Gedenkbuch

Eichenberg, Harri (Harry)

Am 21. Januar 1881 kam Harry (Harri) Eichenberg als Sohn von Meier und Mathilde Eichenberg in Adelebsen zur Welt. Er hatte viele Geschwister. Im November 1911 verlobte er sich mit Margarethe Hirschfeld aus Horn. Seine Verlobte war am 1. November 1888 in Horn zur Welt gekommen. Am 15. März 1912 heirateten die beiden in Detmold und bezogen eine gemeinsame Wohnung in Düsseldorf. Am 24. April 1915 wurde der Sohn Günther geboren. Am 28. März 1922 kam der jüngste Sohn, Werner, in Düsseldorf zur Welt.

Die Familie Eichenberg wohnte in Düsseldorf-Oberkassel im eigenen Haus in der Wildenbruchstraße 81. Harry Eichenberg arbeitete als Kaufmann. Als sein Bruder Albert Eichenberg (1861-1922) am 2. Mai 1922 nach kurzer Krankheit verstarb wurde Harry Eichenberg Teilhaber in der Getreide-Import Firma seines Bruders „Eichenberg & Lazarus“. Die Firmenadresse war Steinstraße 65. Die Firma hatte 1929 ihre Geschäftsräume am Wilhelmplatz 10 direkt am Hauptbahnhof.

Harrys Bruder Richard Eichenberg (1879-1945) arbeitete in der gleichen Branche in Düsseldorf und unterhielt am Alexanderplatz 13 ein Geschäft für Getreide und Hülsenfrüchte. Auch sein Bruder Fritz Eichenberg (1889-1943) lebte bis zu seiner Emigration 1936 in Düsseldorf. Seit 1929 war er ebenfalls Geschäftsführer von Harry Eichenbergs Firma.

Anfang 1938 beschloss Harry Eichenberg mit seiner Familie in die Niederlande zu emigrieren. Eine erste Registrierung fand dort am 10. Februar 1938 statt. Offiziell meldete er sich und seine Familie erst am 14. Mai 1938 bei den deutschen Behörden ab. Auf der Meldekarte seiner Frau ist vermerkt, dass sie am 22. Juni 1938 in Middelburg wohnten und ab dem 9. September 1939 im Kapelweg 8.

Im Mai 1940 beim Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Niederlande, wohnte Harry Eichenberg mit seiner Familie bereits in Driebergen. Ab dem 28. Oktober 1940 waren sie in Driebergen gemeldet. Dort wohnten sie unter der Adresse Traay 223.
Im Januar 1941 mussten sie sich bei den Behörden als Juden registrieren lassen. Ab dem 3. Mai 1942 mussten sie in der Öffentlichkeit einen sogenannten Judenstern tragen. Am 14. September 1942 mussten sie nach Amsterdam ziehen. Ihre Adresse dort war Zuider Amstellaan 182 II. In einem Polizeireport aus dem Jahr 1942 wurde vermerkt: „Harri Eichenberg, oud 62 jaar, wonende Zuider Amstellaan 182-II alhier, doet aangifte van oplichting van distribuutiebescheiden tegen een hem onbekende persoon, die gekleed was in de uniform der Nederlandsche Politie. Gepleegd op 14 November 1942“. Die deutsche Übersetzung lautet: „Harri Eichenberg, 62 Jahre alt, wohnhaft Zuider Amstellaan 182-II hier, meldet den Betrug mit Verteilungspapieren gegen eine ihm unbekannte Person, die mit der Uniform der niederländischen Polizei bekleidet war. Begangen am 14. November 1942“.

Sein Sohn Werner Eichenberg absolvierte in den Niederlanden eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Seit dem 20. August 1942 befand sich der 20-jährige Werner im Durchgangslager Westerbork. Am 30. September 1942 wurde Werner Eichenberg in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Ab dem 20. April 1943 wohnte Harry Eichenberg mit seiner Frau in der Norder Amstellaan 7 III. Ab dem 6. Mai 1943 waren der 62-jährige Harry Eichenberg und seine Frau im Durchgangslager Westerbork interniert. Sie wurden der Baracke 55 zugewiesen. Am 11. Mai 1943 wurden sie in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft am 14. Mai 1943 ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf