Gedenkbuch

Levison, Ursel

Am 11. Juni 1936 kam Ursel Levison in Ratingen zur Welt. Ihre Eltern, der Kaufmann Norbert Levison und dessen Frau Erna Kahn, hatten am 25. Mai 1934 in Ratingen geheiratet. Ursels Mutter war am 1. Mai 1905 in Pirmasens zur Welt gekommen. Ihr Vater Norbert war am 2. Januar 1905 in Mönchengladbach geboren worden.

Ursel wuchs in Ratingen in der Bechemer Straße 2 auf. Dort wohnen auch ihre Großeltern mütterlicherseits. Ferdinand und Celestine Kahn unterhielten in Raingen ein Haushaltswarengeschäft am Markt.

Als Ursel fast zwei Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach Düsseldorf. Am 28. April 1938 bezogen sie eine Wohnung im Elternhaus ihres Vaters in der Hüttenstraße 25 in Düsseldorf. Hier wohnten Ursels Großeltern väterlicherseits: Sally und Melanie Levison, geborene Wolff.

Da Ursels Vater und dessen Familie niederländische Staatsbürger waren, beschlossen sie in die Niederlande zu gehen, um dort ein Leben ohne Diskriminierung und Judenverfolgung zu führen.

Am 3. August 1938 meldete sich ihr Vater Norbert Levison offiziell bei den deutschen Behörden nach Amsterdam ab. Seit dem 15. September 1938 wohnte Ursel mit ihren Eltern in Amsterdam in der Agamemnonstraat 10. Das Haus, im Amsterdamer Süden gelegen, war relativ modern, da es erst 1930 errichtet worden war.

Im Mai 1940 überfiel die deutsche Wehrmacht die Niederlande und in der Folgezeit war die jüdische Familie Levison dort auch nicht mehr sicher.

Ihre Eltern versuchten sich in Amsterdam mit der Reparatur von Oberhemden finanziell über Wasser zu halten. Sie inserierten zum Beispiel am 30. Januar 1942 eine diesbezügliche Anzeige im „Het Joodsche Weekblad“.

Am 20. Juni 1943 wurde die siebenjährige Ursel und ihre Eltern zusammen mit der jüdischen Bevölkerung aus der Nachbarschaft verhaftet. Sie wurden im Durchgangslager Westerbork interniert. 

Am 31. August 1943 wurden sie aus dem Lager mit Ziel Auschwitz deportiert. Der Zug traf am 2. September 1943 mit 1004 Menschen im Lager Auschwitz ein. Nach der „Selektion“ an der Rampe wurden 259 Männer und 247 Frauen als Häftlinge in das Lager aufgenommen. Die übrigen 498, darunter Ursel und ihre Mutter, wurden ermordet.

Am 8. Oktober 1943 wurden aus dem KZ Auschwitz 1032 jüdische Häftlinge in das Konzentrationslager Warschau überstellt. Unter den Häftlingen befand sich vermutlich auch ihr Vater Norbert Levison. Das Konzentrationslager Warschau war im Sommer 1943 auf den Ruinen des Warschauer Ghettos errichtet worden. Die Häftlinge wurden dort zur Zwangsarbeit eingesetzt. Viele starben an Typhus. Ursels Vater Norbert Levison starb dort am 31. Januar 1944.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf