Gedenkbuch

Salm, Justin

Justin, eigentlich Justinus, Salm wurde am 22. November 1903 in Krefeld geboren. Er war als zweiter Sohn des Metzgers Salomon Salm (1867-1933) und dessen Frau Sofie, geborene Oberdorfer, zur Welt gekommen. Justin hatte noch einen Bruder, Friedrich Salm (geboren 1900) und zwei Schwestern: Frieda (geboren 1895) und Ida (geboren 1898). Die sechsköpfige Familie wohnte in Krefeld in der Königstraße 248. Am 5. November 1933 verstarb Justins Salms Vater in Krefeld und seine Mutter zog zu ihren Kindern nach Düsseldorf.

Justin Salm arbeitete wie sein Vater Salomon Salm als Metzger und lebte in Düsseldorf in der Karolingerstraße 44 und seit dem 29. Mai 1935 in der Kölner Landstraße 248. Ende der 1930er- Jahre zog er zur Familie seines Bruders Friedrich Salm in die Oberbilker Allee 324. Zuletzt, seit dem 22. September 1941, musste er in einem sogenannten „Judenhaus“ in der Steinstraße 60 wohnen. In den Jahren vor der Deportation musste Justin Salm als „Erdarbeiter“ Zwangsarbeit im Rahmen des „Jüdischen Arbeitseinsatzes“ leisten.

Am 12. September 1941 verstarb seine Mutter Sofie Salm in Düsseldorf. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof auf dem Nordfriedhof begraben.

Am 27. Oktober 1941 wurde der ledige Justin Salm zusammen mit der Familie seines Bruders von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Die Familie musste dort mit anderen Deportierten im Zimmer 7 der „Düsseldorfer“ Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Justin Salm wurde vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für eine Arbeit als Pferdepfleger oder Kutscher im Ghetto vorgeschlagen. Seit dem 20. November 1941 arbeitete er als Kühlraumarbeiter in der Fleischzentrale des Ghettos, seine Arbeiternummer lautete 54862. Er gehörte auch zu den Fleischern und Selchern, die sich am 14. Dezember 1941 beim Kommissar der Fleischzentrale melden sollten. 

Justin Salm wurde von der Deportation mit dem XI. Transport am 14. Mai 1942 zurückgestellt („Arztangelegenheiten“). Am 20. Mai 1942 konnte er zusammen mit der Familie seines Bruders in ein Zimmer der Wohnung 2 in der Sperlinggasse 10 ziehen. Justin Salm lebte im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź bis in das Jahr 1944. Seit dem 12. Februar 1944 befand er sich im Zentralgefängnis des Ghettos. Am 4. März 1944 wurde er mit einem Arbeitertransport aus dem Ghetto gebracht. 

Am 5. August 1944 wurde er im Konzentrationslager Buchenwald registriert. Auf seiner Karteikarte wurde Folgendes vermerkt: „Pol. Jude, Nr. 68146 / Salm, Justinus/ *22.11.1903 Krefeld/ Einlieferung: 5. Aug. 1944/ Größe: 163 cm, Gewicht 53 kg./ Fleischer/ seit 1942: Leistenbruch beidseitig/ Kurzsichtig Brillenträger; O. Kiefer-Prothese“. Der Transport, mit dem auch Justin Salm nach Buchenwald kam, war vom „Juden Lager Kamienne“ gekommen.

Vermutlich war Justin Salm wie der Łódź-Überlebende Alfred Mayer zunächst über Tschenstochau nach Skarzysko-Kamienna gebracht worden. Dies war ein Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz, wo die Häftlinge in einer Munitionsfabrik arbeiten mussten. Nach der Auflösung dieser Fabrik war auch Alfred Mayer in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht worden. Die „arbeitsfähigen“ Häftlinge, darunter sowohl Alfred Mayer als auch Justin Salm, wurden am 14. August 1944 zum Arbeitseinsatz nach Schlieben in Sachsen gebracht, wo Häftlinge für das Rüstungsunternehmen „Hasag Hugo Schneider AG“ Panzerfäuste herstellen mussten. Im April 1945 verließen zwei Transporte Schlieben mit dem Ziel Theresienstadt. Auf diesen Todesmärschen verloren noch viele Häftlinge ihr Leben. Justin Salm erreichte das Ghetto Theresienstadt am 14. April 1945. 

Am 21. April 1945 befreite die Rote Armee noch ungefähr 130 überlebende Männer und Frauen, die aus Schlieben ins Ghetto gekommen waren, darunter war auch Justin Salm, der jedoch kurz nach der Befreiung verstarb.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf