Alexander, Wilhelm
Am 21. September 1885 kam Wilhelm Alexander in Düsseldorf zur Welt. Sein Vater Samuel Alexander stammte aus Ratingen. Seine Mutter Anna Joseph war 1853 in Hülchrath geboren worden. Seine Eltern hatten am 11. November 1880 in Düsseldorf geheiratet. Wilhelm hatte noch sieben Geschwister: Siegmund (1881), Henriette (1884-1941), Leo (1887), Frieda (1891), Julius (1892), Arthur (1895) und Selma (1898). Die Familie wohnte seit 1880 in Düsseldorf. Die erste Adresse war das Haus Flinger Straße 70 in der Altstadt. 1892 wohnten sie in der Schadowstraße, drei Jahre später in der Berger Straße.
Wilhelm Alexander arbeitete als Kutscher und später als Chauffeur und Kraftfahrer. Am 28. November 1920 heiratete er Emma Cohen. Seine Frau war in Bocholt am 25. Dezember 1881 als Tochter des Metzgers Moses Cohen und dessen Frau Zipora, geborene Spier, zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit zog seine Frau aus Bocholt zu ihm nach Düsseldorf in das Haus Fürstenwall 228. Die beiden bekamen keine Kinder.
1923 wanderte sein Bruder Siegmund Alexander mit seiner Frau Henriette in die USA aus. Am 5. Dezember 1924 verstarb sein Vater Samuel Alexander in Düsseldorf. Seine Mutter wohnte danach in der Scheurenstraße 7. Sein Bruder Julius Alexander zog 1925 mit seiner Frau Emma von Düsseldorf nach Koblenz. Im gleichen Jahr zog sein Bruder Leo Alexander nach Krefeld. Seine Schwestern Frieda und Henriette lebten mit ihren Familien bis in die 1930er Jahre in Düsseldorf.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließen einige seiner Geschwister Deutschland. Sein Bruder Arthur Alexander zog mit seiner Frau Rosita nach Metz und emigrierte von dort später nach Argentinien. Sein Bruder Julius Alexander zog mit seiner Frau Erna nach Vaals in die Niederlande. Dort bewirtschafteten sie das Hotel Bellevue.
In Düsseldorf wohnte Wilhelm Alexander mit seiner Frau mittlerweile in einer Wohnung in der Immermannstraße 2a. Im Rahmen der sogenannten Polenaktion wurden seine Schwestern Frieda Feiler und Selma Herschkowitz mit ihren Familien verhaftet und an die deutsch-polnische Grenze nach Zbaszyn (Bentschen) deportiert. Ihre Ehemänner hatten die polnische Staatsbürgerschaft besessen. Wenige Tage später ereignete sich die sogenannte Pogromnacht. Ob Wilhelm und Emma Alexander im Zuge des Pogroms überfallen wurden ist nicht bekannt. Von sechs weiteren jüdischen Familien, die auf der Immermannstraße gemeldet waren, sind Überfälle während des Pogroms belegt. Seine Schwester schrieb aus Warschau am 12. November 1938 an ihren Sohn Rolf in Palästina: „…erhielten wir auch einen Brief von Rosita, man muss in Düsseldorf so sehr gewütet haben, Oma und Liebermensch, Jettchen alle sollen geflüchtet sein, die ganzen Wohnungen sollen demoliert sein, man hat keine Worte dafür.“ Sicher waren die Erfahrungen des Pogroms auch für Wilhelm Alexander und seine Frau Emma ein Schock und verstärkten die Gedanken über die eigene Emigration. Seine Mutter Anna Alexander, die ohne ihre verhaftete Tochter Selma in der Scheurenstraße zurückgeblieben war, zog aus Düsseldorf am 7. Februar 1939 nach Vaals in die Niederlande. Eine Flucht von Wilhelm und Emma Alexander glückte nicht rechtzeitig. Auch seiner Schwester Henriette (Jettchen) Bernstein gelang die Emigration nicht.
Das Ehepaar Alexander musste am 5. Juli 1941 in die Derendorfer Straße 47 umziehen. Das Haus wurde zu dieser Zeit fast ausschließlich von jüdischen Familien bewohnt. Am 10. November 1941 wurde Wilhelm Alexander mit seiner Frau von Düsseldorf ins Ghetto Minsk deportiert. Auch seine Schwester Henriette Bernstein war in diesem Transport. Alle drei haben nicht überlebt.