Lewkowitz, Wilhelm
Am 6. Juni 1866 kam Wilhelm Lewkowitz in Bralin im Kreis Groß Wartenberg in Schlesien als Sohn von Bernhard und Pauline Lewkowitz, geborene Berkowitz, zur Welt. Er hatte einen jüngeren Bruder namens Hermann, der am 25. April 1872 in Bralin geboren wurde, sowie einen Bruder namens Adolf. Möglicherweise hatte er auch noch einen weiteren Bruder namens David, der 1903 in Groß-Wartenberg als Lebensmittelhändler arbeitete.
Wilhelm Lewkowitz erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Am 5. Oktober 1893 heiratete er in Ossen im Kreis Wartenberg Fanny Wagner. Seine Frau war am 30. Oktober 1869 in Honig im Bezirk Breslau zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit zogen die beiden ins Ruhrgebiet. Im Jahr 1893 eröffnete Wilhelm Lewkowitz ein Konfektionsgeschäft in Wattenscheid, welches erst im November 1894 ins Handelsregister eingetragen wurde. Anfang 1895 musste er ein Konkursverfahren eröffnen lassen. Möglicherweise war die Konkurrenz durch das direkt nebenan liegende Kaufhaus Gebrüder Alsberg zu stark. Am 5. Februar 1895 wurde in Wattenscheid seine Tochter Betty geboren. Kurze Zeit später zogen sie von Wattenscheid nach Mülheim an der Ruhr. Dort lebte auch sein Bruder Hermann Lewkowitz. Er hatte 1895 Laura Freund geheiratet. Deren erstes Kind, das am 9. Oktober 1896 in Mülheim an der Ruhr zur Welt kam, erhielt den Vornamen Wilhelm.
Im Juli 1909 wurde im Handelsregister die Firma „Wilhelm Lewkowitz, Bankkommission, Hypotheken- und Immobiliengeschäft und Agenturen in Bottrop“ eingetragen. Im Juli 1910 wurde seinem Bruder Adolf Lewkowitz Prokura für die Firma erteilt. Die Büroräume waren in Bottrop in der Neustraße 6.
Seit 1913 lebte Wilhelm Lewkowitz mit Frau und Tochter in Düsseldorf. Zunächst wohnten sie in der Pionierstraße 41. Am 4. Oktober 1913 zogen sie in die Bolker Straße 28. Seine Frau Fanny eröffnete in Düsseldorf am 6. November 1913 das Schuhaus „Zum Aeroplan“, er erhielt für die Firma Prokura. Er arbeitete in dieser Zeit als Auktionator.
Am 1. Juli 1919 heiratete seine Tochter Betty in Düsseldorf den Kaufmann Moritz Varnhagen. Sein Schwiegersohn stammte aus Niedermarsberg, wo er am 5. Juli 1883 zur Welt gekommen war. Auch sie lebten in der Folgezeit in Düsseldorf.
Am 8. März 1920 zog Wilhelm Lewkowitz mit seiner Ehefrau in die Dorotheenstraße 36. Sein Schwiegersohn Moritz Varnhagen eröffnete im Dezember 1923 in Düsseldorf die Seifenfabrik „Gebrüder Varnhagen“ in der Eintrachtstraße 17. Am 15. April 1924 wurde Wilhelm Lewkowitz Enkel Helmut (später Harold) Varnhagen in Düsseldorf geboren.
Am 12. Dezember 1924 zogen Wilhelm und Fanny Lewkowitz in die Aderstraße 70. Ab dem 1. Juni 1933 wohnten sie dann in der Mendelssohnstraße 3. Die Straße wurde 1936 von den Nationalsozialisten in Hans-Schemm-Straße umbenannt.
Am 6. April 1938 verstarb seine 68-jährige Ehefrau Fanny Lewkowitz in Düsseldorf. Auf der Traueranzeige wurde vermerkt, dass sie nachmittags an einem Herzinfarkt verstarb. Nach dem Tod seiner Ehefrau zog Wilhelm Lewkowitz zunächst am 7. Juli 1938 in die Goethestraße 22. Ab dem 3. November 1938 wohnte der Witwer dann in der jüdischen Pension Lubascher in der Steinstraße 60.
In der Pogromnacht am 10. November 1938 wurde er beim Überfall der Nationalsozialisten auf die Pension mit einem Schuss ins Herz erschossen. Die Täter zündeten die verwüsteten Zimmer noch an, möglicherweise um Spuren des Mordes zu verdecken. In der Sterbeurkunde des Standesamtes Düsseldorf-Mitte wurde jedoch vermerkt, dass Wilhelm Lewkowitz nach Angabe der Gestapo durch einen Herzschuss starb.
Seine Tochter Betty Varnhagen erreichte als Southampton kommend am 15. Dezember 1938 mit dem Schiff Nieuw Amsterdam die amerikanische Stadt New York. In den Ausreiseunterlagen der Reederei hatte sie noch ihren Vater mit der Düsseldorfer Adresse als Kontakt angegeben.
Sein Bruder Hermann Lewkowitz, der zuletzt in Dortmund-Dorstfeld gelebt hatte, verstarb im Jüdischen Krankenhaus in Köln-Ehrenfeld am 10. April 1941.