Gedenkbuch

Salm, Josef

Am 10. April 1883 kam Josef Salm in Neuss zur Welt. Seine Eltern, der Metzger Meyer Salm (1838-1906) und die aus Osterrath stammende Pauline Kiefer (1845-1918) hatten 1873 geheiratet. Zuvor war sein Vater bereits mit Amalie Schieren verheiratet gewesen. Josef Salm hatte daher sechs Geschwister und zwei Halbbrüder.

Josef Salm wurde im Haus seiner Eltern in der Oberstraße 80 in Neuss groß. Am 7. Mai 1897 zog er im Alter von 14 Jahren nach Essen-Borbeck, kehrte aber nach sechs Jahren, am 5. Oktober 1903, zu seinen Eltern in die Oberstraße 80 zurück. Am 16. Oktober 1909 trat er seinen Militärdienst an. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kam er am 26. Oktober 1919 nach Erwitte, Westfalen. Vermutlich im Jahr 1922 zog er nach Düsseldorf in die Immermannstraße 67.

Josef Salm, der Berta Lilienfeld geheiratet hatte, war Inhaber des Textilhauses Salm. Er stand der SPD nahe und wurde so in mehrfacher Hinsicht in der NS-Zeit verfolgt. Infolge der „Arisierungen“ nach der Pogromnacht 1938 musste Josef Salm sein Geschäft aufgeben, am 6. Januar 1939 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht. In der im Oktober 1941 ausgefüllten Vermögenserklärung gab Josef Salm ein Gesamtvermögen in Höhe von 61.910,49 RM an, darin war auch eine Lebensversicherung enthalten.

Josef Salm wurde am 27. Oktober 1941 mit seiner Frau von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie in das Zimmer 1 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Am 5. und 6. Dezember 1941 versuchten sie zwei Postkarten an Verwandte und Freunde in Bonn und Aachen zu verschicken. Darin berichteten sie von den lebensbedrohlichen Bedingungen im Ghetto. Josef Salm ergänzte auf der Postkarte an Leo Abraham im Israelitischen Altersheim in Aachen: “Nur gesund bleiben! Viele Grüße an alle Freunde (…)“. Auf die Karte an die Familie von Siegfried Leopold in Bonn notierte er: „Eure warmen Sachen sind unbezahlbar“. Sie baten in beiden Postkarten inständig um Geldsendungen: „Geldsendungen sind hier sehr erwünscht.“ und „Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns Geld senden würdet.“ Die Postkarten erreichten ihre Empfänger aber nie, sie wurden beschlagnahmt.

Im Dezember 1941/Januar 1942 erhielt Josef Salm eine Zahlung über 19,60 Mark. Er führte davon zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab. Vom 1. bis zum 7. Januar 1942 musste er im Krankenhaus des Ghettos behandelt werden. Josef Salm wurde 1942 während der Mai-Deportationen aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź gebracht und in Chełmno ermordet, ob am 7. Mai 1942 mit dem IV. Transport, ist nicht bekannt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf