Gedenkbuch

Bernstein, Mindel Regina

geb. Schumer

Mindel Regina (Rifka) Schumer wurde am 12. Februar 1905 in Swistelniki in Galizien (heute Ukraine) geboren. Ihre Mutter war Sophie Schumer, ihr Vater Markus Majer Grossnass (Großnas). Sie hatte noch mindestens vier jüngere Geschwister. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges lebte sie mit ihrer Familie in Sonneberg in Thüringen. Im Ort gab es eine Filiale der Spielzeugfirma MOKO (Moses Kohnstam) in Fürth. Möglicherweise lernte Mindel Regina Schumer über diese Verbindung ihren späteren Ehemann kennen, der in Fürth lebte.

Sie heiratete am 19. Juli 1928 in Düsseldorf den Kaufmann Alexander Bernstein. Ihr Mann war am 10. Mai 1902 in München zur Welt gekommen. Auch seine Eltern, Jakob Moses Bernstein (1879 Sasow – 1927 Fürth) und Witte Victoria Obstfeld (1864 Krakau -1939 Niederlande), hatten einen galizischen Hintergrund, lebten aber seit 1905 in Fürth. 

Am 6. Januar 1929 wurde in Düsseldorf ihr erstes Kind, der Sohn Jakob geboren. Ihm folgte die Tochter Elfriede am 25. Juni 1930. Am 29. September 1931 kam der Sohn Eduard zur Welt. In Düsseldorf arbeitete ihr Ehemann Alexander Bernstein als Kaufmann in der Metallbranche. 1933 war er mit seiner Firma für Metallverwertung im Handelsregister mit der Adresse Fürstenwall 139 verzeichnet. Auch ihr Schwager Isaak Bernstein (1894 Frankfurt am Main – 1952 Paris) war in Düsseldorf in der Metallwarenbranche aktiv.

Die Familie von Regina Mindel Bernstein wohnte im Haus Fürstenwall 41. Am 22. März 1933 erfolgte der Umzug in das Gebäude Fürstenwall 139. Die gesamte Familie Bernstein wurde von den Nationalsozialisten als „Nichtarier“ und Juden diskriminiert und verfolgt. Ihr Mann Alexander Bernstein war am 5. Juni 1930 offiziell aus der Synagogengemeinde Düsseldorf ausgetreten.

Am 23. Januar 1934 emigrierte Regina Mindel Bernstein mit ihrem Mann und den Kindern zunächst in die Niederlande. Sie bezogen eine Wohnung in Nijmegen. In der niederländischen Zeitung „De Gelderlander“ wurde in der Ausgabe vom 13. Mai 1933 unter der Rubrik „Wie kwam, wie ging (Wer kam, wer ging)“ folgendes vermerkt: „A. Bernstein en gez., koopman, F.K. in de Potstr. 146, van Dusseldorf.“ Im ihrer Ausgabe vom 3. August 1935 vermeldete die Zeit, das dem Ehepaar A. Bernstein und R. M. Schumer ein Sohn namens Josef geboren wurde. 

Anfang des Jahres 1937 ging Regina Mindel Bernstein mit seiner Familie nach Belgien. In Antwerpen kam am 21. März 1937 der Sohn Norbert zur Welt. Ihm folgte am 7. Oktober 1939 die Tochter Jutta.

Aus Belgien kommend wurde die Familie Bernstein am 24. April 1940 wieder in Nijmegen in den Niederlanden angemeldet. Die niederländische Zeitung „De Gelderlander“ vermeldete in ihrer Ausgabe vom 4. Mai 1940 unter der Rubrik „Wie kwam, wie ging (Wer kam, wer ging)“ den Zuzug vom Ehepaar R. M. Bernstein-Schumer mit Kindern zur Pontanusstraat 32, von Antwerpen kommend.

Im Juni 1941 wohnte die Familie in der Madoerastraat 5 in Nijmegen. Am 2. Oktober 1941 kam in Nijmegen ihr letztes Kind, die Tochter Witte Miriam, zur Welt. Sie war benannt nach ihrer Schwiegermutter, die 1939 verstorben war. 

Am 17. November 1942 fand eine große Razzia in Nijmegen statt. Viele jüdische Bewohnerinnen und Bewohner wurden verhaftet. Unter ihnen war auch die Familie Bernstein. Am Tag nach der Razzia wurden alle 196 Verhafteten in das „Durchgangslager“ Westerbork gebracht. Am 24. November 1942 wurden sie von dort in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Zug stoppte in Kosel, etwa eine Stunde und rund 80 Kilometer vor dem Vernichtungslager Auschwitz. Dort wurden arbeitsfähige Männer zur Zwangsarbeit aus dem Transport herausgenommen. Unter ihnen war auch ihr Ehemann Alexander Bernstein. Sie selbst und die Kinder verblieben im Zug. Sie wurden nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. Der Tod ihres Mannes wurde am 31. Juli 1943 in Auschwitz verzeichnet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf