Gedenkbuch

Schreiber, Johanna

geb. Faber

Am 30. Oktober 1881 kam in Karlsruhe Johanna Schreiber zur Welt. Ihre Eltern Salomon und Bonette Faber, geborene Maendle, hatten noch fünf weitere Kinder: Flora (1877-1942), Jacob (1878-1946), Manfred (1879-1944), Hermann (1883-1948) und Sidonie (geboren 1887). Floras Vater arbeitete als Kaufmann. Als Johanna Faber 17 Jahre alt war, verstarb ihr Vater in Karlsruhe.

Ihre Schwester Flora war 1900 nach ihrer Hochzeit mit Ludwig Lazarus nach Düsseldorf gezogen. Auch ihr Bruder Manfred Faber zog nach seinem Studium in Karlsruhe zunächst zu ihnen nach Düsseldorf. 1914 zog er dann nach Köln und arbeitete dort als Architekt. Auch Johannas Schwester Sidonie lebte mit ihrem Mann Cornelius Bischof in Düsseldorf. Das Paar wohnte in der Pionierstraße 3. 

Im Oktober 1913 wollte 1913 bereits in Wiesbaden. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch ledig und auf der Passagierliste des Dampfschiff „König Friedrich August“ wurde ihr Beruf mit Kunstzeichenlehrerin angegeben. Sie hatte ein 1. Klasse Ticket der Hamburg-Amerika Linie von Hamburg nach Buenos Aires mit Zwischenstationen Boulogne, Southampton, Rio de Janeiro und Montevideo gebucht. Mit an Bord war ihr Bruder Jacob Faber, der zu diesem Zeitpunkt schon in Buenos Aires in Argentinien lebte.

Später muss Johanna Faber einen Alfred Schreiber heiratet haben. Präzisere Informationen haben wir leider nicht. Eine Zeitlang muss sie in Jugenheim im Kreis Mainz gewohnt haben. Später lebte sie zusammen mit der Mutter Bonette Faber in Wiesbaden. Am 1. März 1932 verstarb dort Bonette Faber im Alter von 83 Jahren. Ihr Mutter hatte zuletzt in der Rheingauer Straße 8 gewohnt.

In Wiesbaden wohnte Johanna Schreiber in den 1930er Jahren in der Eltvillerstraße 7. Diese Adresse verzeichnete die Devisenstelle der Landeszentralbank Frankfurt am Main.

Am 13. Oktober 1938 zog Johanna Schreiber für einige Wochen zu ihnen nach Düsseldorf in die Karlstraße 95. Mitte Dezember 1938 meldete sie sich wieder nach Wiesbaden ab.  Zu dieser Zeit befand sich ihr Schwager Ludwig Lazarus in Haft. Möglicherweise wollte Johanna ihrer Schwester Flora in dieser schweren Zeit beistehen. Kurz nach der Entlassung verstarb ihr Schwager Ludwig Lazarus am 19. August 1939 in Düsseldorf.

Ab dem 28. März 1940 zog Johanna Schreiber endgültig zu ihrer Schwester Flora nach Düsseldorf. Die beiden Schwestern mussten in ihrem Haus weitere Untermieter aufnehmen. Am 10. November 1941 wurde Johanna mit dem zweiten großen Deportationstransport aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in das Ghetto von Minsk deportiert. Auf der Deportationsliste wird ihr Beruf mit Sängerin angegeben. Sie hat nicht überlebt.

Ihre Schwester Flora Lazarus konnte zunächst weiter in Düsseldorf bleiben. Ihr Name erscheint knapp ein halbes Jahr später auf der Düsseldorfer Deportationsliste vom 15. Juni 1942. In einem Fernschreiben der Gestapo vom 16. Juni 1942 heißt es: „Am 15. Juni 1942 10.15 (3 Stunden 15 Minuten Verspätung) hat Transportzug DA Nr. 22 Koblenz – Izbica den Abgangsbahnhof Essen Hbf in Richtung Izbica mit insgesamt 1003 Juden verlassen.“ Von dieser Deportation ist kein Überlebender bekannt. Vermutlich wurde der gesamte Transport kurz nach der Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf