Gedenkbuch

Wolff, Johanna Hanna

geb. Jacob

Johanna (genannt Hanna) Jacob wurde am 3. Oktober 1906 in Schwarzenau an der Eder als einziges Kind von Gustav und Rosa Jacob, geborene Dannenberg, geboren. Hanna Jacob heiratete nach Ende des Ersten Weltkrieges den Kaufmann Eduard Wolff. Ihr Mann war am 22. Oktober 1889 in Kobern an der Mosel als jüngstes von fünf Kindern des Ehepaars Isaac und Helene Wolff, geborene Mayer, zur Welt gekommen.

Das Paar zog 1920 nach Düsseldorf in die Immermannstraße 71. Dort wohnten sie in der dritten Etage. In der Immermannstraße 66 eröffnete ihr Mann mit einem Teilhaber seine Firma „Eduard Wolff, Textilhandel“. Am 23. Oktober 1928 wurde der gemeinsame Sohn Günter Richard geboren.

In der Pogromnacht vom 10. November 1938 flüchtete Hanna Wolff mit ihrer Familie zunächst zu Nachbarn im dritten Stock. Am nächsten Morgen fuhren sie nach Siegen zu ihren Eltern. Sie fanden dort nur ihre Mutter Rosa Jacob vor. Ihr Vater, der Viehhändler Gustav Jacob (geboren 1877), war ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht worden. Nach einigen Tagen kehrten sie nach Düsseldorf zurück.

Wohnung und Geschäft in Düsseldorf waren in Abwesenheit der Familie Wolff zerstört worden, das zertrümmerte Inventar des Geschäftes lag auf der Straße. Die Familie suchte nun nach allen möglichen Ausreisewegen: Ihr Mann stellte am 20. Januar 1939 einen Passantrag für seine Familie. Am 20. April 1939 erhielt er eine Einreisegenehmigung für Palästina, und im Mai 1939 bekam er einen Familienheimatschein mit dem Ziel USA. Sie hatten u. a. Zahlungen bei der Palästina Treuhandgesellschaft (Paltreu) geleistet, deren Gelder wurden jedoch bei Kriegsbeginn eingefroren. Danach versuchte ihr Mann auf nun noch möglichen Wegen verzweifelt die Ausreise seiner Familie zu realisieren. Trotz aller Bemühungen gelang es aber nicht, rechtzeitig aus Deutschland auszuwandern.

Am 27. Oktober 1941 wurde Hanna Wolff mit ihrer Familie von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt (Łódź) deportiert. Dort wurden sie mit weiteren Deportierten in das Zimmer 1 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 eingewiesen. Ihr Mann fand zunächst Arbeit als Schneeschipper, später wurde er zum Verwalter der Kofferkammer des „Düsseldorfer Kollektivs“ bestellt. Am 19. November und am 7., 22. und 26. Dezember 1941 versuchte das Ehepaar Wolff, Postkarten an die Jüdische Gemeinde Düsseldorf und an ihre Eltern nach Siegen zu schicken. An die Jüdische Gemeinde Düsseldorf schrieb ihr Mann: „Am 13. Oktober 1939 zahlte ich durch die Commerzbank in Düsseldorf, Auswanderer-Gemeindeabgabe in Höhe von Mark 5589,13. Hiermit bitte ich, da mir die Auswanderung nicht möglich war, um Mitteilung, Ob Sie mir laufend kleinere Beträge nach hier senden können. Im Voraus bestens dankend, Eduard Wolff, früher: Immermannstrasse 71, Düsseldorf“.

Auch in den Postkarten an ihre Eltern in Siegen stand die Bitte um Geld- und Sachzuwendungen im Mittelpunkt der Schreiben. Von den drei erwähnten Postkarten kam aber nur die vom 19. November 1941 an – sie war unter anderem Absender geschrieben worden –, die anderen Postkarten wurden beschlagnahmt.

Von der Deportation in das Vernichtungslager Chełmno mit dem IV. Transport am 7. Mai 1942 konnte sie ihr Mann Eduard Wolff mit dem Hinweis auf sein Verwundetenabzeichen aus dem Ersten Weltkrieg, seine Arbeit im Ghetto und ihre Krankheit  zurückstellen lassen. Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte zog die Familie Wolff am 18. Mai 1942 in ein Zimmer der Wohnung 55 in der Fischstraße 5.

Hanna, Eduard und Günter Wolff überlebten bis Mitte des Jahres 1944 im Ghetto, Ende August 1944 wurden sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Auf der Rampe von Auschwitz-Birkenau wurde Hanna Wolff von Mann und Sohn getrennt. Wann genau sie ermordet wurde, ist unklar. Auch ihre Eltern starben in Birkenau. Sie waren im März 1942 ins Ghetto Theresienstadt und am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert worden.

Ihr Mann Eduard Wolff starb am 3. Oktober 1944 an den Folgen der Unterernährung im Krankenrevier des Lagers Auschwitz. Nur ihr Sohn Günter Wolff überlebte.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf