Freund, Margrit (Margret)
Margrit Freund kam am 26. September 1924 in Mönchengladbach als Tochter des Ehepaars Richard und Johanna Freund, geborene Cappel, zur Welt. Ihre Eltern hatten 1920 in Rheydt geheiratet. Ihr Vater arbeitete als Teilhaber der elterlichen Firma Freund & Herzberger. Margrit hatte eine ältere Schwester: Ingeborg war am 4. November 1921 in Mönchengladbach zur Welt gekommen.
Von Aachen kommend zog Margrit Freund mit ihrer Familie am 7. Dezember 1931 nach Düsseldorf. Sie bezogen eine Wohnung in der Lindenstraße 263. Ihr Vater Richard Freund arbeitete auch in Düsseldorf als Kaufmann. Im ersten Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog ihre Familie am 25. September 1933 nach Köln. Vermutlich besuchte die damals neunjährige Margrit dann in Köln die Schule.
Am 16. Juni 1936 emigrierte Margrit Freund mit ihrer Familie in die Niederlande. Sie zogen nach Amsterdam in die Amstellaan 59 II. In den Niederlanden arbeitete ihr Vater als Werbezeichner. Margrit besuche die Vondelschule in der Jekerstraat in Amsterdam. Ein Foto ihrer Klasse ist erhalten geblieben. Das Schulgebäude fand sich in der Jekerstraat 84. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule als jüdische Schule genutzt. Am 13. August 1938 zogen sie um in die Rijnstraat 59. Ein weiterer Umzug erfolgte am 20. Oktober 1940. Nun wohnte Margrit Freund mit ihrer Familie in der Diezestraat 20 hs.
Am 9. Januar 1941 heiratete in Amsterdam ihre ältere Schwester den polnischen Juden Josef Lewkowicz. Er war am 14. Januar 1908 in Wieckowice zur Welt gekommen. Ihre Schwester zog danach mit ihrem Ehemann in die Hunzestraße 22 II. Später gingen sie nach Belgien. Einen Tag nach der Hochzeit wurde in den besetzten Niederlanden die Registrierung jüdischer Einwohner beschlossen. Die diesbezügliche Verordnung Nr. 6/1941 des deutschen Reichskommissars Seyss-Inquart verpflichtete alle jüdischen Einwohner der Niederlande, sich beim Bevölkerungsregister registrieren zu lassen, was einen Gulden kostete. Wer dies ablehnte, konnte mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Ab dem 3. Mai 1942 musste Margrit Freund wie alle Juden in den Niederlanden einen sogenannten Judenstern an der Kleidung tragen.
Am 15. April 1943 wurde die 19-jährige Margrit Freund und ihre Eltern in Amsterdam verhaftet und im Judendurchgangslager Westerbork interniert. Sie wurden der Baracke 62 zugeteilt. Am 21. April 1943 wurde sie mit ihren Eltern aus dem Lager Westerbork in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Aus dem Ghetto Theresienstadt wurde Margrit Freund mit ihren Eltern am 28. September 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie und ihr Vater wurden am 30. September 1944 in Auschwitz ermordet.
Ihre Mutter Johanna Freund wurde in Auschwitz als Häftling aufgenommen. Am 12. Oktober 1944 wurde sie nach Freiberg überstellt. Das dortige Außenlager gehörte zum Konzentrationslager Flossenbürg. Johanna Freund wurde hier als Häftling Nr. 54023 registriert. Sie überlebte und ging nach dem Krieg nach Israel.
Ihre Schwester Ingeborg und deren Mann Josef Lewkowicz wurden am 19. April 1943 mit dem XX. Transport aus dem Lager Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport umfasste 1.631 jüdische Menschen aus dem Lager Mechelen in Belgien, die in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert werden sollten. Drei junge belgische Männer zwangen den Zug zwischen Boortmeerbeek und Haacht zum Anhalten und öffneten so viele Waggons, wie sie konnten. 231 Deportierte konnten entkommen, von denen 115 Menschen auf der Flucht blieben, 90 Geflüchtete wurden wieder verhaftet und 26 wurden auf der Flucht erschossen. Es war die größte Aktion, um Juden aus einem Zug nach Auschwitz zu retten. Ingeborg Lewkowicz gehörte leider nicht zu den Geretteten. Sie wurde in Auschwitz ermordet. Ihr Mann Josef Lewkowicz überlebte.