Gedenkbuch

Jaffe, Hugo

Hugo Jaffe kam am 10. August 1887 in Dresden als Sohn von Max und Marie Jaffe, geborene Guth, zur Welt. Er hatte noch mehrere Geschwister: Hedwig (geboren 1877), Frieda (geboren 1881), Martin (geboren 1884), Sewald (geboren 1885) und Erwin Jaffe (geboren 1892). Seine Mutter Marie Jaffe verstarb fünf Tage nach Erwins Geburt in Dresden. Sein Vater heiratete dann die Geschäftsführerin Therese Merten.

Hugo Jaffe heiratete am 13. Mai 1913 Emmy Albertina Frank aus Köln. Ihr gemeinsamer Sohn Horst wurde am 20. Februar 1914 in Düsseldorf geboren. Hugo Jaffe wurde am 19. November 1914 zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 eingezogen. Seit dem 8. Februar 1915 wurde er dann auch als Soldat an der Front eingesetzt. Am 17. Juli 1916 erhielt er als Ersatz-Reservist der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments 190 das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. 1918 wurde er als Angehöriger der 5. Kompanie des Infanterie-Regiments 389 verwundet, und am 25. Juli 1918 wurde ihm das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen. Am 20. September 1918 wurde er zum Gefreiten befördert und am 18. Dezember 1918 nach Düsseldorf entlassen.

Hugo Jaffe arbeitete als Vertreter und Kaufmann in der Möbelbranche. Die Familie Jaffe wohnte einige Zeit in Dresden und dann in Köln. Von dort zog das Ehepaar am 26. März 1934 nach Düsseldorf und wohnte in der Kühlwetterstraße 1. Später wohnten sie auch In der Lohe 7. Sein Sohn Horst Jaffe konnte 1938 emigrieren. Am 7. Dezember 1938 ging er in New York an Land. Er nannte sich später Howard Jaffe.

Im Jahr 1940 wurde Hugo Jaffe zur Zwangsarbeit in Düsseldorf verpflichtet, sein Arbeitsbuch hatte die Nummer 169/280033. Er verletzte sich bei Unfällen am 26. November 1940 und am 22. April 1941 und war bis zum 18. Dezember 1940 bzw. bis zum 14. Juni 1941 arbeitsunfähig. Am 1. August 1941 musste das Ehepaar Jaffe zwangsweise in eine Ein-Zimmer-Wohnung im Parterre der Harleßstraße 8 umziehen. Dieses Haus hatte den jüdischen Familien Sass und Gumpert gehört und wurde zuletzt zu einem sogenannten „Judenhaus“. Sein Sohn berichtete seine Eltern, dass er am 31. August 1941 in Chicago die vormals deutsche Jüdin Käthe Stein (1914-2015) geheiratet hatte. Hugo Jaffe schrieb am 3. September 1941 an seinen Sohn und dessen Ehefrau Käthe in den USA: „Meine l. Kinder! […] Wir haben uns recht gut eingewöhnt u. sind sehr zufrieden. Wir sind in einer feudalen Wohnung, herrliches Haus, gute Lage u. kommen blendend mit unseren Heimgenossen aus. Die 2 schönen Zimmer, straßenwärts, haben wir. Die hinteren Zimmer haben an der ganzen Hausseite Sonnenterrassen, vor dem schönen Garten. […] Ich habe zumeist im Bett gelegen, […]. Mal kam der Eine, mal der Andere, mir die Zeit vertreiben, auch ins Krankenhaus, wo ich mich bald wieder dünn machte. Die 7. Woche habe Hausarrest, soll immer liegen. Jetzt wird es hoffentlich besser, aber einige Wochen werden noch vergehen, bis wieder arbeiten kann. In den 8 Monaten, daß ich arbeite, habe 4 davon krank gelegen. Das ist in dieser kurzen Zeit mehr, als in den letzten 3 Jahrzehnten zusammen, ausschließlich der Zeit des Weltkrieges. Die ganze Sache ist nicht tragisch zu nehmen, wenn keine Komplikationen dazu kommen, u. ich wieder meinen Beruf ausüben kann. […]“

In dem Brief berichtet Hugo Jaffe auch über die (vergeblichen) Auswanderungsbemühungen. „Ich habe auf Euren Brief hin beim H.P. , beim Passagebüro u. in Berlin angefragt, ob u. wo wir Visa von USA Konsul erhalten können. Sobald wir genaues betr. Transitvisa etc. wissen, werden wir Euch informieren. […] Aber da hören wir auch nichts mehr. Warten, warten! Zwischenlandung überall gesperrt! Mutti geht es bescheiden. Braucht auch Luftveränderung. Ruhe. Aber wann wird das möglich sein. […]“

Am 27. Oktober 1941 wurde Hugo Jaffe mit seiner Frau von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Sie mussten dort in das Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Am 2. Januar 1942 erhielt er eine Zahlung über 9,60 Mark. Davon führte er zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab. Zu dieser Zeit war Hugo Jaffe vermutlich erkrankt. In einem Ghettodokument ist für ihn der Vermerk „krank“ eingetragen.
Während der Mai-Deportationen konnte er sich und seine Frau mit dem Hinweis auf seine militärischen Auszeichnungen vom II. Transport am 5. Mai 1942 zurückstellen lassen. Am 28. Mai 1942 zog er mit seiner Frau innerhalb des Ghettos in die Wohnung 13 in der Bierstraße 9. Hugo Jaffe befand sich in einem der Krankenhäuser des Ghettos Litzmannstadt/Łódź, als er am 11. Juni 1942 verstarb.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf