Gedenkbuch

Silberstein, Sally

Sally Silberstein stammte aus Moers am Niederrhein, wo er am 16. Dezember 1863 zur Welt gekommen war. Seine Eltern, Louis und Helene Silberstein, geborene Leiser, führten das Textilgeschäft „Leiser-Silberstein“ in Moers am alten Markt. Sally Silberstein hatte fünf Geschwister: Leopold (geboren 1857), Henriette (1859-1932), Johanna (1861-1942), Moritz (1866-1956) und Hermann (geboren 1868).

1893 heiratete Sally Silberstein in Stargard Flora Pieck. Seine Frau war am 3. April 1869 in Damnitz bei Stargard zur Welt gekommen. Am 25. Juni 1896 wurde der gemeinsame Sohn Kurt in Düsseldorf geboren. Die Tochter Herta folgte am 7. November 1899.

Sally Silberstein führte in Düsseldorf die Modewarenhandlung „Gustav Pieck & Cie“ auf der Schadowstraße 39. Die Familie wohnte seit 1913 in der Steinstraße 67. Im selben Haus wohnte Mitte der 1930er Jahre auch die Familie Katzenstein. Günther Katzenstein, der Deportation und Judenverfolgung überlebte, erinnerte sich 1998 in einem Interview mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf an die Ereignisse der Pogromnacht 1938: „So, wie die abgezogen sind, von unserer Wohnung sind sie raufgegangen zu einer Familie Silberstein, die hat auf dem dritten Stock oben gewohnt. Und das war eine fürchterliche Sache dort. Das war eine Mutter, die gelähmt war, und die Tochter hat die ganze Zeit, das ganze Leben hat sie mit der Mutter verbracht und ebenso gab es einen Bruder, ja. Die Frau dort, die dort oben gelegen hat, die hat man aus dem Bett rausgeworfen, man hat sie aber nicht… man hat ihr nichts gemacht, weil die Tochter hat gebeten, man solle nichts machen, die war ja schon gelähmt und alles. Ich hab’ gesehen die Sache, es war furchtbar. Jedenfalls, wir waren ja nur zwei jüdische Familien in dem Haus, und dann sind sie abgezogen, zum anderen Haus, dort gab es eine Familie Stern, im Haus nebenan. Haben sie denselben Mist gemacht.“

Am 18. Dezember 1939 zog Sally Silberstein mit seiner Frau und den beiden erwachsenen Kindern in die Adersstraße 8. In diesem Haus wohnte seit 1939 auch Anna Perlmann. Sein Sohn Kurt und sie wurden ein Paar und heirateten 1941. Am 10. November 1941 wurden seine Kinder Kurt und Herta Silberstein vom Düsseldorfer Güterbahnhof Derendorf in das Ghetto Minsk deportiert.

Sally Silberstein und seine Frau Flora zogen am 14. November 1941 in das Altersheim der Jüdischen Gemeinde in die Grafenberger Allee 78. Seine Frau verstarb am 10. Juni 1942 in Düsseldorf. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Sally Silberstein wurde am 21. Juli 1942 vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Aus dem Ghetto wurde er am 21. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf