Gedenkbuch

Bach, Alfred

Alfred Bach kam am 26. Oktober 1882 in Zeltingen-Rachtig, Kreis Bernkastel, als Sohn von Jacob Bach und Johanna Bach, geborene Weil, zur Welt. Alfred Bachs Geburtsort Zeltingen-Rachtig liegt umgeben von Weinbergen in der großen Moselschleife zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. Als Weinhändler für die „Gebr. Bach, Zeltingen Mosel, Weinbau und Weinhandel“ zog Alfred Bach am 1. Juni 1912 ins Rheinland nach Düsseldorf. Seine Frau Gertrude, geborene Herz, stammte aus Ockenheim in Rheinhessen. Die Kinder wurden in Düsseldorf geboren: Doris ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs (geb. 1913) und Richard Jakob im Jahr 1919. Alfred Bach kämpfte in der Kriegszeit in der 11. Kompanie des 30. Landwehr-Infanterieregiments und erlangte den Rang eines Offizier-Stellvertreters. Am 11. März 1916 erhielt er die Kriegsauszeichnung Eisernes Kreuz II. Klasse.

Seit den 1920er-Jahren wohnte die Familie Bach in einer Düsseldorfer 5-Zimmer-Wohnung in der Klever Straße 69, dritte Etage. Am 5. September 1938 konnte Tochter Doris nach Schweden auswandern. Während des Novemberpogroms wurde die Wohnung und Einrichtung der Familie demoliert, darunter auch das Klavier. Alfred Bach wurde verhaftet und 12 Tage im Polizeigefängnis Düsseldorf festgehalten. Am 22. November 1938 kam er frei, während andere jüdische Verhaftete in das Konzentrationslager Dachau überführt wurden.

Im Dezember 1938 musste die Familie in eine 2-Zimmer-Wohnung in die Grafenberger Allee 74 umziehen. Seine Firma musste Alfred Bach aufgeben. Im September 1939 gelang dem Sohn Richard Jacob die Emigration nach Amerika. Am 26. März 1940 ermittelte die Gestapo gegen Alfred Bach. Sie verdächtigte ihn, Unterlagen einer Freimaurerorganisation zu besitzen. Es kam jedoch nicht zu einer Anklage. Stattdessen stempelte der Gestapobeamte „nach Litzmannstadt abgeschoben“ in die Akte.

Alfred Bach wurde mit seiner Frau am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie mit 71 weiteren Mitgliedern des Transports in die Kollektivunterkunft Fischstraße 15, Wohnung 1, einziehen. Der Düsseldorfer Robert Blum schrieb am 11. Dezember 1941 eine Postkarte an Siegfried Blume, Grafenberger Allee 74, Düsseldorf. Darin berichtete er unter anderem: „Familie Bach, Kann, Blumenthal usw. wohnen alle hier zusammen, und wir sehen uns fast täglich.“ Die Postkarte wurde nicht weitertransportiert.

Nachdem Doris Bach Kenntnis von der Deportation ihrer Eltern erhalten hatte, versuchte sie mehrfach über das Hilfskomitee der jüdischen Gemeinde in Stockholm Kontakt mit ihren Eltern aufzunehmen und ihnen Hilfe zukommen zu lassen. Im April 1942 antwortete die Gettoverwaltung auf ein diesbezügliches Schreiben an den Litzmannstädter Oberbürgermeister vom 6. März 1942. Darin heißt es, dass „Alfred und Gertrud Bach [sich] in Litzmannstadt/Getto befinden und Fischstr. 15/12 wohnhaft sind. Die Genannten sind gesund und erbitten Geldsendungen.“ Mindestens eine Geldsendung von 117 Mark ist vom Mai 1942 auf den Namen von Gertrude Bach überliefert.

Kurze Zeit später war das Ehepaar von der „Aussiedlung“ bedroht. Sie erhielten die „Ausreiseaufforderung V 425-26“ für den Transport, der am 8. Mai 1942 das Ghetto verlassen sollte. Alfred Bach wandte sich umgehend an die Leitung des „Düsseldorfer Kollektivs“ und diese stellte am 4. Mai 1942 den Antrag auf Zurückstellung. Das Schreiben an „das Amt für Eingesiedelte, Aussiedlungs-Kommission“ mit Hinweis auf Bachs Weltkriegsauszeichnungen trägt den polnischen Stempel „UWZGLEDNIONE“, das bedeutet auf Polnisch „berücksichtigt“. Das Ehepaar Bach war vorerst gerettet.

Nach Ende der Aussiedlungen wurden die Kollektivunterkünfte aufgelöst und Bachs zogen am 19. Mai 1942 in die Wohnung 4, Rembrandtstraße 5. Alfred Bach arbeitete im Ghetto und erhielt 9,60 Mark Lohn. Für den 4. Juli 1942 ist eine finanzielle Unterstützung an Alfred Bach von seiner Tochter Doris aus Norköpping belegt. Er hatte bereits Ende Mai 1942 mit der Deutschen Bank in Berlin über die Gettoverwaltung Verbindung aufgenommen, um die Zahlungen seiner Tochter zu erhalten. Seine Frau wurde im September 1942 während der „Sperre“ aus dem Ghetto gebracht und im Vernichtungslager Chełmno ermordet. Alfred Bach verstarb am 8. Oktober 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź, nach offiziellen Angaben an einem „Darmkatarrh“.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf