Gedenkbuch

Oppenheimer, Clara Caroline

geb. Kaufmann

Carolina Clara Kaufmann kam am 16. Mai 1862 als Tochter von Markus Kaufmann und seiner Frau Sara, geborene David, in Düsseldorf zur Welt. Am 29. August 1863 wurde ihr Bruder Karl in Düsseldorf geboren.

Clara Kaufmann war in erster Ehe mit dem aus London stammenden Kaufmann Elias van Delden verheiratet. Die Hochzeit fand am 21.November 1884 in Düsseldorf statt. Die Ehe wurde am 26. Juli 1899 in Harderwijk in Gelderland in den Niederlanden geschieden. Nach der Scheidung wohnte Clara Kaufmann weiterhin in den Niederlanden. Amsterdamer Adressen um die Jahrhundertwende waren Singel 311 und dann Leidschestraat 301.

Im November 1901 gaben Clara Kaufmann und der in Krefeld lebende Kaufmann Samson Oppenheimer ihre Verlobung bekannt. Ihr Verlobter stammte eigentlich aus Goldbach bei Aschaffenburg, wo er am 8. Januar 1852 zur Welt gekommen war. Am 30. April 1902 fand die Hochzeit der beiden in Amsterdam statt. Kurz darauf zog das Paar nach Düsseldorf.

Am 9. Juni 1903 wurde Claras und Samsons Tochter Irmgard Regina geboren. Claras Mann Samson Oppenheimer gründete 1906 die Firma „Tonwerk Ratingen“ mit Sitz in Ratingen. Zudem war er seit 1910 Gesellschafter der Ratinger Firma „Spezialfabrik für Ziegelmaschinen“ des Ingenieurs Paul Besta, die gemeinsam ein Patent auf den automatischen Ziegelschneide-Apparat „Schneidallein“ hatten. Clara erhielt 1911 Prokura für die Firma “Tonwerk Ratingen”. Möglicherweise war ihr Ehemann zu diesem Zeitpunkt schon erkrankt. Claras Mann verstarb am 25. November 1911 im Alter von 59 Jahren. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof bestattet. Die Firma wurde 1913 aufgelöst.

Die verwitwete Clara Oppenheimer wohnte daraufhin mit ihrer Tochter Irmgard weiterhin im eigenem Haus in der Graf-Recke-Straße 21. Ihre Eltern wohnten in Düsseldorf in der Steinstraße 9. Am 14. Dezember 1913 verstarb ihr Vater Markus Kaufmann im Alter von 81 Jahren. Für ihre Mutter und die gesamte Familie war dies eine herber Verlust. Im Februar 1917 verstarb auch ihre Mutter Sara Kaufmann. Auch ihr Tod war für Clara Oppenheimer eine große Erschütterung.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Alltag von Clara Oppenheimer und ihrer Tochter immer beschwerlicher. Ob sie während des Pogroms im November 1938 überfallen wurden ist nicht überliefert. Auf jeden Fall gab es Überfälle auf jüdische Familien in der unmittelbaren Nachbarschaft auf der Graf-Recke-Straße. Im Düsseldorfer Adressbuch für die Jahre 1941/1942 ist als Eigentümer für das Haus in der Graf-Recke-Straße 21 die Norddeutsche Hagel-Versicherungsgesellschaft mit Sitz in Berlin verzeichnet. Vermutlich musste Clara Oppenheimer das Haus unter Zwang verkaufen. In der Folgezeit wurden in das Haus weitere jüdische Mieter einquartiert. Am 30. Juni 1941 zog das Ehepaar Hugo und Johanna Löwenstein ins Haus. Die beiden wurden vier Monate später mit dem ersten Deportationszug aus Düsseldorf in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die Mieter Georg und Käthe Keil, die ebenfalls seit Juni 1941 im Haus lebten, wurden zusammen mit der Hausbewohnerin Paula Freund und dem seit September 1941 im Haus wohnenden Ehepaar Arthur und Erna Cohen mit dem zweiten Düsseldorfer Deportationstransport in das Ghetto Minsk deportiert. Clara Oppenheimer und ihre Tochter Irmgard bekamen so sehr nah die Deportationen mit. Am 11. Dezember 1941 musste dann Clara Oppenheimer die Deportation ihrer eigenen Tochter Irmgard miterleben, die von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert wurde. Auch sie hat nicht überlebt.

Nach dem Auszug der deportierten Mieter zog im Januar 1942 die Witwe Emilie Frank ins Haus. Es folgte Ende Juni 1942 der Einzug der Witwe Berta Rindskopf. Alle drei betagten Frauen wurden am 21. Juli 1942 von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier verstarb die 80-jährige Clara Oppenheimer am 9. Dezember 1942. Auf der Todesfallanzeige des Ghettos wurde eine Herzmuskelentartung als Todesursache verzeichnet.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.