Cahn, Julie
geb. DanielJulie Daniel kam am 23. April 1885 in Friemersheim als Tochter von Philipp und Sara Daniel, geborene Meier, zur Welt. Sie hatte noch zwei ältere Bruder: Jakob und David.
Sie heiratete den Kaufmann Max Cahn. Ihr Mann war am 4. Dezember 1884 in Beckrath als Sohn von Jacob und Henriette Cahn, geborene Harf, zur Welt gekommen. Er hatte sieben Geschwister.
Nach der Hochzeit bezogen Julie und Max Cahn eine gemeinsame Wohnung. Ihr Mann Max betrieb in der Karolingerstraße 88 im Keller eine Werkstatt für Bildvergrößerungen und Bilderrahmen. Am 3. November 1919 kam ihr Sohn Kurt zur Welt. Die Tochter Irmgard folgte am 8. April 1921.
Viele der Geschwister ihres Mannes wohnten in Düsseldorf oder der nahen Umgebung. Ihr Schwager Hermann Cahn wohnte mit seiner Familie in der Martinstraße 73. Er war ausgebildeter Fotograf und arbeitete einige Zeit bei ihrem Mann in der Fotowerkstatt.
Ihr Sohn Kurt Cahn absolvierte nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Handelsangestellten. Er war 19 Jahre alt, als er mit seinem Vater Max Cahn während der Pogromnacht 1938 in der Wohnung der Familie in der Karolinger Straße 88 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau überführt wurde. Beide wurden im Konzentrationslager Dachau bis 15. Dezember 1938 festgehalten. Vom 16. bis 24. Mai 1939 waren beide ein weiteres Mal zusammen im Justizgefängnis Düsseldorf eingesperrt.
Seit September 1939 musste ihr Mann Max Cahn als jüdischer Zwangsarbeiter für die Stadt Düsseldorf arbeiten. Auch ihr Schwager Hermann und weitere Verwandte befanden sich im „geschlossenen jüdischen Arbeitseinsatz“. Ihr Schwager Hermann Cahn schrieb am 16. Dezember 1939 an seine im Ausland befindlichen Söhne Günter und Helmut: „ich bin seit dem 4. mit allen Anderen am Ausstellungsgelände am Arbeiten, wir 6 Cähne und unsere 3 Herzen.“
Am 27. Oktober 1941 wurde Julie Cahn mit ihrem Mann und den beiden Kindern in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort musste die Familie in das Zimmer 9 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 ziehen. Anfang Mai 1942 bekam die Familie Cahn die Aufforderung, aus dem Ghetto „ausgesiedelt“ zu werden. Durch ein Schreiben des „Düsseldorfer Kollektivs“ vom 11. Mai 1942, in dem auch auf die Arbeitsstellen von ihrem Mann Max und ihrem Sohn Kurt Cahn verwiesen wurde, konnten sie erreichen, vom XII. „Aussiedlungstransport“ am 15. Mai 1942 zurückgestellt zu werden. Am 4. Juni 1942 konnte die Familie in die Wohnung 11 in der Bierstraße 53 umziehen. Am 31. Juli 1942 wurde ihr Mann Max Cahn vom Spital I des Ghettos als Patient aufgenommen. Während der „Ghetto-Sperre“ im September 1942 wurden Julie Cahn und ihr Mann aus dem Ghetto „ausgewiesen“ und im Vernichtungslager Chełmno ermordet.
Ihre Kinder Kurt Cahn und Irmgard Cahn überlebten diese „Aktionen“. Kurt Cahn arbeitete u.a. als Stenotypist im Zentralbüro des Arbeitsressorts, zuletzt in der Spinnerei des Ghettos. Sein Name steht wie der seiner Schwester Irmgard auf einer Liste von „Auszusiedelnden“ am 11. Juli 1944. Beide wurden im Vernichtungslager Chełmno ermordet.