Gedenkbuch

Engel, Martha

Am 7. Juni 1900 wurde Martha Engel in Kirburg im Westerwaldkreis geboren. Ihre Eltern, der Händler David Engel und dessen erste Frau Rosina, geborene Mendel, hatten 1894 in Kirburg geheiratet. Marthas Bruder Siegmund war am 5. Oktober 1895 in Kirberg zur Welt gekommen. Marthas Bruder Louis wurde 1901 geboren und verstarb ein Jahr später. Der Ort Kirburg gehörte zu größeren jüdischen Gemeinde zu Hachenburg. Martha Engel zog mit ihrer Familie vor 1910 nach Hachenberg.

Marthas Mutter Rosina Engel verstarb 1920. Ihr Vater heiratete 1923 in zweiter Ehe Berta Lindenbaum aus Asslar (1873-1939). Martha Engel wohnte in Hachenburg zusammen mit ihrem Bruder Siegmund in der Koblenzer Straße. Nach 1933 zogen viele jüdische Familien aus Hachenburg weg.1936 bestand die Gemeinde noch aus 75 Personen. Am 16. Oktober 1936 verstarb Marthas Vater David Engel in Hachenburg.

Marthas Bruder Siegmund wurde am 5. März 1937 in Schutzhaft genommen. Ab dem 2. November 1937 befand er sich im Konzentrationslager Dachau. Zwischenzeitlich scheint er wieder auf freien Fuß gewesen zu sein. Am 23. September 1938 wurde er von Düsseldorf ins KZ Buchenwald eingeliefert.

Am 30. Oktober 1939 verstarb ihre Stiefmutter Berta Engel in Hachenburg. Sie war die letzte jüdische Hachenburgerin, die auf dem jüdischen Friedhof im Ort begraben wurde. Martha Engel meldete sich am 5. März 1940 aus Hachenburg nach Düsseldorf ab. Sie war die letzte jüdische Bewohnerin der Stadt Hachenburg. Zunächst fand Martha Engel eine Unterkunft in der Talstraße 3. Dort wohnte seit kurzem auch die aus Altstadt-Hachenburg geflohene Mina Friedemann, geborene Thalheimer (1872-1942). Die beiden Frauen kannten sich vermutlich gut. Beide zogen am 28. März 1940 ein Zimmer in der Konkordiastraße 66.

Am 29. Oktober 1940 wurde ihr Bruder Siegmund Engel aus dem Konzentrationslager Buchenwald in das Konzentrationslager Dachau überwiesen. Er verstarb dort am 17. Mai 1941. Auf der Todesurkunde wurde als Todesursache „Versagen von Herz und Kreislauf“ angegeben. Begraben wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Düsseldorf. Vermutlich hatte die Beerdigung Martha Engel geregelt. Sie selbst wurde aus ihrer letzten Adresse in Düsseldorf (Jahnstraße 60) am 10. November 1941 ins Ghetto Minsk deportiert. Sie hat nicht überlebt. Ihre letzte Mitbewohnerin Mina Friedemann wurde aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und am 21. September 1942 in Treblinka ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf