Gedenkbuch

Cosman, Siegmund Heinrich

Am 16. September 1864 kam Siegmund Heinrich Cosman als drittes Kind der Eheleute Elias und Henriette Helene Cosman, geborene Andries, in Kleve zur Welt. Seine Schwester Sophie war am 15. April 1860 in Kleve geboren worden. Die Schwester Rosa folgte ihr am 6. August 1863. Siegmund Cosman hatte noch einen jüngeren Bruder. Ernst war am 14. April 1867 in Kleve zur Welt gekommen. Im August 1872 suchte sein Vater per Anzeige eine Erzieherin für seine vier Kinder.

Die Familie Cosman zog um 1890 vom Niederrhein nach Düsseldorf. Sein Vater erwarb das Haus in der Kapellstraße 19. Im Januar 1894 verstarb sein Vater Elias Cosmann in Düsseldorf im Alter von 76 Jahren. Seine Mutter blieb weiter in der Kapellstraße 19 wohnen. Dort wohnten auch weiterhin Siegmund Cosman mit seinen Geschwistern.

Am 21. November 1903 verstarb seine Mutter in Düsseldorf. Sie wurde 75 Jahre alt. Siegmund Cosman und seine Geschwister blieben alle unverheiratet. Sein Bruder Ernst Cosman unterhielt im Elternhaus eine Agentur. So vertrieb er beispielsweise Installationsbedarf im Heizungs- und Sanitärbereich. Siegmund Cosman arbeitete auch als Kaufmann, ob er in der gleichen Branche tätig war, wissen wir leider nicht. Im Hausbuch Kapellstraße 19 wurde später sein Beruf als „Bankbeamter“ eingetragen.

Sein Bruder Ernst Cosman verstarb am 30. Juni 1932 in Düsseldorf und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof begraben. Seine Schwester Sophie Cosman verstarb noch im gleichen Jahr am 29. Dezember. Am 8. April 1933 zog seine Schwester Rosa Cosman nach Neuss. Siegmund Cosmann wohnte zu dieser Zeit wieder in seinem Elternhaus in Düsseldorf. In den 1920er Jahren hatte er in Frankfurt am Main gelebt.

Im Februar 1939 emigrierte Siegmund Cosman aus Düsseldorf in die Niederlande. Ob er niederländisch sprach ist nicht bekannt, aber da seine Mutter in den Niederlanden geboren worden war und dort immer noch Verwandtschaft lebte, ist es möglich. Ab dem 23. Oktober 1940 lebte Siegmund Cosman in dem Ort De Bilt nah bei Utrecht. Seine Adresse war Waterweg 23.

Im Januar 1941 begannen die deutschen Besatzungsbehörden damit,  jüdische Einwohner zu registrieren. Am dem 3. Mai 1942 musste auch Siegmund Cosman einen sogenannten Judenstern tragen.

Mitte des Jahres 1942 wurde damit begonnen, jüdische Einwohner des Ortes De Bilt zu zwingen, nach Amsterdam zu ziehen. Im Vorfeld dieser Maßnahme wurde am 28. August 1942 auch die Wohnung von Siegmund Cosman in De Bilt von zwei Mitarbeitern der Hausrat-Erfassungsstelle der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ aufgesucht. Die Abteilung sollte das Eigentum der jüdischen Bevölkerung registrieren und nach der Deportation verwalten und verkaufen. Es wurde vermerkt: „S.H. Cosman besitzt nur Kleidung, Schuhe und Leibwäsche. Wohnte bei Ariern möbiliert.“ Nach der Inventar-Erfassung musste Cosman De Bilt verlassen und nach Amsterdam umziehen. Ab dem 23. September 1942 hatte Siegmund Cosman eine Unterkunft in Amsterdam gefunden. Seine dortige Adresse war Amstelkaade 173 hs. Das Haus gehörte dem bekannten Arzt Dr. Hermanus Pinkhof (1863-16. Juli 1943 Westerbork). Er wohnte dort mit seiner Ehefrau Adeline, geborene de Beer (1867-1967 Beer Sheva). Ihre Mutter Sophia Andries und Siegmund Cosmans Mutter Henriette Helene Andries waren Schwestern. Möglicherweise bekam Siegmund Cosman über diese familiäre Verbindung die Unterkunft in Amsterdam. 

Es ist nicht bekannt, wann Siegmund Cosman in das Durchgangslager Westerbork kam. Sein Vermieter Hermanus Pinkhof und dessen Frau befanden sich ab dem 20. Juni 1943 dort. Möglicherweise mussten alle drei sich gemeinsam nach Westerbork begeben.

Am 9. Juli 1943 wurde der 78-Jährige Siegmund Cosman aus dem Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf