Gedenkbuch

Mildenberg, Hermann

Der Kaufmann Hermann Mildenberg wurde am 24. Juli 1868 in Aßlar im Kreis Wetzlar geboren. Seine Eltern waren die Eheleute Feidel und Helene Mildenberg, geborene Mayer. Hermann Mildenberg heiratete Rosalie Oster aus Mogendorf. Die beiden hatten drei Söhne: Norbert kam am 12. Juni 1894 in Aßlar zur Welt. Es folgte Louis am 15. Mai 1897 und als letzter wurde Kurt am 29. März 1901 geboren. 1909 lebte er noch in Aßlar. Er inserierte im Israelitischen Familienblatt im November, dass er per sofort ein israelitisches junges Mädchen zur Stütze der Frau suche. 

Am 10. Juni 1925 verstarb seine Frau in der Anstalt von Dr. Herz in Bonn. Im Israelitischen Familienblatt schaltete er in der Ausgabe vom 25. Juni 1925 eine Traueranzeige. „Heute nachmittag 6 Uhr entschlief sanft nach kurzem, schwerem Leiden meine innigstgeliebte Frau, unsere treue, über alles geliebte Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Hermann Mildenberg, Rosalie geb. Oster im 56. Lebensjahre. Hermann Mildenberg, Norbert Mildenberg, Louis Mildenberg, Kurt Mildenberg. Düsseldorf, Selters, Gießen, Aßlar, Frankfurt a. Main, den 10. Juni 1925. Die Beerdigung hat am Freitag, dem 12. Juni 1925, in Düsseldorf stattgefunden.“

Zusammen mit seinen Söhnen lebte Hermann Mildenberg in den 1920er Jahren bereits in Düsseldorf. Sein Sohn führte die Firma „Norbert Mildenberg“. In den 1920er Jahren inserierte er unter seinem Namen „Werkzeugmaschinen aller Art“. Es gab eine Dependence in Berlin, Steglitzerstraße 66 und eine in Düsseldorf, Graf-Adolf-Straße 17. Für letztere waren als Inhaber seine Söhne Louis und Kurt Mildenberg eingetragen. Louis, Kurt und Hermann Mildenberg wohnten in Düsseldorf in der Hüttenstraße 25. Am 14. August 1928 verstarb sein Sohn Kurt Mildenberg. Der 27-jährige wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof begraben.

In der Ausgabe vom 21. Juli 1938 vermeldete die Zeitung des Central-Vereins unter der Rubrik „Aus den Familie“: „Hermann Mildenberg (Düsseldorf) vollendet am 24. Juli sein 70. Lebensjahr.“

Hermann Mildenberg und sein Sohn Louis mussten nach der Pogromnacht 1938 ihre Wohnung in der Hüttenstraße 25 verlassen und zogen zusammen mit ihrer Haushälterin Jenny Hopp (geboren 1889) am 2. Februar 1939 in die Schützenstraße 39. Am 15. Mai 1941 heiratete sein Sohn Louis Mildenberg Selma Ochsler, geborene Winter, aus Düsseldorf. Sie zog offiziell am nächsten Tag von der Pionierstraße 87 ebenfalls in die Schützenstraße 39.

Sein Sohn Norbert Mildenberg wurde am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Knapp einen Monat später wurde sein Sohn Louis Mildenberg wurde zusammen mit seiner Ehefrau Selma und der Haushälterin Jenny Hopp mit dem nächsten Deportationstransport ins Ghetto Minsk deportiert. 

Der 73-jährige Hermann Mildenberg zog nach der Deportation seiner Söhne in das Altersheim der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Am 24. November 1941 wurde ihm in einem Formschreiben aus dem Ghetto Litzmannstadt/Łódź mitgeteilt, dass sich „Herr Norbert Mildenberg, hier Fischstraße 15, Raum 8“ gesund befinde und dass Geldsendungen erlaubt seien. 

Hermann Mildenberg wurde aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 74-jährige verstarb im Ghetto am 31. Juli 1942. Keiner der engsten Familie überlebte.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf