Gedenkbuch

Katzenstein, Albert

Albert Katzenstein kam am 10. Juli 1884 als Sohn des Lehrers und Kantors Sußmann Katzenstein (geboren 1859) und seiner Frau Betty Katzenstein (geboren 1857), geborene Bacharach, in Wetzlar zur Welt. Mit Josef (geboren 1879), Bernhard (geboren 1880) und Clara (geboren 1882) hatte er drei ältere Geschwister. Es folgten die jüngeren Geschwister Fanny (geboren 1888) und Arthur (geboren 1893). 1903 verstarb Alberts Mutter Betty Katzenstein im Alter von 46 Jahren. Sein Vater Sußmann heiratete noch im selben Jahr Emilie Peyser.

Albert Katzenstein heiratete die in Düsseldorf geborene Erna Hartoch. Erna war Tochter des Kaufmanns Simon Hartoch, dem zusammen mit seinem Bruder Theodor das bekannte Warenhauses Gebr. Hartoch A.G. auf der Bolkerstraße 17/19 gehörte. Albert und Erna Katzenstein bekamen mit Charlotte (geboren 1916) und Gerda (geboren 1919) zwei Töchter. Die Tochter Charlotte kam in Bochum zur Welt und kurz nach ihrer Geburt zog die Familie nach Düsseldorf auf die Sternstraße 82, wo sie bis etwa 1925 wohnten. Im Dezember 1921 verstarb Alberts Schwiegervater Simon Hartoch im Alter von 59 Jahren. Albert Katzenstein übernahm neben Theodor Hartoch die Leitung des Warenhauses.

1924 zog Alberts Bruder Bernhard Katzenstein mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen ebenfalls nach Düsseldorf und wohnte nur wenige Häuser weiter auf der Steinstraße 67. Ein Jahr später zogen Albert Katzenstein und seine Familie in eine größere Wohnung in die erste Etage auf der Kaiserswerther Straße 79, wo sie bis 1933 wohnten.

Die Weltwirtschaftskrise ging auch an dem Warenhaus der Familie nicht spurlos vorbei und das Unternehmen kam seit 1929 zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten. Die finanzielle Situation des Warenhauses erholte sich nicht und am 13. August 1932 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Kurze Zeit später zogen Albert Katzenstein und seine Familie in eine kleinere Wohnung auf der Zietenstraße 16.

Albert Katzensteins Töchter Charlotte und Gerda besuchten das Müller-Lyzeum. Charlotte war zudem einige Zeit bei einer Familie in Belgien, um ihre Französischkenntnisse zu verbessern. Die Tochter Gerda begann Anfang des Jahres 1938 ein Praktikum im Jüdischen Kinderheim in Bad Kreuznach. In einem Interview von 1997 erinnerte sich Charlotte, dass ihre Familie von einer Haushaltshilfe vor den Pogromen 1938 gewarnt und ihnen für die Nacht eine Unterkunft angeboten wurde. Die Familie kehrte am 10. November 1938 in ihre Wohnung auf der Zietenstraße 16 zurück, die unversehrt geblieben war. Die Nachbarn sollen behauptet haben, dass in dem Haus keine Juden leben würden. Aus anderen Quellen geht jedoch hervor, dass die Überfälle in der Zietenstraße aus unbekannten Gründen abgebrochen wurden.

Albert Katzenstein wurde in Folge der Pogrome am 10. November 1938 festgenommen und zunächst in Düsseldorf inhaftiert. Am 17. November wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert und dort am 9. Dezember entlassen.

Alberts Tochter Charlotte verbrachte die Zeit in Berlin, wo sie in einem Jüdischen Säuglings- und Kinderheim ihren Abschluss machte. 1939 bekamen die Töchter ein Affidavit von einer Großcousine aus Amerika. Charlotte reiste 1939 nach Amerika aus, während Gerda nach England ging und später nach Israel zog. Albert und Katzenstein blieben in Deutschland und zogen in eine Zwei-Zimmer-Wohnung auf der Steinstraße 82.

Albert und Erna Katzenstein gelang keine rechtzeitige Emigration. Beide wurden am 10. November 1941 von Düsseldorf aus in das Ghetto Minsk deportiert. Im selben Transport befanden sich auch Alberts Bruder Bernhard Katzenstein mit dessen Frau und dem Sohn Günther. Aus dem Ghetto Minsk sind keine Quellen überliefert, die den weiteren Weg seiner Frau Erna dokumentieren. Sie hat nicht überlebt. Albert Katzenstein musste Zwangsarbeit leisten. Er verstarb vermutlich 1943 oder 1944 an den Folgen der schweren Arbeit. Alberts Neffe Günther Katzenstein erinnerte sich in einem Interview: „Der Vater von Gerda und Lotte war ein sehr feiner Mensch. Albert Katzenstein hieß der. Dann gab es noch einen anderen Bruder, der lebte in Berlin. Und er hieß Arthur Katzenstein, er wurde von Berlin deportiert nach Riga. Ich bin doch in Berlin gewesen und hab‘ geforscht, ich wollte wissen, wo gewisse Menschen in der Familie hingekommen waren. Weil wir wussten nichts, ja. (…) Und dann der Onkel Albert, er hat sich recht lange am Leben gehalten, weil er war physisch in guter Kondition. Aber zum Schluss ging es nicht mehr.“

Albert Katzensteins Töchter Charlotte und Gerda überlebten den Holocaust. Charlotte Cohen, geborene Katzenstein, hatte geheiratet und war Mutter von drei Töchtern. Sie lebte bis zu ihrem Tod 2001 in den USA. Gerda Kazir, geborene Katzenstein, war ebenfalls verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie verstarb 2009 in Israel.

Auch Alberts Bruder Bernhard Katzenstein und seine Frau Magda überlebten nicht. Alberts Neffe Günther Katzenstein überlebte den Holocaust. Er lebte bis zu seinem Tod in Schweden.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf