Gedenkbuch

Levison, Jakob

Am 13. Dezember 1908 kam Jakob Levison in Düsseldorf zur Welt. Er war das vierte Kind seiner Eltern Sally (Salomon) und Melanie Levison, geborene Wolff. Jakobs Bruder Max war am 11. September 1902 in Mönchengladbach geboren worden. Die Schwester Nelly folgte am 5. Dezember 1903 und der Bruder Norbert am 2. Januar 1905. 

Sein Vater Salomon Levison arbeitete als Bäcker und Konditor. Die Familie wohnte 1903 in Mönchengladbach in der Bahnhofstraße 48. Dann zog die Familie nach Düsseldorf.

Da Sally Levison am 21. Januar 1872 als holländischer Staatsbürger in Eindhoven zur Welt gekommen war, hatte auch seine Frau Melanie, die am 16. Mai 1876 in Böchingen geboren worden war, und die vier Kinder die holländische Staatsbürgerschaft.

Ende der 1920er Jahre wurde Jakob Levison in den Niederlanden gemustert und in das Militärregister aufgenommen. Ob er dort einen längeren Wehrdienst geleistet hat, geht aus den Akten leider nicht hervor. Sein Beruf wird im Register mit „Kaufmannslehrling“ angegeben. Auch seine Brüder finden sich im Militärregister.

Zunächst wohnte die Familie Levison in der Hohestraße 39, wo seine Eltern eine Konditorei und ein Lebensmittelgeschäft (auch als Kolonialwaren bezeichnet) betrieben. Am 8. Oktober 1935 zogen sie in die Hüttenstraße 25. Auch dort unterhielten sie ein Lebensmittelgeschäft. Der Umzug war möglicherweise eine Folge der Diskriminierungen seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Am 11. Juli 1936 verstarb sein Bruder Max Levison in Düsseldorf. Er wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Am 14. Juli 1937 emigrierte seine Schwester Nelly Levison nach Amsterdam. Im Jahr 1938 beschlossen auch die restlichen Mitglieder der Familie Levison das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen. Da die Levisons niederländische Staatsbürger waren, die Sprache beherrschten und auch Kontakte und wirtschaftliche Beziehungen dort hatten, war dies als Fluchtland natürlich die naheliegende Option. 

Da Sally Salomons verwitwete Schwester Elisabeth Henriette Levison (1874 Eindhoven – 1943 Auschwitz) in Zutphen lebte, wo sie bis 1935 mit ihrem Mann Izak Levison (1875 Zutphen -1935) eine Bäckerei betrieben hatte, fiel die Wahl auf diese kleine Stadt in der Provinz Gelderland. Am 20. Dezember 1938 meldete sich Jakob Levison zusammen mit seinen Eltern nach Zutphen in die Niederlande offiziell ab. Dort wohnten sie zunächst in der Bornhovestraat 15. 

Sein Bruder Norbert Levison lebte zwischenzeitlich in Ratingen, wo 1936 seine Tochter Ursel geboren wurde. Am 28. April 1938 war er von Ratingen nach Düsseldorf wieder in sein Elternhaus in der Hüttenstraße 25 gezogen. Am 3. August 1938 meldete er sich von dort nach Amsterdam ab. Seit dem 15. September 1938 wohnte er mit seiner Frau Erna, geborene Kahn (1905 Pirmasens -1943 Auschwitz), und der zweijährigen Tochter Ursel (1936 Ratingen -1943 Auschwitz) in Amsterdam in der Agamemnonstraat 10. Dort wohnte auch Martha Lode. Auch sie war aus Deutschland geflüchtet. Geboren worden war sie am 1. August 1910 in Duisburg.

Am 20. Mai 1942 heiratete sie Jakob Levison in Amsterdam. Zusammen zogen sie am gleichen Tag in die Amstellaan 29 III. Zuvor hatte Jakob Levison ab dem 30. Januar 1942 in Amsterdam in der de Lairessestraat 147 gewohnt.

Am 2. November 1942 verstarb in Zutphen sein siebzigjähriger Vater. Seine Schwester Nelly wohnte zusammen mit der Mutter Melanie Levison seit dem 9. März 1943 in der Cilliersstraat 11 in Amsterdam. Im Mai 1943 wurden die beiden im Durchgangslager Westerbork interniert. Für die Mutter ist belegt, dass sie sich in Baracke 63 befunden hat. Am 11. Juni 1943 wurden beide in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Jakob Levison war bereits am 21. Juli 1942  aus dem Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden. Nach der Ankunft in Auschwitz wurden nach der „Selektion“ 479 Männer als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Unter ihnen war auch Jakob Levison. Die vergebenen Häftlingsnummer waren 50403 bis 50881. Ob Jakob Levison sich die ganze Zeit im Stammlager Auschwitz befand, oder auf Arbeitseinsätze in Außenlager geschickt wurde, liess sich nicht klären. Belegt ist, dass er am 29. Januar 1945 als Häftling im Konzentrationslager Mauthausen aufgenommen wurde. Er erhielt die Gefangenennummer 124045. Als Beruf wurde Chauffeur eingetragen. Eine in der Nachkriegszeit erstellte Liste gibt an, er sei am 28. Februar 1945 in Mauthausen verstorben. Im handschriftlichen Totenbuch des Lagers wurde sein Tod  mit dem Datum 1. März 1945, 0.25 Uhr aufgrund „akut. Dickdarmkatarrh“ verzeichnet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf