Gedenkbuch

Neubeck, Marianne

Marianne Neubeck kam am 15. Juni 1924 in Düsseldorf zur Welt. Ihre Eltern waren der Kaufmann Hans Neubeck und dessen Frau Anna, geborene Neubeck. Marianne hatte noch einen älteren Bruder, Herbert. Er war am 30. März 1923 in Düsseldorf zur Welt gekommen.

Ihre Mutter Anna, am 20. Juni 1900 in Witten als Kind ihrer jüdischen Eltern Joseph und Henriette Herzstein, geborene Blank, zur Welt gekommen, war ausgebildete Kindergärtnerin. Ihr Vater Hans Neubeck, am 28. Juni 1897 in Essen geboren, hatte nach der Hochzeit in Düsseldorf als Kaufmann gearbeitet. Außerdem war ihr Vater Werbeleiter und Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Familie wohnte in der Reisholzer Straße 26 in Düsseldorf.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden alle bekannten Kommunisten überwacht oder verhaftet. Im Mai 1934 gerieten auch ihre Eltern in den Fokus der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Ihre Mutter Anna Neubeck war vom 5. bis zum 7. Mai 1934 im Polizeigefängnis Düsseldorf inhaftiert. 

1935 flüchtete die Familie nach Belgien. Am 25. März 1938 wurde im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 71 der Verlust ihrer deutschen Staatsangehörigkeit verkündet. Damit waren alle Familienmitglieder staatenlos. 

In Brüssel unterstützten ihre Eltern politische Flüchtlinge. Ihr Vater Hans Neubeck nahm auf republikanischer Seite an den Kämpfen im Spanischen Bürgerkrieg teil, wurde schwer verwundet und erlag 1940 seinen Verletzungen.

Als Belgien am 10. Mai 1940 von der Deutschen Wehrmacht überfallen wurde, entstand für sie eine völlig neue Situation.

Am Tag der deutschen Invasion verhaftete die belgische Polizei ausländische und staatenlose Juden in den großen Städten Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Charleroi. Bereits am 14. Mai 1940 wurden von den belgischen Behörden Hunderte vormals deutsche Flüchtlinge an die französische Grenze gebracht und von dort in das in Südfrankreich gelegene Internierungslager Saint Cyprien gebracht. Zu den Verhafteten gehörte auch ihr Bruder Herbert Neubeck. Ihm gelang die Flucht aus dem Internierungslager, und er kehrte nach Brüssel zurück. Kurze Zeit später wurde er von der Gestapo verhaftet und am 16. August 1940 nach Deutschland gebracht. Nach langer Polizeihaft vor Gericht gestellt, wurde er zum Tode verurteilt und am 21. April 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Auch ihre Mutter Anna Neubeck wurde am 26. August 1940 in Brüssel verhaftet und am 9. Oktober 1940 nach Düsseldorf überführt. Am 31. März 1941 wurde sie vom Oberlandesgericht Hamm zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Als Jüdin wurde sie am 7. Dezember 1942 aus dem Zuchthaus nach Auschwitz deportiert, am 1. Januar 1943 wurde dort ihr Tod vermerkt.

Marianne Neubeck, deren Beruf mit „Kinderfräulein“ angegeben wird, blieb zunächst in Brüssel. Sie wurde aus dem Sammellager Malines/Mechelen mit dem 14. Transport am 20. Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert und am 30. November 1942 ermordet. 

Ihre väterliche Großmutter Julie Neubeck, geborene Steinfeld wurde aus Essen über Düsseldorf am 22. Juli 1942 von Düsseldorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 12. Februar 1945 starb.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf