Gedenkbuch

Lehmann, Emil

Emil Lehmann kam am 17. März 1865 als Sohn des Kaufmanns Abraham Lehmann und seiner Frau Sara, geborene Gottschalk, in Neuss zur Welt. Mit Sophie (geboren 1856), Henriette (geboren 1860), Salomon (geboren 1860), Isidor (geboren 1861) und Wilhelmine (geboren 1862) hatte er fünf Geschwister.
Am 27. Juli 1869 verstarb Emils Mutter mit 43 Jahren. Sein Vater Abraham heiratete 1871 Friederike Meyer. Mit Maximilian (geboren 1872), Caroline (geboren 1873), Johanna (geboren 1874), Jeanette (1876), Heinrich (geboren 1877), Leo (geboren 1879) und Moritz (geboren 1881) bekam Emil sieben Halbgeschwister.

Am 25. Februar 1896 heiratete Emil Lehmann die 25-jährige Bertha Hirsch aus Sehl bei Cochem (1870-1940). Die Eheleute bekamen mit Selma (geboren 1897), Arthur (geboren 1900) und Marianne (geboren 1904) drei Kinder. Die Familie wohnte in Neuss am Büchel 5, wo Emil Lehmann das Textilwarengeschäft „Abr. Lehmann“ führte, welches er im Januar 1896 von seinem Vater Abraham Lehmann übernommen hatte. Zuvor hatte er als Angestellter im väterlichen Betrieb gearbeitet. Sein Vater Abraham Lehmann war seit 1849 Inhaber des Textilwarengeschäfts. 1891 kam es zu einem Einbruch, worüber in der Neusser Tageszeitung berichtet wurde.
Am 10. Mai 1899 verstarb Emils Vater Abraham mit 74 Jahren in Neuss.

Emil Lehmann war integriertes Mitglied der jüdischen Gemeinde in Neuss und gehörte mindestens in den Jahren 1912 und 1913 dem Vorstand an.

Emil Lehmanns Sohn Arthur arbeitete als Steuerberater in Mönchengladbach. Nach der Machtübernahme 1933 wurde ihm die Zulassung entzogen. Er versuchte sich daraufhin in Frankfurt am Main als Makler eine neue Existenz aufzubauen, was aber wegen der antisemitischen Grundstimmung nicht gelang. Er kehrte nach Neuss zu seinen Eltern Emil und Bertha Lehmann zurück. Vom 15. März 1937 bis zum 30. Oktober 1937 war Arthur als Leiter der Deutsch-Palästinischen Verkehrsgesellschaft in Düsseldorf tätig. Am 18. März 1938 emigrierte er nach Palästina.

Emils älteste Tochter Selma heiratete Siegfried Leyser. Die Eheleute zogen 1930 nach Wuppertal-Elberfeld.

Die jüngste Tochter Marianne Lehmann heiratete den Kaufmann Walter Hirsch und wohnte mit ihm weiterhin in ihrem Elternhaus in Neuss. 1937 kam Emils Enkeltochter Ruth zur Welt. Emils Schwiegersohn Walter Hirsch emigrierte im August 1939 nach England, während Emils Tochter Marianne und sein Enkelkind Ruth in Neuss blieben. Ihnen gelang die Emigration nicht.

Emils Frau Bertha Lehmann verstarb am 27. September 1940. Der Witwer Emil Lehmann wohnte noch zwei weitere Jahre in Neuss. Im Oktober 1941 nahm er Adolf Cohen bei sich auf. Der inzwischen verwitwete Kaufmann Adolf Cohen hatte mit seiner Familie ebenfalls in Neuss gelebt. Nach der Emigration der Tochter war er zu Emil Lehmann gezogen, die sich vermutlich über die jüdische Gemeinde kannten.

Emils Tochter Marianne Hirsch, geborene Lehmann, wurde gemeinsam mit ihrer Tochter Ruth am 11. Dezember 1941 über Düsseldorf in das Ghetto Riga deportiert. Im selben Transport befand sich Emils Tochter Selma Leyser, geborene Lehmann. Nur von ihr gibt es letzte Spuren: 1944 wurde sie von Riga in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Von dort kam sie in das Konzentrationslager Stutthof, wo ihr Tod am 20. November 1944 vermerkt wurde.

Der 77-jährige Emil Lehmann wohnte noch bis Mai 1942 in Neuss und zog am 22. Mai 1942 nach Düsseldorf, wo er bis zu seiner Deportation in der Kurfürstenstraße 59 wohnte. Er wurde am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Aus dem Ghetto wurde er am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo er ermordet wurde.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.