Gedenkbuch

Schönbach, Friedrich Fritz

Friedrich Fritz Schönbach kam am  13. April 1889 als Sohn von Jacob und Golda Schönbach, geborene Rosenfeld, in Holzminden zur Welt. Er hatte eine Schwester, Amalie, die am 1. März 1887 zur Welt gekommen war.

Im Juni 1919 heiratete Friedrich Schönbach die Kauffrau Emilie Fuchs aus Düsseldorf. Der gemeinsame Sohn Hans kam ein Jahr später, am 17. Juni 1920, in Köln zur Welt. Es scheint eine schwere Geburt gewesen zu sein, denn seine Frau und das Baby waren nach der Geburt im Stadtwaldsanatorium. Baby Hans verstarb nach kurzer und schwerer Krankheit vier Wochen später am 15. Juli 1920.  Helga Schönbach, das zweite Kind des Ehepaares wurde am 4. August 1921 in Köln geboren. Die Familie lebte in der Brabanter Straße 13. Drei Jahre später, am 11. April 1924 kam die jüngste Tochter, Ellen Golda, zur Welt. 

Sein Schwiegervater Benjamin Fuchs verstarb am 17. Juni 1924 und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Düsseldorf begraben. Seine Frau Emilie wurde am 25. Januar 1927 in das Handelsregister der offenen Handelsgesellschaft „Fuchs & Co“ eingetragen und Friedrich Schönbach wurde Prokurist der Firma.  Drei Jahre später, am 8. Januar 1930, wurde die Firma jedoch wieder aufgelöst. Das Wohnhaus seiner Schwiegereltern in der Derendorfer Straße 13 sollte am 26. März 1930 im Zuge des Konkurses der Firma zunächst versteigert werden. Doch der Verkauf konnte abgewendet werden.

Am 14. Juli 1933, fünf Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, emigrierte seine Schwägerin Selma Levy (1887-1943), geborene Fuchs, die mit Alfred Levy (1880-1943) verheiratet war, in die Niederlande. Seine Nichte Margot Levy (1911-1943), die Tochter von Selma und Alfred Levy, folgte ihren Eltern am 23. Oktober 1934 in die Niederlande. Die Familie ihrer Schwester bewohnte ein Haus in der Velasquezstraat 19 in Amsterdam. 

Am 4. November 1933 zog Friedrich Schönbach mit seiner Frau Emilie und den Töchtern Helga und Ellen in das Haus seiner Schwiegermutter in die Derendorfer Staße 13 nach Düsseldorf. 

Seine Tochter Ellen konnte als jüdisches Mädchen keine öffentliche Schule mehr besuchen und wurde stattdessen in der 1935 eröffneten Privaten Jüdischen Volksschule an der Kasernenstraße eingeschult. Von ihr sind Zeichnungen aus dem Kunstunterricht erhalten geblieben. Ob seine ältere Tochter Helga ebenfalls die Private Jüdische Volksschule besuchte, ist unklar. Vermutlich war sie bereits zu alt für den Besuch der Volksschule, obwohl diese 1937 ein 10. Schuljahr einführte. In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde die Düsseldorfer Synagoge in Brand gesetzt. Das Rabbinerhaus, in dem die Private Jüdische Volksschule untergebracht war, wurde ebenfalls verwüstet. Schulunterricht konnte daher dort nicht mehr stattfinden.

Drei Monate später, am 4. Januar 1939, schickten Friedrich Schönbach und seine Frau Emilie ihre jüngste Tochter Ellen, die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war, in die Niederlande. Ellen sollte bei der Familie seiner Schwägerin Selma Levy in Amsterdam unterkommen. Vermutlich stand er ab dieser Zeit im Briefkontakt mit seiner jüngsten Tochter Ellen.

Am 30. Januar 1939 zog Friedrich Schönbach mit seiner Frau Emilie, der älteren Tochter Helga und seiner verwitweten Schwiegermutter Regina Fuchs in den Steinweg 15 nach Köln. Sie versuchten, eine Emigration nach Amerika in die Wege zu leiten. 

Anders als geplant, konnte seine Tochter Ellen Schönbach nicht bei der Familie seiner Schwägerin Selma Levy in Amsterdam leben. Die zuständigen Behörden in den Niederlanden hatten entschieden, dass Ellen in einem Flüchtlingsheim für deutsche jüdische Kinder untergebracht werden soll.
Seine Tochter war innerhalb von zwei Jahren in sieben verschiedenen Flüchtlingsheimen untergebracht worden. Die frühen Bemühungen seines Schwagers Alfred Levy, Friedrichs Tochter Ellen zu sich zu holen, waren erfolglos. In einem Brief an das niederländische Kinderkomitee schrieb er am 26. Januar 1939: „[…] bitte ich höflichst meine Nichte Ellen Schönbach z.Zt. [in] Bergen a/Zee, mir doch zur persönlichen Versorgung freizugeben. Selbstverständlich bin gerne bereit für die bisher entstandenen Kosten aufzukommen. Die Verpflichtung für meine Nichte zu sorgen [sic!] übernahm ich in der Voraussetzung, das Kind in mein Haus nehmen zu können. […] Die Eltern des Kindes sind leider nicht in der Lage irgend welche [sic!] Zahlungen hier zu leisten, im Gegenteil, ich muß diese wie auch noch andere Geschwister unterstützen, wodurch ich mehr als reichlich in Anspruch genommen bin.“ Zwischen 1939 und 1941 führte das Komitee für besondere jüdische Interessen, Abteilung Kinder, im Namen ihres Schwagers Alfred Levy, etliche Korrespondenzen mit dem Innenministerium, Abteilung für Armut und Flüchtlinge, jedoch ohne Erfolg.

Schließlich kam seine Tochter Ellen Schönbach am 4. Januar 1939 zunächst in dem „Koloniehuis ‚Zeehuis‘“ in Bergen unter. Dort musste sie circa drei Monate leben, bis sie am 6. April 1939 in das „Ons Boschhuis“ in Driebergen-Rijssenburg, in der Nähe von Utrecht, verlegt wurde. Acht Wochen später, musste Friedrichs Tochter wieder die Unterkunft wechseln. Am 4. Juni 1939, sechs Monate nach ihrer Ankunft in den Niederlanden, war Ellen für sieben Tage im „Onze Bliscap“ in Amerongen.

Friedrich Schönbach und seine Frau Emilie haben sich sicherlich Sorgen darüber gemacht, ob ihre Tochter gut behandelt und versorgt wird. Bei seiner Schwägerin hätten sie Ellen in guten Händen gewusst und in Sicherheit gewiegt. Vom 11. Juli 1939 bis zum 21. Juli war seine Tochter im „Bondshuis N.P.B“ in Soesterberg beherbergt. In dieser Zeit wurde Ellen krank. Trotz schwerer Krankheit war es Ellen nicht gestattet worden, für längere Zeit bei den Levys zu leben und dort wieder gesund zu werden. Seine Tochter kam schließlich am 21. Juli 1939 ins „Achterklooster“ in Rotterdam, wo sie ein halbes Jahr verbringen musste. Im Dezember 1939 wurde jedoch bewilligt, dass Ellen für zwei Wochen zu seiner Schwägerin Selma und seinem Schwager Alfred Levy durfte. Die Genehmigung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn Ellen musste schon am 20. Dezember 1939 wieder zurück ins „Achterklooster“ nach Amsterdam. Vier Monate später, am 19. April 1940, kam ihre Tochter ins „Burgerweeshuis“ in Amsterdam, wo sie bis zum 7. Mai 1940 blieb.  Die letzte Flüchtlingsunterkunft seiner Jüngsten war die „Oostelijke Handelskade“ in Amsterdam, die sie am 7. Mai 1940 beziehen musste. Am 27. März 1941 konnte Friedrich seine Tochter endlich in familiärer Sicherheit wiegen, denn sie durfte endgültig zu seiner Schwägerin Selma Levy und seinem Schwager Alfred Levy ziehen.

Am 4. Mai 1941, fünf Monate, bevor Friedrich Schönbach und seine Familie deportiert werden sollten, verstarb seine Schwiegermutter Regina Fuchs. Sie wurde neben seinem Schwiegervater Benjamin Fuchs auf dem neuen jüdischen Friedhof in Düsseldorf begraben.

Am 30. Oktober 1941 wurden Friedrich Schönbach, seine Frau Emilie und die gemeinsame Tochter Helga von Köln ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Dort wohnten sie zunächst in der der Mühlgasse 80. Friedrich Schönbach, seine Frau Emilie und ihre Tochter Helga sollten „ausgesiedelt“, d.h. ermordet werden. Sie legten am 30. April 1942 Widerspruch beim „Aussiedlungsbüro“ ein, welcher allerdings für alle Schönbachs abgelehnt wurde. Dennoch gelang es ihnen im Ghetto zu bleiben.

Die Situation seiner Tochter Ellen in den Niederlanden wurde auch bedrohlich. Ellen wurde am 15. Juli 1942 ins Durchgangslager Westerbork deportiert. Zu diesem Zeitpunkt war Ellen 18 Jahre alt. Sie war vermutlich nur drei Monate in Westerbork interniert. Ab dem 15. Juli 1942 wurden die ersten „Häftlinge“ ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, darunter war später auch Friedrichs Tochter. Am 30. September 1942 wurde Ellen Schönbach in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet.

Seine Frau Emilie und seine Tochter Helga lebten noch gemeinsam in der Sperlinggasse 16. Friedrich Schönbach war dort nicht mehr gemeldet. Er verstarb am 30. Juli 1942 an einer Lungentuberkulose in einem der Krankenhäuser des Ghettos. Es ist nicht bekannt, wohin Emilie und Helga am 20. Januar 1944 deportiert wurden. In dieser Zeit wurden die Deportationen in das Vernichtungslager Chelmno wiederaufgenommen. So ist zu befürchten, dass Emilie Schönbach und ihre Tochter Helga Schönbach dort ermordet wurden.

Seine Schwägerin Selma Levy, sein Schwager Alfred Levy und seine Nichte Margot Levy überlebten die Shoah ebenfalls nicht. Selma und Alfred Levy wurden am 9. Juli 1943 im Vernichtungslager Sobibór ermordet. Margot Levy wurde am 30. November 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau getötet.

Autorin: Maren Marohn, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.