen mussten, zogen sie nach Arnhem. Dort wohnten sie Amsterdamscheweg 222. Nach Arnhem zogen im gleichen Jahr auch seine Eltern. Die niederländische Zeitung „Arnhemsche courant“ vermerkte in der Ausgabe vom 2. November 1940 den Umzug von (seinem Vater) E.B. Felsenthal von Den Haag nach Velp.  Dort wohnten seine Eltern im Haus Arnhemerstraatweg 10. Eine weitere bekannte Adresse der beiden war Rijnkade 34 in Arnhem.

Im Dezember 1942 wurden seine Frau Grete Felsenthal, die Kinder und seine Eltern für kurze Zeit im Durchgangslager Westerbork interniert (bis Januar 1943). Ab dem 8. Januar 1943 waren sie dann in Amsterdam in der Hunzestraat 71 gemeldet. Im Juni 1943 wurde die gesamte Familie in Amsterdam verhaftet und ins Durchgangslager Westerbork gebracht. Von dort wurden seine Eltern im September ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Er selbst, seine Frau und seine beiden Kinder, deren Namen auf der sogenannten „Vierer-Liste“ standen (und deshalb vor einer Deportation nach Auschwitz bzw. Sobibor zunächst zurückgestellt wurden), wurden am 1. Februar 1944 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert.  Am 15. April 1945 wurde das Lager von der britischen Armee befreit. Herbert Felsenthal erlebte die Freilassung nicht mehr, er verstarb zwei Wochen zuvor am 30. März 1945 an Typhus. Seine Frau und seine beiden Söhne, die am 10. April 1945 in einen Zug mit weiteren Gefangenen wegtransport werden sollten, wurden in der Nähe von Tröbitz in der Niederlausitz befreit. Auch sie waren erkrankt, überlebten aber und kehrten später in die Niederlande zurück.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf