Gedenkbuch

Fröchtling, Margarete (Grete)

geb. Stahlberg

Margarethe Stahlberg kam am 2. Dezember 1896 in Düsseldorf als Tochter von Siegfried und Thekla Stahlberg, geborene Spanier, zur Welt. Sie hatte noch eine Schwester, Elli, die 1902 geboren wurde.

Margarethe, in der Familie Grete genannt, heiratete 1920 den nicht-jüdischen Rechtsanwalt Dr. Kurt Fröchtling. Am 5. Juli 1921 kam Tochter Lore in Mönchengladbach zur Welt. Ein Handelsregistereintrag aus dem Jahr 1924 zeigt, dass Gretes Mann und ihr Vater gemeinsam beruflich tätig waren: „Rheinmühlen-Actien-Gesellschaft, Vorstand: S. Stahlberg, Düsseldorf, Dr. Kurt Fröchtling, Düsseldorf.“ Ab 1929 wohnte das Ehepaar Fröchtling in der Schillerstraße 65.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1941 verlor Margarethe Fröchtling den Schutz, den sie in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ bis dahin noch hatte. In der Folgezeit wurden Margarethe Fröchtling und ihre Tochter Lore von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ständig unter Druck gesetzt. Carl Hilgers gab nach dem Krieg zu Protokoll: „[der Gestapobeamte]
Pütz hielt im März 1942 in der der Lore Fröchtling gehörigen Wohnung Schillerstr. 65 eine Haussuchung ab. Die dort ebenfalls wohnende Mutter, die jüdische Witwe Grete Fröchtling, geb. Stahlberg, Ehefrau des 1941 verstorbenen „arischen“ Rechtsanwaltes Dr. Kurt Fröchtling, und deren Tochter Lore wurden unter großen seelischen Druck gehalten, indem die Wohnung wider besseres Wissen als Judenwohnung bezeichnet wurde. Das der Lore Fröchtling gehörige Radio wurde versiegelt, ein Teil ihrer Bücher beschlagnahmt. […] Pütz nahm für Soldaten im Felde bestimmte, fix und fertig gepackte Päckchen mit Zigaretten an sich, ebenfalls eine Flasche Cognac. Die ganze unwürdige Art und Weise seines Auftretens, seine Redensarten versetzten die Anwesenden in große seelische Erregung. Gegen den 13.4.1942 stellte Pütz die Mutter Grete Fröchtling zum Abtransport nach Polen ab, unter Trennung ihrer einzigen Tochter Lore. Alle Bitten, besonders im Hinblick auf die Verdienste des verstorbenen Dr. Fröchtling, vom Abtransport abzusehen, sind vergebens.

Margarethe Fröchtling wurde am 22. April 1942 ins Ghetto Izbica im Bezirk Lublin deportiert und wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibór ermordet.

Lore Fröchtling lebte nach der Deportation ihrer Mutter bei deren Schwester Elli Hilgers. Carl Hilgers konnte als Nicht-Jude seine Frau und seine Nichte bis zum Herbst 1944 schützen. Als Elli Hilgers die Aufforderung erhielt, sich am 17. September 1944 am Sammelpunkt Schlachthof – also zur Deportation – einzufinden, nahm sie sich am selben Tag das Leben.

 Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf