Gedenkbuch

Wallach, Samuel

Samuel Wallach stammte aus Viersen, wo er am 23. Januar 1869 zur Welt gekommen war. Seine Mutter Julie Strauss und sein Vater Salomon Wallach hatten am 27. November 1865 geheiratet. Sein Vater arbeitete als Kaufmann und Kartoffelhändler. Seine Eltern hatten noch acht weitere Kinder: Hermann (1873-1943 Theresienstadt), Sigmund (geboren 1875), Rosalie (geboren 1878), Friederike (1880-1940), Abraham (geboren 1883), Hedwig (geboren 1885) und Max (geboren 1890). Ab 1894 lebte die Familie in Düsseldorf. Nach Besuch der Volksschule arbeitete Samuel Wallach zunächst im väterlichen Großhandelsgeschäft. Dann absolvierte er seinen Militärdienst beim Düsseldorfer Ulanen Regiment und ließ sich nach seiner Zeit beim Militär in Düsseldorf nieder.

Am 30. November 1894 heiratete er Mathilde Kahn. Seine Frau Mathilde Kahn war am 7. April 1869 in Sobernheim zur Welt gekommen. Das Paar bekam vier Kinder: Mathilde Ida wurde am 7. November 1895 in Düsseldorf geboren. Karl kam am 11. März 1898 zur Welt, dicht gefolgt von Ernst Adolf am 6. November 1898. Die Tochter Helene wurde schließlich am 15. September 1904 in Düsseldorf geboren.

Laut Düsseldorfer Adressbuch von 1896 hatte Samuel Wallach noch einen Kartoffelhandel in Düsseldorf in der Düsselthalerstraße 52. Sein Vater Salomon Wallach eine Kartoffelhandlung in der Konkoriastraße 108. Und seine Frau Mathilde unterhielt in der Schinkelstraße 52 das Geschäft „M. Wallach“ und handelte mit Landesprodukten. Letzteres Geschäft war 1895 ins Firmenregister aufgenommen worden und Samuel Wallach hatte im gleichen Zeitraum Prokura erhalten. Zusätzlich war Samuel Wallach Mitinhaber der dortigen antiquarischen Buchhandlung „S.Wallach & Co. Antiquariat, Ansichtskartenverlag und Schreibwarengroßhandlung“. Im November 1908 wurde Samuel Wallach vom Düsseldorfer Schöffengericht wegen „Feilhaltens bezw. Verkaufs unzüchtiger Ansichtspostkarten im Hinblick auf seine wiederholten Vorstrafen, zu 3 Monaten Gefängnis“ verurteilt.

Samuel Wallach wohnte mit seiner Frau Anfang der 1930er Jahre in der Graf-Adolf-Straße 64. Dort war zu dieser Zeit auch die antiquarische Buchhandlung S.Wallach & Co. Antiquariat, Ansichtskartenverlag und Schreibwarengroßhandlung. Sein Sohn Ernst Adolf Wallach arbeitete auch als Buchhändler, zunächst im elterlichen Antiquariat und später in einem eigenem Buchgeschäft.

Im März 1933 verließ Samuel Wallach mit seiner Frau Düsseldorf und emigrierte nach Nijmegen in die Niederlande. Ihre Adresse in Nijmegen war de Lange Hezelstraat 57, und ab  dem 17. Mai 1935 dann de Smidstraat 15. Ab dem 16. Juli 1936 wohnten sie in der Hugo de Grootstraat 15. In allen Wohnungen wohnte auch ihre Tochter Ida Mathilde Wallach, die nach ihnen in die Niederlande geflüchtet war. In den ersten Monaten in den Niederlanden versuchte Samuel Wallach durch Buchverkäufe finanziell über die Runden zu kommen. In der Hugo de Grootstraat 15 eröffnete Samuel Wallach ein kleines Schreibwarengeschäft. Seine Frau Mathilde Wallach erklärte nach dem Krieg die Situation: „Dort verkaufte er Schreibpapier, Postkarten und kleinere Lederwaren. Er hatte es sehr schwer und das Geschäft florierte nicht. Durch das veränderte schwere Arbeiten – er ist sogar mit Karre und Waren auf den Markt gefahren – ist der Bruch meines Mannes wieder aufgebrochen. Eine Operation konnten wir uns nicht leisten. Später kam unsere Tochter Ida auch nach Holland und gab dort in Nijmegen Gesangstunden und dadurch konnte sie mich und meinen Mann unterstützen, da es sonst nicht zum Lebensunterhalt gereicht hätte.

Aufgrund der „Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ vom 25. November 1941 hatten auch die Wallachs ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren und galten nun als „staatenlos“. Bei der großen Razzia in Nijmegen am 17. November 1942 wurde Samuel Wallach als „untransportfähig“ nicht mitgenommen und konnte zunächst in Nijmegen bleiben.

Im April 1943 wurde Samuel Wallach mit seiner Frau im Durchgangslager Westerbork interniert. Ihr Haus in Nijmegen in der Hugo de Grootstraat 15 wurde am 16. April 1943 leergeräumt von einer Firma Van Wezel. Bei der Aktion bereicherten sich mehrere NSB-Mitglieder.

Im Lager Westerbork starb Samuel Wallach am 26. November 1943. Seine Frau  Mathilde sagte nach dem Krieg im Entschädigungsverfahren aus, dass sein Tod „durch die vielen Sorgen und Aufregungen“ erfolgt sei. Mathilde Wallach wurde am 18. Januar 1944 von Lager Westerbork ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte dort. Sie kam nach ihrer Befreiung kurzzeitig in die Niederlande zurück, wo sie  sich im Jahr 1947 von Amsterdam nach Palästina abmeldete. Sie starb in Jerusalem am 17. November 1956.

Seine Kinder Ernst Adolf Wallach, Helene Zwiebel und Ida Mathilda Neufeld, sein Schwiegersohn Max Zwiebel, seine Brüder Hermann Wallach und Max Wallach, seine Schwester Hedwig Wallach, alle wurden ermordet. Seine beiden Schwiegertöchter Rosel und Grete Wallach überlebten die Lager. Sein Sohn Karl Wallach war rechtzeitig mit seiner Familie nach Palästina ausgewandert.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf