Gedenkbuch

Klein, Moritz

Am 27. Dezember 1869 kam Moritz Klein in Korschenbroich als Sohn des Ehepaars Moses und Caroline Klein, geborene Samuel, zur Welt. Er hatte fünf Geschwister: Albert (1863 – 1910); Emilie (1865 – 1932); Josef (1867 – 1909); Albertine (1871 – 1953) und Siegmund Klein (1876 – 1949).

Am 30. Juni 1899 heiratete Moritz Klein in Witten Rosalie genannt Alma Mildenberg. Seine Frau war am 5. November 1875 in Witten als Tochter von Nathan und Jeanette Mildenberg, geborene Rosenbaum, zur Welt gekommen. Das Paar wohnte nach der Hochzeit in Düsseldorf. Die Tochter Elise Caroline kam am 6. April 1900 in Düsseldorf zur Welt. Der Sohn Max folgte am 23. Februar 1902.

Am 14. April 1897 hatte Moritz Klein sein Geschäft am Wehrhahn, Ecke Tonhallenstraße gegründet. Zunächst verkaufte er dort im Erdgeschoß Weiß- und Baumwollwaren sowie Kleiderstoffe. Nach drei Jahren vergrößerte er die Verkaufsfläche um die erste Etage und nahm Damenkonfektion mit ins Sortiment. 1906 ließ er das alte Gebäude abreißen und einen Neubau errichten. Im Jahr 1912 wandelte er die Firma M. Klein in eine GmbH um. Im Jahr 1915 erwarb Moritz Klein die Nachbarhäuser Tonhallenstraße 2 und 3 sowie Wehrhahn 3. 1925 schließlich entstand das große Warenhaus Klein.  

Moritz Klein wohnte mit seiner Familie im Haus Alt Pempelfort 15. Seine Tochter Elise heiratete 1922 den Duisburger Richard Goldbaum. Moritz Kleins Enkel Georg Goldbaum kam am 22. Mai 1925 in Düsseldorf zur Welt. Später zog seine Tochter mit ihrer Familie nach Duisburg.

Moritz Klein war Mitglied im Arbeitgeberverband des Einzelhandels, zeitweise war er stellvertretender Vorsitzender. Beim 10jährigen Bestehen des Verbandes im Jahr 1929 wurden die besonderen Verdienste von Moritz Klein und Theodor Hartoch hervorgehoben. Auch in der Synagogengemeinde Düsseldorf war Moritz Klein aktiv. Viele Jahre war er im Vorstand oder im Repräsentantengremium. Auch seine Frau war gesellschaftlich sehr aktiv. Alma Klein war bis 1933 Vorstandsmitglied des Vaterländischen Frauenvereins und des Roten Kreuzes in Düsseldorf. Zu dieser Zeit wohnten auch drei Geschwister seiner Frau in Düsseldorf: der ledige Tierarzt Dr. Julius Mildenberg, seine Schwester Helene Mildenberg und die verheiratete Schwester Ida Goldschmidt, geborene Mildenberg.

Im Juni 1934 emigrierte seine Tochter mit ihrer Familie nach Amsterdam in die Niederlande. Am 16. April 1935 verstarb sein Schwiegersohn und seine Tochter war nun mit ihrem 10-jährigen Sohn Georg auf sich gestellt. Ab dem 21. Juni 1935 wohnte sie im Haus Minervalaan 83.

Am 23. Juli 1937 meldete sich Moritz Klein mit seiner Ehefrau nach Amsterdam in die Niederlande ab. Ab dem 11. August 1937 wohnte er mit seiner Frau in Amsterdam bei seiner Tochter im Haus Minervalaan 83 huis. Die Straße befindet sich im Süden von Amsterdam. Mit den Düsseldorfer Freunden und Bekannten blieb er im engen Kontakt. So erfuhr er auch Details über die Geschehnisse in Düsseldorf während des Novemberpogroms 1938. Er meldete seine Informationen an Dr. Alfred Wiener in Amsterdam. Dieser sammelte in der von ihm gegründeten Jewish Central Information Office (JCIO) Berichte über die Verbrechen der Nationalsozialisten. Auch die Informationen von Moritz Klein befinden sich heute in der Wiener Library in London: „Herr Moritz Klein, 5 Amsterdam, Minervalaan 83, Tel. 90648, 18. November 1938: „Herr X. aus Düsseldorf teilt mit, dass er aus zuverlässigsten Meldungen weiß, dass zuerst die Gemeinde und, soweit feststellbar, ein großer Teil des Repräsentantenkollegiums, darunter die Herren Felsenthal sen., Oberlandesgerichtsrat Franken, Louis Elkan mit den beiden Rabbinern Dr. Eschelbacher und Dr. Klein, verhaftet worden sind. Frau Eschelbacher wollte ihren Mann nicht verlassen und hat mit einer anderen jüdischen Dame, die ebenfalls ihren Gatten nicht verließ, in einer Zelle des Gefängnisses gesessen. Die beiden Damen haben dann nach einigen Tagen das Gefängnis verlassen. Frau Elkan konnte Dienstag ihrem Mann Wäsche bringen und ihn besuchen.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Niederlande errichteten die deutschen Behörden eine Besatzungsregierung. Ein Ziel war die Verfolgung jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner, sowohl Einheimische als auch deutsch-jüdische Flüchtlinge so wie Moritz Klein.  Am 27. August 1941 wurde er unter „PB 9565“ bei den Behörden registriert. Mitte des Jahres 1942 begannen auch in den Niederlanden die Deportationen. Im Oktober 1942 erfolgte eine groß angelegte Razzia, bei der auch seine Tochter Elise Goldbaum verhaftet wurde. Sie wurde am 28. Oktober 1942 im sogenannte Judendurchgangslager Westerbork eingeliefert. Sie kam zunächst in die Baracke 58 und am 13. November 1942 in die Baracke 62.

Am 20. März 1943 wurde auch Moritz Klein in das Judendurchgangslager Westerbork gebracht. Dort wurde er der Baracke 69 zugeteilt. Am 20. April 1943 wurde er zusammen mit seiner Ehefrau Alma in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Am 8. Juni 1943 wurde sein Enkel Georg Goldbaum von Mitarbeitern der Kolonne Henneicke im Haus Minervalaan 83 aufgespürt und verhaftet und in das Konzentrationslager Vught überführt. Am 11. Juni 1943 wurde er in das Lager Westerbork in die Baracke 63 gebracht.

Am 7. September 1943 wurde seine Tochter Elise mit ihrem Sohn aus Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Beide wurden nach der Ankunft ermordet.

Am 27. März 1944 verstarb seine Ehefrau Alma Klein im Ghetto Theresienstadt. Moritz Klein verstarb wenige Tage nach der Befreiung des Ghettos Theresienstadt am 24. Februar 1945. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf