Gedenkbuch

Callmann, Therese

geb. Hirsch

Am 23. Mai 1876 wurde im westfälischen Burgsteinfurt Therese Hirsch geboren. Ihre Eltern waren der Metzger Moses Hirsch (1847-1921) und dessen Ehefrau Caroline, geborene Vasen (1850-1935). Therese hatte noch sechs Geschwister: Helene (geboren 1878), Johanne (geboren 1878), Henriette (geboren 1880), Levie (geboren 1883), Hermann (geboren 1890) und Samuel (geboren 1890).

Therese Hirsch heiratete den Metzger Karl Callmann. Ihr Mann stammte aus Geilenkirchen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Heinsberg im Regierungsbezirk Aachen. Dort war er am 24. September 1875 als Sohn von Benedikt und Johanna Callmann, geborene Heli, zur Welt gekommen. 1890 hatte das katholisch geprägte Geilenkirchen 24.471 Einwohner. Nur 371 Bürger der Stadt waren evangelisch und 254 waren Juden. Die meisten jüdischen Bürger der Stadt waren Viehhändler, Metzger und Kaufleute mit kleineren und mittleren Einzelhandelsgeschäften. Auch ihr Mann Karl Callmann war Metzger geworden.

Seit 1905 wohnten sie in Gerresheim, das 1909 nach Düsseldorf eingemeindet wurde.

Das Ehepaar Callmann wohnte im eigenen Haus in der Truchseßstraße 33, wo es seit 1916 eine Metzgerei führte. Die Ehe blieb kinderlos. Mitte der 1930er-Jahre war er infolge des Boykotts gegen jüdische Geschäfte gezwungen, das Hinterhaus zu vermieten. 1939 wurde sein Haus zu einem sogenannten „Judenhaus“, und das jüdische Ehepaar Reiss sowie Flora Wagner zogen mit ihren Söhnen in sein Haus.

Am 27. Oktober 1941 wurde Therese Callmann mit ihrem Mann in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie in das Zimmer 11 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Diese „Wohnung“ befand sich im dritten Stock eines ehemaligen Schulgebäudes, und das Zimmer 11 war mit 59 weiteren Personen belegt. Eine am 26. November 1941 von ihrem Mann Karl Callmann geschriebene Postkarte an das Postamt in Gerresheim mit Bitte um Nachsendung seiner Post wurde im Ghetto beschlagnahmt und ist erhalten geblieben.

Am 6. Mai 1942 wurden Therese und Karl Callmann aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und am nächsten Tag ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf