Gedenkbuch

Schuster, Vera

Vera Schuster wurde am 6. November 1925 in Düsseldorf geboren. Ihr Vater war der Kaufmann Artur Schuster. Er führte ein Wäschegeschäft auf der Oststraße. Gebürtig war er aus St. Johann bei Saarbrücken, dort war er am 24. Mai 1883 geboren worden. Veras Mutter Margarethe war eine geborene Grüneberg und stammte aus Dortmund, wo sie am 12. Februar 1896 zur Welt gekommen war. Am 1. Juli 1896 war ihr Vater Artur Schuster mit seinen Eltern Heinrich und Rosalie Schuster, geborene Steinberg, nach Düsseldorf gezogen. Veras Eltern hatten am 31. Dezember 1921 in Düsseldorf geheiratet.

Vera wohnte mit ihrer Familie in der Hüttenstraße 106. Sie hatten ein Kindermädchen, die auf Vera aufpasste, wenn die Eltern zur Arbeit gingen. Die Familie des Kindermädchens, Familie Althaus, und ihre Eltern waren miteinander befreundet. Die Nachkommen des Kindermädchens übergaben der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf einige Fotos von der kleinen Vera.

Vera Schuster besuchte die Jüdische Schule in der Kasernenstraße. Einige Bilder, die sie im Kunstunterricht bei Julo Levin gemalt hat, sind erhalten geblieben und befinden sich heute im Düsseldorfer Stadtmuseum. Vera war befreundet mit Inge Jordan, die mit ihren Eltern in der Hüttenstraße 144 wohnten. Beide ging oft gemeinsam den Schulweg zur jüdischen Schule.

Während des Pogroms im November 1938 wurde auch die Wohnung von Veras Familie in der Hüttenstraße überfallen. Danach wurden die Bemühungen für eine Ausreise aus Nazi-Deutschland intensiviert. Zunächst wurde Vera am 19. Januar 1939 mit einem Kindertransport nach Belgien geschickt. 

Kurz vor der geplanten Emigration, am 19. Januar 1939, zogen ihre Eltern um in die Helmholtzstraße 9. Von dort meldeten sie sich offiziell am 2. März 1939 ab. Sie wollten nach Südamerika emigrieren. Zunächst reisten sie aber nach Belgien, um bei Vera zu sein.

In Belgien galten Vera Schuster und ihre Eltern als staatenlos. Vera erlernte den Beruf der Schneiderin. Die Emigration nach Südamerika verzögerte sich und nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges saßen sie in Belgien fest. Ihr Vater wurde in ein französisches Internierungslager verschleppt. Vera und ihre Mutter konnten zunächst noch in Belgien bleiben. Sie blieben im Kontakt mit den Eltern ihrer Schulfreundin Inge Jordan. Inges Mutter Frieda Jordan schrieb an Inge, die mittlerweile in Großbritannien war, in einem Brief 1940: „Vera und ihrer Mutter geht es nicht so gut. Der Vati ist in einer anderen Stadt. Vera lernt nähen, und die Mutti ist in Stellung.“

Am 5. August 1942 wurden Vera Schuster und ihre Mutter vom Durchgangslager Malines (Mechelen) in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Beide haben nicht überlebt. Nur ihrem Vater Artur Schuster gelang es, sich in Frankreich dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen. Er lebte nach dem Krieg zunächst in Paris, Frankreich. Am 17. März 1955 zog er wieder nach Düsseldorf und verstarb hier am 26. Juli 1955. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf