Gedenkbuch

Neubeck, Anna

geb. Herzstein

Anna Neubeck  kam am 20. Juni 1900 in Witten als Kind ihrer jüdischen Eltern Joseph und Henriette Herzstein, geborene Blank, zur Welt. Sie besuchte in Witten das Städtische Mädchenlyzeum. Als ihr Vater, Kaufmann von Beruf, sein Geschäft nach Essen verlegte, wechselte Anna auf die dortige Höhere Mädchenschule. Anschließend absolvierte sie am Fröbelseminar in Kassel eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Nach einem Praktikum im Städtischen Waisenhaus in Hagen war sie von 1920 bis 1921 in verschiedenen Kinderheimen tätig. Zu dieser Zeit lernte sie den Werbeleiter und Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Hans Neubeck (geboren am 28. Juni 1897 in Essen), kennen. 

Nach seiner Heirat bezog das Paar eine Wohnung in der Reisholzer Straße 26 in Düsseldorf. Am 30. März 1923 wurde Sohn Herbert geboren, am 15. Juni 1924 folgte Tochter Marianne.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden alle bekannten Kommunisten überwacht oder verhaftet. Im Mai 1934 gerieten auch die Neubecks in den Fokus der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Anna Neubeck war vom 5. bis zum 7. Mai 1934 im Polizeigefängnis Düsseldorf inhaftiert. 1935 flüchtete die Familie nach Belgien. Am 25. März 1938 wurde im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 71 der Verlust ihrer deutschen Staatsangehörigkeit verkündet. Damit war die Familie staatenlos. 

In Brüssel unterstützten Neubecks, insbesondere die Frauen, politische Flüchtlinge. Hans Neubeck nahm auf republikanischer Seite an den Kämpfen im Spanischen Bürgerkrieg teil, wurde schwer verwundet und erlag 1940 seinen Verletzungen.

Ihr Sohn Herbert Neubeck wurde im Mai 1940 in Frankreich interniert. Ihm gelang die Flucht, und er kehrte nach Brüssel zurück. Kurze Zeit später wurde er von der Gestapo verhaftet und am 16. August 1940 nach Deutschland gebracht. Nach langer Polizeihaft vor Gericht gestellt, wurde er zum Tode verurteilt und am 21. April 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Anna Neubeck wurde am 26. August 1940 in Brüssel verhaftet und am 9. Oktober 1940 nach Düsseldorf überführt. Am 31. März 1941 wurde sie vom Oberlandesgericht Hamm zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Als Jüdin wurde sie am 7. Dezember 1942 aus dem Zuchthaus nach Auschwitz deportiert, am 1. Januar 1943 wurde dort ihr Tod vermerkt.

Ihre Tochter Marianne Neubeck, deren Beruf mit „Gouvernante“ angegeben wird, blieb in Brüssel. Sie wurde aus dem Sammellager Malines/Mechelen mit dem 14. Transport am 20. Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert und am 30. November 1942 ermordet. 

Ihre in Essen verbliebene Schwägerin Julie Neubeck, geborene Steinfeld, wurde am 22. Juli 1942 von Düsseldorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 12. Februar 1945 starb.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf