Gedenkbuch

Culp, Klara

geb. Levy

Klara (auch Cläre) Levy kam am 10. April 1910 in Aachen zur Welt. Ihre Eltern waren der Metzger Wilhelm Sigismund Levy und dessen Frau Sibylla, geborene Rubens. Ihr Vater stammte aus Jülich, wo er 1871 zur Welt gekommen war. Ihre Mutter war 1876 in Aachen geboren worden. Klara hatte zwei jüngere Schwestern: Erna und Else. Erna war am 15. März 1911 zur Welt gekommen und Else am 24. August 1915 in Aachen. Die Familie Levy wohnte in den 1930er Jahren in Aachen An den Frauenbrüdern 4.

Klara Culp absolvierte in Aachen eine Schneiderinnen-Lehre bei der bekannten Firma Appelrath-Cüpper. Das Aachener Stammhaus wird von mehreren jüdischen Inhabern geleitet. Nach der Machtübernahme 1933 wird es gezielt von den Nationalsozialisten boykottiert. Im Jahr 1937 wird das Geschäft verkauft und damit im Sinne der NS-Terminologie „arisiert“.

Im Oktober 1937 zog Klara Levy von Aachen nach Düsseldorf. Sie wohnte zunächst in der Graf-Adolf-Straße 70 und zog später in das Haus Hüttenstraße 42. In Düsseldorf arbeitete Klara Levy als Schneiderin für die jüdische Schneiderin Hedwig Kaufmann, die zuletzt ebenfalls in der Hüttenstraße 42 lebte. Sie hatte in Düsseldorf in den 1930er Jahren ein Schneiderei Maßgeschäft geführt. Das Geschäft befand sich im Haus Graf-Adolf-Straße 70.

Am 13. Januar 1938 verstarb Klara Levys Vater in Aachen. Klaras Arbeitgeberin Hedwig Kaufmann emigrierte am 5. Dezember 1938 von Düsseldorf nach Uruguay. Zuvor wickelte sie ihre  Schneiderei ab. Daher verlor auch Klara Levy wieder ihre Arbeit. Im November 1938 floh sie in die Niederlande. 

Am 14. Dezember 1938 heiratete Klara Levy in Amsterdam Richard Culp. Ihr Mann stammte aus Düsseldorf, wo er am 14. März 1912 zur Welt gekommen war. Ihr Mann Richard hatte bis zum 1. August 1938 in Düsseldorf gelebt und war dann in die Niederlande emigriert. Dort hatte er mit seinen Eltern ein Haus in Amsterdam in der Postjeskade 71 bezogen. Vermutlich hatten sich die beiden aber bereits in Düsseldorf kennengelernt. Ab dem 17. Dezember 1938 war Klara auch in der Postjeskade 71 gemeldet. Ihr Nachname wird in den niederländischen Dokumenten teilweise „Levij“ geschrieben.

In den Niederlanden wurde der Beruf ihres Mannes Richard mit Buchhalter, später mit Arbeiter angegeben. Ihr Schwiegervater Jacob Culp verstarb am 22. Dezember 1940 in Amsterdam. Klara Culp lebte weiterhin mit ihrem Ehemann im Haus Postjeskade 71. Dort lebten auch ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerin Martha. 

Am 16. November 1941 kam in Amsterdam ihr Sohn Hans Jacob zur Welt. Die stolzen Eltern inserierten eine Geburtsanzeige im „Het joodsche weekblad“.

Am 26. März 1943 wurde ihr Mann Richard Culp verhaftet und in das Konzentrationslager Vught gebracht. Ihre Schwiegermutter wurde vermutlich ab gleichen Tag verhaftet und befand sich bereits einen Tag später im Durchgangslager Westerbork. Johanna Culp wurde am 6. April 1943 aus Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Ihr Mann Richard Culp blieb zunächst im KZ Vught inhaftiert. Er wurde erst am 2. Juli 1943 von dort in das Durchgangslager Westerbork überführt. Am 3. Juli 1943 befanden sich auch die hochschwangere Klara Culp und der kleine Sohn Hans Jacob in Westerbork. Am 23. August 1943 wurde im Lager Westerbork ihre Tochter Marion geboren. Die Familie war der Baracke 61 zugeteilt worden.

Am 8. Februar 1944 wurden Klara Culp, ihr Mann Richard und das Baby Marion von Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport mit 1015 Menschen, 340 Männer, 454 Frauen und 221 Kinder, traf am 10. Februar in Auschwitz-Birkenau ein. Nach der Selektion wurden 142 Männer, die die Nummern 173509 bis 173650 erhielten, und 73 Frauen, die mit den Nummern 75216 bis 75288 gekennzeichnet wurden, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Unter ihnen war auch ihr Mann Richard Culp. Die übrigen 800 Menschen, darunter Klara Culp und ihre kleine Tochter wurden direkt nach der Ankunft ermordet. Der genaue Todesort ihres Mannes Richard Culp ist nicht bekannt. Sein Tod wird am 30. Juni 1944 verzeichnet.

Ihr Sohn Hans Jacob war erst verspätet im Lager Westerbork eingeliefert worden. Holländische Nachbarn hatten den kleinen Jungen zunächst verstecken können, da er bei der Verhaftung seiner Mutter bei ihnen im Garten gespielt hatte. Aus Westerbork wurde er über das Lager Bergen-Belsen schließlich nach Theresienstadt deportiert, wo er befreit wurde. Nach dem Krieg wurde er in Delft von dem Ehepaar Piet und Maria van den Broeke adoptiert. Er verstarb am 20. Mai 2009.

Klaras Mutter Sibylla Levy überlebte nicht. Sie war aus Aachen am 25. Juli 1942 über den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Aus dem Ghetto wurde sie am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort nach der Ankunft ermordet. Auch ihre Schwester Erna Levy hat nach Auskunft ihrer Schwester Else Lindner, geborene Levy, nicht überlebt. Sie ist allerdings nicht im Gedenkbuch der Bundesrepublik verzeichnet. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf