Gedenkbuch

Kaufmann, Ida

geb. Hoffmann

Ida Hoffman kam am 10. September 1876 als drittes Kind des Kaufmannes Jonas Hoffmann und seiner Frau Helene Hoffmann, geborene Bielefeld, in Neuss zur Welt. Die Eltern hatten am 1. Mai 1872 geheiratet. Mit Mathilde (geboren 1874) und Rudolf (geboren 1875) hatte Ida zwei ältere Geschwister. Es folgten die jüngeren Geschwister Fred (geboren 1879) und Louise (geboren 1884).

Ida Hoffmann heiratete den ebenfalls in Neuss geborenen Futtermittelhändler Leonhard Kaufmann (1869-1943). Mit Charlotte (geboren 1901) und Richard (geboren 1903) bekamen die Eheleute zwei Kinder. Die Familie wohnte in Neuss auf der Kanalstraße 65, wo ihr Mann Leonhard auch eine Futtermittelhandlung führte. Er engagierte sich zudem in der jüdischen Gemeinde und stand gemeinsam mit Max Salm dem Israelitischen Jünglingsverein vor. 1925 leitete er den Friedhofsausschuss der jüdischen Gemeinde und gehörte 1933 zum Vorstand. Idas älterer Bruder Rudolf Hoffmann lebte gemeinsam mit seiner Frau ebenfalls in Neuss und war hier als Futtermittelhändler tätig.

Idas Sohn Richard Kaufmann absolvierte eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. 1918 zog er für drei Jahre nach Bedburg und kehrte im Anschluss für kurze Zeit in sein Elternhaus zurück, bevor er 1923 nach Köln zog. Während der NS-Zeit wohnte er in Düsseldorf.

Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtübernahme waren für die zahlenmäßig kleine jüdische Gemeinde mit 227 Mitgliedern in Neuss schnell spürbar. 1935 gab Idas Mann Leonhard Kaufmann sein Geschäft auf, auch zahlreiche andere Geschäfte mussten schließen. 1938 wurde die Familie Opfer der Novemberpogrome. Idas Mann Leonhard floh vor der SA auf das Dach seines ehemaligen Geschäftes. Dort wurde er jedoch aufgegriffen und im Keller des Hauses misshandelt. Anschließend wurden er und Idas Sohn Richard, der zu dieser Zeit seine Eltern in Neuss besuchte, festgenommen, zunächst in Düsseldorf inhaftiert und von dort am 16. November in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Beide wurden im Januar 1939 aus der Haft entlassen und kehrten in die Kanalstraße 65 zurück. Hier wohnten neben der Familie Kaufmann nun auch die Eheleute Max und Helene Müller mit ihrer Tochter.

Idas Tochter Charlotte Kaufmann heiratete 1938 den Kapellmeister Isaak Klein (geboren 1896), mit dem sie ein Jahr später, im August 1939, nach Großbritannien emigrieren konnte. Isaak Klein war wenige Monate zuvor wie sein Schwiegervater ebenfalls im Zuge des Novemberpogroms festgenommen und im Januar 1939 aus der Haft entlassen worden.

Ida und Leonhard Kaufmann wohnten noch zwei weitere Jahre in Neuss und zogen von hier in das jüdische Altenheim auf der Grafenberger Allee 78 in Düsseldorf. Im Hausbuch wurde ihr Einzug für den 19. Dezember 1941 dokumentiert.

Am 21. Juli 1942 wurden die 65-jährige Ida und der 72-jährige Leonhard Kaufmann von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ida Kaufmann verstarb nur wenige Wochen später am 24. September 1942. Auf der Todesfallanzeige des Ghettos wurde eine Darmentzündung als Todesursache dokumentiert. Auch ihr Mann Leonhard Kaufmann verstarb am 3. März 1943 im Ghetto.

Idas Sohn Richard Kaufmann wurde am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf aus in das Ghetto Litzmannstadt/Łódź deportiert. Aus dem Ghetto wurde er am 7. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert, wo er einen Tag später ermordet wurde.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf