Gedenkbuch

Lissauer, Emil

Am 28. April 1866 kam Emil Lissauer in Ungedanken als erstes Kind von Salomon und Amalie Lissauer, geborene Loeb, zur Welt. Seine Schwester Ida wurde am 17. Januar 1868 geboren. Sein Bruder Albert folgte am 28. September 1872. Ihm folgte Luis am 1. März 1875. Die Schwester Ottilie kam schließlich am 31. Mai 1880 in Ungedanken zur Welt. Der Ort hatte eine verhältnismässig große jüdische Gemeinde. Die erste Synagoge des Ortes befand sich im Privathaus der Familie Lissauer. Mitglieder der Familie Lissauer waren Toraschreiber. Sein Vater Salomon Lissauer war der letzte Toraschreiber in Ungedanken. In einer Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 12. Juli 1876 hieß es: „Talitim (große Gebetsschals), Arba konfot (kleine Gebetsschals) und Zizit, von den allerfeinsten bis zu den ordinärsten Sorten, sind stets zu den billigsten Fabrikpreisen beim Unterzeichneten zu haben, und wollen besonders Wiederverkäufer gefälligst Notiz hiervon nehmen. Thoraschreiber Lissauer in Ungedanken bei Fritzlar, Kurhessen.“       

Seine Mutter Amalie Lissauer verstarb am 8. Februar 1910 in Fritzlar. Sein Vater lebte zuletzt in Hoof. Er starb am 10. August 1912 und wurde auf dem Friedhof in Ungedanken begraben.         

Am 6. Januar 1898 heiratete Emil Lissauer in Karlsruhe Sofie Ettinger. Seine Frau war am 7. September 1866 zur Welt gekommen.

Emil Lissauer hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Er übernahm 1896 in Düsseldorf die Firma „Gebr. Schöndorff Nachfolger“ zusammen mit Josef Levy. Das Bettwaren und Aussteuergeschäft befand sich in der Flinger Straße 28 im Düsseldorfer Altstadt. 1910 wurde sein Bruder Albert Lissauer Miteigentümer. Er hatte 1898 Else Rosenfeld aus Mannheim geheiratet und lebte mit ihr und den beiden Söhnen ebenfalls in Düsseldorf. Er hatte zunächst in der Firma als Verkaufsleiter gearbeitet.

Im Jahr 1924 wurde Emil Lissauer zu einem Handelsrichter ernannt. 1926 berichtete der Düsseldorfer Stadt-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 23. Juni 1926 über die Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes im Einzelhandel unter dem Vorsitz des Kaufmanns Emil Lissauer. Im gleichen Jahr wurde er zum Handelsgerichtsrat ernannt.

Im Düsseldorfer Stadt-Anzeiger erschien am 31. Oktober 1931 folgender Artikel: „Das Düsseldorfer Möbelhaus Gebr. Schöndorff Nachf. Kann in diesen Tagen auf ein vierzigjähriges Bestehen zurückblicken. Die Firma hat eine starke Stütze ihres Unternehmens in einem verhältnismäßig großen Prozentsatz von festen Stammkunden aus Düsseldorf und dem Industriegebiet. Ein Zeichen für die stabile Basis des Hauses ist auch darin zu erblicken, dass der größte Teil der Angestellten der Firma seit langen Jahren, manche seit Jahrzehnten, die Treue gehalten haben. Inhaber der Firma sind die Brüder Emil und Albert Lissauer. Handelsgerichtsrat Emil Lissauer genießt in den Branchenkreisen der deutschen Möbelwirtschaft hohes Ansehen. Er ist unter anderem 1. Vorsitzender des Rhein.-Westf- Möbelfachverbandes. Ferner gehört er seit zwölf Jahren der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer als Mitglied an. Er ist auch Vorstandsmitglied des Einzelhandelsverbandes und des Arbeitgeberverbandes im Einzelhandel.“

Am 26. Februar 1933 verstarb seine Frau Sofie im Alter von 67 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Emil Lissauer in der Rochusstraße 34. Im Adressbuch von 1934 ist Emil Lissauer nicht verzeichnet, nur sein Bruder Albert mit der Adresse Grimmstraße 3.

1938 wohnte Emil Lissauer am damaligen Mackensenplatz 58-60 direkt am Düsseldorfer Polizeipräsidium. Ob er während des Novemberpogroms 1938 in seiner Wohnung überfallen wurde ist leider nicht bekannt.

Am 23. Januar 1939 emigrierte sein Bruder Albert Lissauer mit seiner Familie nach Buenos Aires. Vermutlich hatte auch Emil Líssauer Emigrationspläne. Er blieb jedoch in Düsseldorf und lebte zuletzt vor seiner Deportation im Jahr 1942 im Haus Karlstraße 3. Am 21. Juli 1942 wurde Emil Lissauer von Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 21. September 1942 wurde er im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf