Gedenkbuch

Cahn, Johanna

geb. Herz

Am 31. Januar 1893 kam Johanna Herz als Tochter von Siegmund und Fanni Herz, geborene Gutenstein, in Düsseldorf zur Welt. Sie hatte vier Geschwister: Alfred Herz (geboren 1888), Siegfried Herz (geboren 1886), Selma Herz (geboren 1899) und Emmi Herz (geboren 1898).

Johanna Herz heiratete Hermann Cahn. Ihr Mann war am 18. Januar 1894 in Beckrath bei Rheydt als Sohn des Ehepaars Jacob und Henriette Cahn, geborene Harf, zur Welt gekommen. Er hatte zehn Geschwister, von denen viele ebenfalls in Düsseldorf lebten.

Ihr erster Sohn Helmut wurde am 25. August 1923 in Düsseldorf geboren. Zwei Jahre später, am 17. August 1925, kam Sohn Günter zur Welt. Hermann Cahn arbeitete als Vertreter. Die Familie wohnte in der Bilker Allee 136.

Nach 1933 wurde es für ihn immer schwerer, die Familie finanziell durchzubringen. Helmut und Günter besuchten zunächst die Schule an der Kirchfeldstraße, mussten dann aber in die 1935 eröffnete Jüdische Schule auf der Kasernenstraße wechseln. Einige der Zeichnungen, die Helmut und Günter Cahn im Kunstunterricht des Malers Julo Levin anfertigten, sind erhalten geblieben. Am 17. September 1938 feierte Günter seine Bar Mitzwa. Knapp zwei Monate später wäre auch die Familie Cahn während der Pogromnacht von Nazischlägern überfallen worden, wenn nicht ein Nachbar dies verhindert hätte: Er schickte seinen Sohn in HJ-Uniform vor die Tür – und welcher Hitlerjunge würde schon auf dem Treppenabsatz eines Hauses, in dem Juden wohnten, sitzen?

Das Ehepaar Cahn entschied, ihre beiden Söhne nach Großbritannien zu schicken. Dort durften sie am 27. März 1939 mit einem „Kindertransport“ einreisen. Günter wurde im Sommer 1940 von britischen Behörden als „Enemy Alien“ („feindlicher Ausländer“) nach Kanada deportiert, sein Bruder konnte in England bleiben. 

Johanna und Hermann Cahn blieben im regen Briefkontakt mit ihren Söhnen, solange es ging. Am 15. April 1940 schrieb das Ehepaar Cahn: „Meine innigst geliebten guten Kinder (…) Hoffentlich versöhnen sich die Menschen jetzt bald und wollen wir den lb. Gott bitten, dass er zu einem baldigen Frieden hilft.“

Auch sie versuchten vergeblich auszuwandern. Am 1. November 1941 schickten sie die letzte Nachricht über das Rote Kreuz an ihre Söhne: „Liebe Kinder! Wir siedeln in den nächsten Tagen um. Sorgt Euch nicht. Sobald wir dort sind, teilen wir Euch die neue Adresse mit. Eure Eltern.“

Am 10. November 1941 wurden Hermann und Johanna Cahn von der Martinstraße 72 ins Ghetto von Minsk deportiert. Bis 1943 konnten sie im Ghetto überleben, dann verliert sich ihre Spur. Sie haben nicht überlebt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf