Gedenkbuch

Gompertz, Sylvia

geb. David

Sylvia David kam am 24. September 1891 als Tochter von Ludwig (Louis) David und seiner Frau Ottilie David, geborene Eichwald, in Krefeld zur Welt. Sie hatte noch drei Brüder: Max (geboren 1890 in Krefeld), Harry (1895 in Flensburg – 1943 Auschwitz) und Julius (1900 in Flensburg – 1941 deportiert ins Ghetto Minsk).

Ihre Mutter Ottilie stammte aus Wellinghofen bei Dortmund, wo sie am 2. September 1859 zur Welt gekommen war. Sie hatte 1888 in Krefeld den Kaufmann Ludwig (Louis) David (geboren 1861 in Rahden) geheiratet.

Die Familie David wohnte zunächst in Krefeld, dann kurz in Flensburg und ab dem 26. August 1901 in Düsseldorf. Ab dem 10. November 1911 wohnten sie in der Graf-Adolf-Straße 75. 

Am 23. Januar 1920 heiratete Sylvia den Kaufmann Siegfried Gompertz (geboren 1888 in Krefeld), der als Generalvertreter für Samt und Seide tätig war. Die Ehe wurde in Düsseldorf geschlossen. Die Eheleute bekamen mit Ruth eine Tochter, die am 9. Februar 1922 in Krefeld geboren wurde.

Sylvia Gompertz‘ Mann Siegfried hatte 1913 gemeinsam mit Hans Esters die Firma „Esters & Gompertz“ gegründet, während Sylvia möglicherweise einen Modesalon in Düsseldorf mit Jenny Bloom auf der Bahnstraße 50 betrieb.

Sylvia Gompertz und ihre Familie zogen nach Düsseldorf, das genaue Datum ist jedoch nicht bekannt. Seit mindestens 1929 wohnten sie in der ersten Etage auf der Luisenstraße 15, zwei Jahre später auf der Friedrichstraße 102. Von hier zogen sie in die dritte Etage auf der Lichtstraße 37, wo sie mindestens seit 1934 wohnten. 

Am 15. März 1932 verstarb ihr Vater Ludwig David in Düsseldorf. Ihr verwitwete Mutter Ottilie David zog am 27. Oktober 1934 in das Altersheim „Rosenau“ der jüdischen Gemeinde  in Essen-Werden. 

Am 27. Mai 1936 wurde Sylvias Tochter Ruth eingesegnet, was in der Gemeindezeitung des Synagogenbezirks verkündet wurde. 

Am 27. Juli 1938 zogen Sylvia Gompertz und ihre Familie nach Krefeld und wohnten auf der Hülser Straße 55, wo auch Sylvias Schwiegermutter Johanna lebte. Bis 1929 hatte hier auch ihr Schwager Josef gewohnt, bevor er sich nach Rees abgemeldet hatte.

Ihre Mutter Ottilie David flüchtete Anfang 1939 zu ihren Söhnen nach Holland. Sie sollte später (1943) aus dem Lager Westerbork nach Sobibor deportiert und ermordet werden.

Am 11. Dezember 1941 wurden Sylvia, ihr Mann Siegfried und ihre Tochter Ruth von Düsseldorf aus in das Ghetto Riga deportiert. Auf der Deportationsliste wurde Ruth als Schneiderin aufgeführt.

Im Ghetto mussten die Inhaftierten schwere Zwangsarbeit leisten. Ruths späterer Ehemann Heinz Samuel, der ebenfalls mit seiner Familie nach Riga deportiert worden war, schrieb in seinen Erinnerungen: „Schwester Ruth arbeitete auf einem grossen Schrottplatz, sie musste schwere Eisenteile verladen. Sie liess mich dorthin anfordern und ich wurde als Schweisser dort eingesetzt.“

Im Juni 1943 wurden Sylvia und Siegfried Gompertz von ihrer Tochter getrennt, die zum Torfstechen in einer Torffabrik eingesetzt wurde. Vermutlich zur selben Zeit wurde Sylvias Mann Siegfried Gompertz in das KZ Kaiserwald überführt. Ihre Tochter Ruth, die den Holocaust überlebte, gab in einem „Page of Testimony“ des digitalen Archivs von Yad Vashem an, dass ihr Vater dort bei einer der sogenannten „Krebsbach- Aktionen“ im Frühjahr 1943 ermordet wurde. Ruths späterer Ehemann Heinz Samuel schilderte in seinen Erinnerungen: „Am 24.10.43 kam Ruth mit vereiterten Beinen vom Torf zurück. Ihre Eltern waren inzwischen auch nicht mehr da. Sie brachte Lebensmittel mit, die sie sich durch schneiden nach Feierabend bei dem Direktor der Torffabrik verdiente.“

Ob Sylvia Gompertz gemeinsam mit ihrem Mann in das KZ Kaiserwald überführt worden war, ist unbekannt. Sie wurde in das Konzentrationslager Stutthof deportiert, wo sie am 1. Oktober 1944 starb.

Ihre Tochter Ruth Gompertz und ihr späterer Mann Heinz Samuel wurden in Folge der Auflösung des Ghettos nach Libau deportiert und kamen von hier 1945 über Hamburg nach Kiel. Sie überlebten den Holocaust und wurden am 1. Mai 1945 vom Dänischen Roten Kreuz befreit.

Ruth und Heinz Samuel heirateten und bekamen mit Marion, Anni und Michael drei gemeinsame Kinder. Ruth Samuel, geborene Gompertz, starb 2018 im Alter von 96 Jahren.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf