Gedenkbuch

Rosenberg, Elsbeth (Elisabeth)

geb. Frank

Elisabeth, genannt Elsbeth, Frank kam am 18. März 1895 als Tochter des Ehepaars Albert und Emilie Frank, geborene Reis, in Düsseldorf zur Welt. Ihr Vater Albert Frank (17.06.1869 Gleidingen bei Niedermarsberg – 04.12.1941 Düsseldorf) war 1893 von Mettmann nach Düsseldorf gezogen. Elsbeth Frank absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Vermutlich wurde sie im Ersten Weltkrieg zum Einsatz herangezogen, da sie in einem Ghetto-Dokument in einer Liste von Militär-Angehörigen geführt wurde. 

Nach dem Krieg heiratete sie am 18. Februar 1919 den Arzt Dr. Max Rosenberg. Ihr Mann war 1888 in Bremerhaven zur Welt gekommen. Ihre gemeinsame Tochter Anneliese wurde am 22. Januar 1920 in Düsseldorf geboren. Die Familie Rosenberg lebte seit dem 20. Februar 1920 im eigenen Haus in der Derendorfer Straße 47. Hier hatte Dr. Rosenberg auch seine Praxis als Praktischer Arzt und Geburtshelfer.
Max Rosenberg verstarb am 10. Dezember 1934, woraufhin die Witwe Elsbeth Rosenberg ihren Lebensunterhalt von einer Rente der Reichs-Ärztekammer Düsseldorf in Höhe von 31,20 RM bestreiten musste. Sicher halfen ihr auch die Mieteinnahmen. Ihr Haus wurde später zu einem sogenannten Judenhaus. In der vor der Deportation im Oktober 1941 von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögenserklärung gab Elsbeth Rosenberg den Einheitswert ihres Hauses in der Derendorfer Straße 47 mit 23.500 RM an.

Ihre Tochter Anneliese Rosenberg besuchte von 1937 bis März 1938 das Auguste-Victoria-Lyzeum in Düsseldorf. Sie wurde von der Schule entlassen, weil beide Eltern „nichtarisch“ waren. Am 26. Januar 1937 zogen Albert und Emilie Frank zu ihrer Tochter in die Derendorfer Straße 47. Am 25. Mai 1938 zogen sie dann in die Tiergartenstraße 8 ins Zooviertel. Am 9. November 1938 wurde Elsbeth Rosenberg und ihre Tochter von Freunden vor den Überfällen der Nationalsozialisten gewarnt. Als sie später in ihre Wohnung zurückkehrten, fanden sie die Wohnung völlig verwüstet vor. Nur das Zimmer ihrer Tochter war nicht angerührt worden.

Im Mai 1941 wurde ihre Tochter Anneliese von der Gestapo verhaftet. Sie kam als Häftling ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück.

Elsbeth Rosenberg wurde am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert und musste dort mit 88 weiteren Deportierten im Zimmer 11 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Am 24. Februar 1942 wurde ihr gesamtes Vermögen von den deutschen Behörden beschlagnahmt. Vom „Düsseldorfer Kollektiv“ erhielt sie eine Brotkarte mit der Nummer 168745 und wurde für eine Arbeit im Ghetto als Krankenpflegerin vorgeschlagen. Ab dem 13. März 1942 befand sich Elsbeth Rosenberg auf Anweisung des Präses (also vermutlich wegen einer ghettointernen Bestrafung) im Zentralgefängnis des Ghettos. Ihre Adresse wurde im Haftbuch mit Gnesener Straße 26 angegeben. Dort war das Greisenheim II. Vermutlich hatte oder sollte Elsbeth Rosenberg dort als Krankenschwester arbeiten. Am 28. April 1942 wurde sie um 15 Uhr aus der Haft entlassen. Die Ghetto-Chronik vermerkt an diesem Tag unter der Rubrik „Aus dem Gefängnis“: „Am Dienstag [28.04.1942] betrug die Zahl der im Zentralgefängnis untergebrachten Häftlinge 23. Vor einigen Tag stieg die Zahl beinahe auf 70, dies stand im Zusammenhang mit der Inhaftierung von mehr als fünfzig Personen, die auf der Liste der Neueingestellten einer der Arbeitsstätten beanstandet worden waren. Nach der durchgeführten Kontrolle der Arbeitsausweise wurde diese Gruppe entlassen.“ 

Nach der Entlassung kam sie in der Wohnung 5 in der Sperlinggasse 24 unter. Dort erhielt sie eine „Ausreiseaufforderung“ für den V. Transport. Sie sollte sich dafür am 6. Mai 1942 um 12 Uhr in der Trödlerstraße 7 einfinden. Elsbeth Rosenberg gelang es, sich von diesem Transport zurückstellen zu lassen.

Am 14. August 1942 zog sie mit acht Personen, darunter war die Essener Familie Lilienfeld, in ein Zimmer der Wohnung 714 in der Bierstraße 12 und am 18. Januar 1943 weiter mit drei Personen in ein Zimmer der Wohnung 9 in der Bierstraße 10. Seit dem 21. Juli 1943 arbeitete sie in der Textilfabrikationsabteilung, Betrieb Nr. 31. Elsbeth Rosenberg versuchte ihre Überlebenschancen im Ghetto dadurch zu erhöhen, dass sie ihr Geburtsjahr in einigen Ghetto-Dokumenten, so auch in ihrer Legitimationskarte, um fünf Jahre auf den 18. März 1900 änderte. Sie lebte bis 1944 im Ghetto. 

Seit dem 17. April 1944 arbeitete sie in der Werkküche G.K. Ab dem 25. Juni 1944 befand sie sich im Zentralgefängnis des Ghettos, da sie eine „Ausreise-Aufforderung“ erhalten hatte. Die Ghetto-Chronik vermeldet an diesem Tag: „Es wird ernst. Die Wirklichkeit hat den Strom der Gerüchte völlig eingedämmt. Die Transporte von Personen zur Arbeit ausserhalb des Ghettos gehen. Einer wurde bereits abgefertigt, der zweite wird morgen das Ghetto verlassen. Heute schreiben wir Sonntag, den 25. Juni. Ein Sonntag mit Sonne und Wolkentreiben, mit Windstille und Sturm und Regentropfen. Die Gassen, die zum Zentralgefängnis führen, sind belebter als sonst. Menschen verschiedener Altersklassen und beiderlei Geschlechts, Grauhaarige und Kinder, schleppen Koffer und Rucksäcke und enggepresste Bündel auf den Schultern. An den Koffern ist oft ein deutscher Name und eine deutsche Stadt zu lesen. Sie gehören Juden, welche im Herbst 1941 in Litzmannstadt-Ghetto eingesiedelt wurden und jetzt den Ausreisebefehl erhalten haben. […]“. Aus dem Zentralgefängnis wurde Elsbeth Rosenberg am 28. Juni 1944 mit dem III. Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź gebracht und im Vernichtungslager Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf