Gedenkbuch

Erle, Walter

Walter Erle wurde am 22. Juli 1908 in Düsseldorf geboren. Sein Vater war der Inhaber der Düsseldorfer Kartonagenfabrik „Berth. Erle“ in der Reichstraße 15. Berchthold Erle war 1881 in Achim zur Welt gekommen. Er lebte mit Unterbrechungen seit 1895 in Düsseldorf. Der gelernte Buchbinder und Kaufmann wurde 1917 als Soldat eingezogen. Er starb am 1. April 1918 und ist im Verzeichnis „Gefallener Jüdischer Soldaten“ verzeichnet.

Die Wohnung der Familie Erle war in der Friedenstraße 10 im Untergeschoß. Dort lebte Jettchen Erle, geborene Linz, weiterhin nach dem Tod ihres Mannes. Die gebürtige Würzburgerin starb am 10. Juni 1925 und ein Jahr später wurde unter der Adresse „Walter Erle, Kaufmann“, als Hauptmieter im Adressbuch verzeichnet. Vermutlich hatte er zu diesem Zeitpunkt die väterliche Firma auch schon übernommen.

Seit dem 24. Oktober 1933 wohnte Walter Erle in der Königsallee 86. Am 25. Juli 1938 wurde in seinen Meldedaten eine neue Adresse eingetragen: Bergische Landstraße 2 – dies war die Adresse der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg. Erle war Patient in der am Düsseldorfer Stadtrand gelegenen psychiatrischen Klinik. Laut des Eintrags im Hausbuch Königsallee 86 befand er sich bereits ab dem 31. August 1936 in Behandlung dort.

Für Walter Erle war der Aufenthalt in der Klinik doppelt gefährlich: Psychisch Kranke wurden während der NS-Zeit im Rahmen der „T4“ genannten Aktion in Tötungsanstalten verlegt und ermordet, und als Jude wurde Erle gesondert erfasst. Am Samstag, den 15. Februar 1941, gegen 9 Uhr, wurde er zusammen mit 47 jüdischen Patienten mit einem Bus der GEKRAT (Gemeinnütziger Krankentransport), einer eigens für die Zwecke der Krankenmorde gegründeten Transportgesellschaft – aus der Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg über die sogenannte Zwischenanstalt Bedburg-Hau nach Hadamar gebracht. Die Anstalt Hadamar, in der Nähe der Stadt Limburg gelegen, war eine der Tötungsanstalten, in denen ab 1940 Patienten in Gaskammern ermordet wurden. Auch Walter Erle wurde in Hadamar vergast.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf