Gedenkbuch

Gumpert, Cäcilie

geb. Gumpert

Cäcilie Gumpert kam am 16. September 1865 als Tochter des Ehepaars Philipp und Rosalie Gumpert, geborene Heymann, in Werne an der Lippe zur Welt. Ihre Eltern hatten am 17. September 1862 geheiratet und sie hatte mehrere Geschwister. Die Brüder Salli Gumpert (geboren 1863), Louis Gumpert (geboren 1876) und Leopold Gumpert (geboren 1878), sowie die Schwester Helene (geboren 1869).

Mit ihrem unverheirateten Bruder Louis Gumpert und der geschiedenen Schwester Helene Cahn lebte Cäcilie Gumpert in ihrer Geburtsstadt Werne. Cäcilie Gumpert erlernte den Beruf der Putzmacherin. Unter ihrem Namen unterhielt sie zusammen mit ihrem Bruder ein Kurzwarengeschäft in der Bonenstraße 40. Dort verkauften sie Stoffe, Strohhüte, Bänder, Tischdecken und andere Weißwaren.
Ihr Bruder war in Werne sehr bekannt. Er engagierte sich als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und war Vorstandsmitglied verschiedener anderer Vereine. Im Jahr 1903 war er Mitbegründer des ersten Sportvereins in Werne und wurde dessen Schriftführer. 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde er, wie alle Juden, aus den Vereinen ausgeschlossen. 

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch in Werne zu Ausschreitungen gegen jüdische Familien. Einige Nationalsozialisten drangen in das Geschäft von Cäcilie Gumpert ein, zerstörten die Inneneinrichtung und warfen die Waren auf die Straße. Dann setzten sie die Zerstörungen im gesamten Haus fort. Cäcilie und ihre Schwester konnten vorher fliehen. Ihr Bruder Louis Gumpert flüchtete in das Dachgeschoß des Hauses. In Panik vor den Eindringlingen versuchte er, auf das Dach des Nachbarhauses zu flüchten. Der Versuch misslang und der 62-jährige Louis Gumpert fiel aus 8 Metern Höhe auf den Boden und verletzte sich dabei schwer. Im Krankenhaus hielt der  behandelnde Assistenzarzt Dr. Starck am 10. November 1938 den medizinischen Befund fest: „4 .) Louis Gumpert, geb. 14.12.75 aus Werne. An frischen Verletzungen wurden festgestellt: Bluterguss an beiden Augen mit starkem Vorquellen der Bindehaut des rechten Auges, Gehirnerschütterung, Kniescheibenbruch rechts. Prellung des Rücken und des rechten Oberschenkels. G. bedarf stationärer Krankenhausbehandlung für mehrere Wochen.“

Während ihr Bruder im St. Christophorus Krankenhaus in Werne lag, bereiteten Cäcilie Gumpert und ihre Schwester Helene Cahn den Umzug nach Düsseldorf vor. Als ihr Bruder wieder reisefähig war und am 22. März 1939 aus dem Krankenhaus entlassen wurde, zogen die drei anschließend in das Haus ihrer Schwägerin Bertha Gumpert, geborene Tannenbaum, in der Harleßstraße 8. Deren Ehemann, ihr Bruder Sally Gumpert, war bereits 1928 in Düsseldorf verstorben. Zuletzt wohnte Cäcilie Gumpert mit ihrer Schwester Helene Cahn in der Schillerstraße 25.

Am 21. Juli 1942 wurde Cäcilie Gumpert, zusammen mit ihrer Schwester Helene Cahn und mit ihrer Schwägerin Bertha Gumpert, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 21. September 1942 wurde sie von dort in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und ermordet. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf