Gedenkbuch

Gompertz, Siegfried

Siegfried Gompertz kam am 25. Januar 1888 als Sohn von Johann Gompertz und seiner Frau Johanna Gompertz, geborene Lion, in Krefeld zur Welt. Er hatte mit Josef (geboren 1884) einen älteren Bruder. Siegfried Gompertz arbeitete als Generalvertreter für Samt und Seide. 1913 gründete er mit Hans Esters die Firma „Esters & Gompertz“ in Krefeld. 

Siegfried Gompertz kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg im Füsilier-Regiment Nr. 35, Brandenburg, a.H., I. Bataillon, 1. Kompanie. Auf der Verlustliste vom 25. Oktober 1914 wurde er als verwundet verzeichnet. 

Am 23. Januar 1920 heiratete er Sylvia David (geboren 1891 in Krefeld). Die Eheschließung fand in Düsseldorf statt. Hier betrieb Sylvia David seit 1919 mit Jenny Bloom einen Modesalon auf der Bahnstraße 50. Siegfried und Sylvia Gompertz bekamen am 9. Februar 1922 die Tochter Ruth, die in Krefeld geboren wurde.

Siegfried Gompertz und seine Familie zogen nach Düsseldorf, das genaue Datum ist jedoch nicht bekannt. Seit mindestens 1929 wohnten sie in der ersten Etage auf der Luisenstraße 15, zwei Jahre später auf der Friedrichstraße 102. Von hier zogen sie in die dritte Etage auf der Lichtstraße 37, wo sie mindestens seit 1934 wohnten. Am 27. Mai 1936 wurde Siegfrieds Tochter Ruth eingesegnet, was in der Gemeindezeitung des Synagogenbezirk Düsseldorf verkündet wurde. 

Am 27. Juli 1938 zogen Siegfried Gompertz und seine Familie nach Krefeld und wohnten auf der Hülser Straße 55, wo auch seine Mutter Johanna Gompertz lebte. Siegfrieds älterer Bruder Josef hatte bis 1929 ebenfalls hier gewohnt, bevor er sich nach Rees abgemeldet hatte. 

Am 11. Dezember 1941 wurden Siegfried, seine Frau Sylvia und seine Tochter Ruth von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde Ruth als Schneiderin aufgeführt. Im Ghetto mussten die Inhaftierten schwere Zwangsarbeit leisten. Ruths späterer Ehemann Heinz Samuel, der ebenfalls mit seiner Familie nach Riga deportiert worden war, schrieb in seinen Erinnerungen: „Schwester Ruth arbeitete auf einem grossen Schrottplatz, sie musste schwere Eisenteile verladen. Sie liess mich dorthin anfordern und ich wurde als Schweisser dort eingesetzt.“

Im Juni 1943 wurden Siegfried und Sylvia Gompertz von ihrer Tochter getrennt, die zum Torfstechen in einer Torffabrik eingesetzt wurde. Etwa zur selben Zeit wurde Siegfried Gompertz vermutlich in das KZ Kaiserwald überführt. Seine Tochter Ruth, die den Holocaust überlebte, gab in einem „Page of Testimony“ des digitalen Archivs von Yad Vashem an, dass ihr Vater dort bei einer der sogenannten „Krebsbach- Aktionen“ im Frühjahr 1943 ermordet wurde. Heinz Samuel schilderte in seinen Erinnerungen: „Am 24.10.43 kam Ruth mit vereiterten Beinen vom Torf zurück. Ihre Eltern waren inzwischen auch nicht mehr da. Sie brachte Lebensmittel mit, die sie sich durch schneiden nach Feierabend bei dem Direktor der Torffabrik verdiente.“

Ob Siegfrieds Frau Sylvia gemeinsam mit ihrem Mann in das KZ Kaiserwald überführt worden war, ist unbekannt. Sie wurde in das Konzentrationslager Stutthof deportiert, wo sie am 1. Oktober 1944 starb.

Seine Tochter Ruth Gompertz und ihr späterer Mann Samuel Heinz wurden in Folge der Auflösung des Ghettos nach Libau deportiert und kamen von hier 1945 über Hamburg nach Kiel. Sie überlebten den Holocaust und wurden am 1. Mai 1945 vom Dänischen Roten Kreuz befreit. Ruth und Heinz heirateten und bekamen mit Marion, Anni und Michael drei gemeinsame Kinder. Ruth Samuel, geborene Gompertz, starb 2018 im Alter von 96 Jahren.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf