Gedenkbuch

Diewald, Erna

geb. Ermann

Erna Ermann kam am 15. Juni 1902 in Wittlich als Tochter von Heinrich und Theresie Ermann, geborene Levy, zur Welt. Ihr Vater war am 7. Juni 1874 als Sohn von Joseph (1837-1905) und Johanna Ermann (1840-1906), geborene Juda, in Wittlich zur Welt gekommen. Ihre Mutter war  1875 in Konz geborenen worden.

Ihr Vater Heinrich Ermann arbeitete als Pferde- und Viehhändler. 1905 wurde Ernas Bruder  Joseph in Wittlich geboren. Er wurde nach seinem verstorbenen Großvater benannt. Am 23. September 1924 starb Ernas Mutter im Alter von 49 Jahren. Ihr verwitweter Vater Heinrich Ermann lebte nach ihrem Tod weiterhin in Wittlich.

Erna Ermann heiratete 1926 in Koblenz Julius Ernst Diewald. Ihr Mann wat am 13. Juli 1903 in Münstermaifeld als Sohn von Ferdinand und Regina Diewald, geborene Thal, zur Welt gekommen. Am 8. Juni 1928 kam in Trier ihr gemeinsamer Sohn Heinz zur Welt. Nach seiner Geburt zog Erna Diewald mit ihrer Familie in ihre Geburtsstadt. Dort arbeitete ihr Mann im Viehhandel ihres Vaters Heinrich Diewald. Die Familie wohnte im Haus in der Himmeroder Straße 40. Dort wohnten auch ihr Vater und ihr Onkel Siegmund Ermann, der seit dem Ersten Weltkrieg Invalide war.

Ihre Familie und der Viehhandel wurden im Zuge des Pogroms 1938 überfallen. Danach musste ihr Mann sein Geschäft aufgeben. Als ihr Mann seinen erkrankten Vater Ferdinand Diewald in Eupen in Belgien besuchte, erhielt er für den Besuch ein dreimonatiges Aufenthaltsvisum. Dies nutzte er zur Flucht aus Nazi-Deutschland. Erna Diewald wohnte bis zum 27. September 1939 in Wittlich. Dann zog sie mit ihrem Vater und ihrem Onkel Siegmund Ermann zunächst nach Köln. Ihre Adresse dort wird bei der Abmeldung mit „Hermann-Löns-Straße 2“ angegeben. Kurz darauf zog sie mit ihrem Sohn, ihrem Vater und ihren Onkel weiter nach Düsseldorf. Für den 19. Oktober 1939 ist ihr Einzug im Haus Wagnerstraße 7 in Düsseldorf belegt. Ihr Vater und ihr Onkel wurden am gleichen Tag als Untermieter der Familie Spiegel im Hausbuch eingetragen. Am 30. November 1939 wurde Erna Diewald mit ihrem Sohn aus dem Hausbuch ausgetragen. Als neue Adresse wurde „Brüssel, Belgien“ vermerkt. Ihr gelang zusammen mit ihrem Sohn der illegale Grenzübertritt nach Belgien. Dort konnte die Familie sich im Brüsseler Vorort St. Gilles wieder vereinen.

Obwohl sich Belgien zunächst als relativ sicherer Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge erwies, gab es in der belgischen Gesellschaft und Politik heftige Diskussionen über den Zustrom von Flüchtlingen. Eine Maßnahme der belgischen Regierung bestand darin, mehrere Lager für deren Unterbringung einzurichten. Ab Endes des Jahres 1938 wurden jüdische Flüchtlinge in Brüssel und Antwerpen gezielt in verschiedenen Zentren untergebracht. 

Als die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 in das neutrale Belgien einfiel, verhaftete die belgische Polizei Tausende von männlichen deutsch-jüdischen Flüchtlingen, und schob sie nach Südfrankreich ab, wo die meisten von ihnen in das Internierungslager Saint-Cyprien bei Perpignan eingewiesen wurden. Auch ihr Mann Julius Ernst Diewald war unter den Verhafteten und befand sich seit dem 15. Mai 1940 in Saint Cyprien. Ende des Jahres 1940 wurde das Lager geschlossen und fast 4000 meist jüdische Menschen in die Lager Gurs oder Les Milles transportiert. 

Viele Frauen der Verhafteten, die in Brüssel ausgeharrt hatten, versuchten nun  in die Nähe ihrer Ehemänner zu gelangen. Doch der Grenzübertritt von Belgien nach Südfrankreich konnte in der Regel nicht legal erfolgen. Erna Diewald konnte im Juli 1941 zusammen mit ihrem Sohn und einem Fluchthelfer in den unbesetzten Teil Frankreichs. In der Zwischenzeit wurde ihr Vater Heinrich Ermann, der in Düsseldorf geblieben war, am 11. Dezember 1941 ins Ghetto Riga deportiert.

Ihren Sohn Heinz konnte sie einen Platz in einem jüdischen Kinderheim bei Limoges verschaffen. Einige der Kinder wurden später mithilfe französischer Widerstandskämpferinnen versteckt und damit gerettet. Unter den so überlebenden Kindern war auch Heinz Diewald.

Wie viele andere Frauen der Verhafteten befand sich Erna Diewald mittlerweile in Marseille. Erna Diewald lebte im Hotel Bompard. Dort hatten viele vormals deutsch-jüdische Frauen und Kinder eine Unterkunft gefunden. Am 3. August 1942 fand dort eine Razzia statt und Erna Diewald kam mit anderen Frauen und Kindern in das Lager Les Milles.

Erna Diewald wurde am 5. August 1942 aus Les Milles nach Chalons sur Saone gebracht. Von dort kam sie in das Durchgangslager Drancy bei Paris. Erna Diewald war in dem Transport, der Drancy am 14. August 1942 mit Ziel Auschwitz verliess. Der Zug mit 991 Menschen traf am 16. August im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein. Nach der Selektion wurden 115 Männer, die die Nummern 59229 bis 59343 erhielten, als Häftlinge in das Lager aufgenommen, unter ihnen war der frühere Düsseldorfer Max Berger. Die übrigen 876 Menschen, unter ihnen Erna Diewald, wurden direkt nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. Das Todesdatum ihres Mannes wird mit dem 14. Oktober 1942 in den Sterbebüchern vermerkt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf