Gedenkbuch

Rosenberg, Klara

geb. Wallach

Am 10. Mai 1886 kam Klara Wallach in (Willich-) Schiefbahn als Tochter von Lazarus und Sophie Wallach, geborene Löwenstein, zur Welt. Seine Eltern hatten 1877 geheiratet. Klara hatte fünf Geschwister: David (1878-1941), Gustav (1879-1933), Lina (1881- deportiert 1941), Isidor (1884 – emigriert) und Siegfried Wallach (1888-1950). Klara wuchs mit ihren Geschwistern in Schiefbahn auf. Ihr Vater hatte eine Viehhandlung im Ort. Die Familie wohnte in der Willicher Straße 15.

1910 heiratete sie den Düsseldorfer Metzger Albert Rosenberg. Am 27. Dezember 1910 wurde in Düsseldorf ihre Tochter Berta geboren. Ihr gemeinsamer Sohn Benno kam am 15. Februar 1914 in Düsseldorf zur Welt. Klara Rosenberg wohnte mit ihrer Familie in einem Haus in der Oberbilker Allee 8. Hier betrieb ihr Mann auch seine Metzgerei.

1927 kam ihre Familie anlässlich der Goldenen Hochzeit ihrer Eltern am 14. Juni 1927 in Schiefbahn zu einem großen Fest zusammen. Ihr Vater verstarb ein Jahr später am 10. Oktober 1928 und wurde auf dem dortigen jüdischen Friedhof begraben.

Klara Rosenbergs Adresse war Anfang der 1930er Jahre die Vereinsanschrift der “Frauengruppe des Vereins jüdischer Handwerker und verwandter Berufe“. Der Verein war im Jahr 1922 gegründet worden und hatte etwa 22 Mitglieder im Jahr 1932. Der Verein kümmerte sich um die Erholungsfürsorge und Krankenpflege.

Am 7. Januar 1934 heiratete ihre Tochter Berta (auch Bertchen genannt) in Düsseldorf den Kaufmann Adolf Weinberg (1905-1996).
Klara und Albert Rosenberg wohnten 1938 in Düsseldorf noch in der Oberbilker Allee 8. Im Untergeschoss des Hauses befand sich seine Metzgerei. Seit der Kundinnen- und Kundenstamm durch die diskriminierende Boykottpolitik der Nationalsozialisten kleiner geworden war, unterhielten sie in ihrer Wohnung nebenbei einen Mittag- und Abendtisch für jüdische Gäste. Als Essraum diente das Wohnzimmer. In der Pogromnacht 1938 wurde die Metzgerei und die Wohnung auf ganz schreckliche Weise demoliert. Möbel, alle Gegenstände flogen aus dem Fenster der Wohnung auf die Straße. Nachbarn berichteten später, dass über eine Stunde lang das Krachen und Schreien zu hören gewesen war.

Klara Rosenberg und ihr Mann wurden nach der Zerstörung verhaftet und im Polizeigefängnis inhaftiert. Klara Rosenberg wurde am 11. November 1938 wieder freigelassen. Ihr Mann befand sich vom 10. bis 16. November 1938 im Polizeigefängnis in Düsseldorf. Dann wurde er mit den anderen in Düsseldorf Verhafteten in das Konzentrationslager Dachau überführt.
Am 13. Dezember 1938 emigrierte ihre Tochter Berta mit dem Ehemann Adolf Weinberg nach Baltimore in die Vereinigten Staaten von Amerika. Nachdem ihr Mann Albert Rosenberg seinen eigentlichen Beruf aufgeben musste, wurden er und sie die Leiter des jüdischen Altersheims Grafenberger Allee 78. Seit dem 5. Januar 1939 wohnten sie auch dort.

Ihrem Sohn Benno Rosenberg gelang im Sommer 1939 die Einreise nach Großbritannien. Ziel war seine Emigration nach Amerika, die später gelang. Auch Klara und ihr Mann wollten nach Amerika emigrieren. Ihre Tochter Berta Weinberg stellte ihnen ein Affidavit. Doch zur rechtzeitige Ausreise kam es leider nicht.
Am 27. Januar 1940 zog ihre unverheiratete Schwester Lina Wallach aus Schiefbahn zu ihnen in die Grafenberger Allee 78. Sie hatte all die Jahre zusammen mit ihrer Mutter im elterlichen Haus in Schiefbahn gelebt. Am 5. März 1941 folgte auch ihre Mutter Sophie Wallach, ebenfalls aus Schiefbahn kommend. Am 20. Juni 1941 meldete sie sich noch einmal nach Schiefbahn ab. Möglicherweise hatte dies mit der Krankheit ihres Sohnes David Wallach zu tun. Im Januar 1941 verstarb David Wallach in Schiefbahn. Seine Frau Hulda Wallach, geborene Frenkel wurde mit ihrer Tochter Klara, deren Ehemann Otto Schönewald und dem kleinen vierjährigen Enkel Bruno später, am 11. Dezember 1941, über Düsseldorf ins Ghetto von Riga deportiert. Etwa einen Monat zuvor waren Klara Rosenberg und ihr Ehemann am 10. November 1941 ins Ghetto von Minsk deportiert worden. Sie haben alle nicht überlebt.

Am 9. Mai 1942 wurde ihre Mutter Sophie Wallach wieder im Jüdischen Altersheim in Düsseldorf aufgenommen. Die 89-Jährige wurde am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort kam sie am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie nach der Ankunft ermordet wurde. Bereits im Juli 1942 teilte die Gemeindeverwaltung Schiefbahn dem Krefelder Finanzamt mit, das Sophie Wallach das Haus der Familie verkauft habe.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf