Gedenkbuch

Newiger, Hedwig

geb. Kajet

Hedwig Kajet kam am 3. Januar 1873 in Posen als Tochter von Joseph und Dorothea Kajet, geborene Katschke, zur Welt. Sie hatte sechs Geschwister, von denen eins als Baby verstarb. Ihr Vater arbeitete als Gerichtsvollzieher. Die Familie wohnte in Posen zunächst in einem Haus am Markt 68, 1885 zogen sie zum Markt 72.

Die Familie verzog im Jahr 1893 von Posen nach Berlin. Am 5. Oktober 1893 verstarb ihre Schwester Clara. Sie wurde nur 14 Jahre alt. 1895 verstarb ihr Vater, ein Jahr später auch die Mutter.

Am 5. Juli 1902 heiratete Hedwig Kajet in Berlin den Architekten Arthur Newiger. Ihr Mann war evangelisch und stammte aus Ostpreußen. In Königsberg war er am 5. Juli 1874 zur Welt gekommen. Am 2. Dezember 1902 wurde in Berlin ihr erstes Kind, Albrecht Carl Newiger, geboren. Das Paar hatte insgesamt drei Kinder.

In Düsseldorf unterhielt ihr Mann Arthur Newiger ein technisches Büro für Hoch-, Industriebauten und Feuerungstechnik in der Helmholtzstraße 9. 1926 beantragten Hedwig und Arthur Newiger Gütertrennung. Möglicherweise machte sich ihr Mann in diesem Jahr als Architekt selbstständig. Der kriegsversehrte Arthur Newiger war 1934 als Architekt in der Tußmannstraße 22 eingetragen.

Seit 1938 lebte Hedwig Newiger mit ihrem Mann in der Kronprinzenstraße 87. Den Nationalsozialisten blieb lange verborgen, dass Hedwig Newiger jüdischer Herkunft war. Am 28. Juni 1940 verstarb ihr Mann in Düsseldorf. Zunächst blieb sie trotz des Todes ihres „arischen“ Ehemanns von Deportationen verschont. Doch Ende Dezember 1942 forderte der Direktor des Reichssippenamtes, der Zentralstelle für jüdische Personenstandsregister, einen Auszug aus dem Geburtsregister der jüdischen Gemeinde in Posen an, der belegte, dass die Eltern von Hedwig – Joseph und Dorothea Kajet, geborene Katschke – Mitglieder der dortigen jüdischen Gemeinde gewesen waren. Am 30. Oktober 1943 wurde in ihre Geburtsurkunde gestempelt, dass sie verpflichtet sei, den Zwangsnamen „Sara“ anzunehmen.

Hedwig Newiger wurde mit dem aus Aachen kommenden Transport VII/5 am 13. Januar 1944 mit 14 anderen Männern und Frauen von Düsseldorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie alle galten als Juden, die zuvor durch ihre „arischen“ Ehepartner geschützt worden waren. Nach ihrer Ankunft im Ghetto schrieb sie noch eine Postkarte an ihre Kinder in Düsseldorf. Am 18. April 1944 verstarb Hedwig Newiger im Ghetto Theresienstadt. Sie wurde 71 Jahre alt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf