Gedenkbuch

Wolff, Herta

geb. Silberstein

Am 7. November 1899 wurde Herta Silberstein in Düsseldorf geboren. Ihr Vater Sally Silberstein stammte aus Moers am Niederrhein, er führte in Düsseldorf die Modewarenhandlung „Gustav Pieck & Cie“ auf der Schadowstraße 39. Ihre Mutter Flora, geborene Pieck, stammte aus  Damnitz, Stargard. Ihre Eltern hatten 1893 in Stargard geheiratet. 

Herta hatte noch einen älteren Bruder, Kurt, der am 25. Juni 1896 in Düsseldorf zur Welt gekommen war. Zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie in der Schadowstraße 39. Zunächst führte ihr Vater das Geschäft zusammen mit seinem Schwager Gustav Pieck, der in Aachen wohnte. 1895 übernahm er die alleinige Geschäftsführung.

Herta Silberstein wohnte mit ihren Eltern im Haus Steinstraße 67. Im selben Haus wohnte auch die Familie Katzenstein. Günther Katzenstein, der Deportation und Judenverfolgung überlebte, erinnerte sich 1998 in einem Interview mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf an die Ereignisse der Pogromnacht 1938: „So, wie die abgezogen sind, von unserer Wohnung sind sie raufgegangen zu einer Familie Silberstein, die hat auf dem dritten Stock oben gewohnt. Und das war eine fürchterliche Sache dort. Das war eine Mutter, die gelähmt war, und die Tochter hat die ganze Zeit, das ganze Leben hat sie mit der Mutter verbracht und ebenso gab es einen Bruder, ja. Die Frau dort, die dort oben gelegen hat, die hat man aus dem Bett rausgeworfen, man hat sie aber nicht… man hat ihr nichts gemacht, weil die Tochter hat gebeten, man solle nichts machen, die war ja schon gelähmt und alles. Ich hab’ gesehen die Sache, es war furchtbar. Jedenfalls, wir waren ja nur zwei jüdische Familien in dem Haus, und dann sind sie abgezogen, zum anderen Haus, dort gab es eine Familie Stern, im Haus nebenan. Haben sie denselben Mist gemacht.

Am 18. Dezember 1939 zog Herta Silberstein mit ihren Eltern und ihrem Bruder in die Adersstraße 8. In diesem Haus wohnte seit 1939 auch Anna Perlmann. Ihr Bruder und sie wurden ein Paar und heirateten 1941. 

Auch Herta heiratete noch vor der Deportation. Auf der Deportationsliste wird sie mit „Wolff, Herta, geb. Silberstein, Beruf Lehrerin“ angegeben. Ihr Ehemann Arthur Wolff, geboren am 8. Oktober 1901 in Waldenrath, lebte seit 1941 ebenfalls in der Adersstraße 8.

Am 10. November 1941 wurde Herta Wolff zusammen mit ihm und mit ihrem Bruder und seiner Frau vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf ins Ghetto Minsk deportiert.

Ihre Eltern Sally und Flora Silberstein zogen wenige Tage nach seiner Deportation am 14. November 1941 in das Altersheim der Jüdischen Gemeinde in die Grafenberger Allee 78. Ihre Mutter verstarb am 10. Juni 1942 in Düsseldorf. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Ihr Vater Sally Silberstein wurde am 21. Juli 1942 vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Aus dem Ghetto wurde er am 21. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.

Herta Wolff, ihr Mann und ihre Schwägerin Anna Silberstein sind vermutlich 1942 im Ghetto Minsk ermordet worden. Ihr Bruder Kurt scheint zur Zwangsarbeit eingesetzt worden zu sein. Ein erster konkreter Hinweis auf ihn findet sich erst im Jahr 1944. Kurt Silberstein wurde am 4. August 1944 in das Konzentrationslager Flossenbürg eingeliefert. Nach der Ankunft wurde ihr Bruder Kurt Silberstein registriert und erhielt die Häftlingsnummer 16061. Kurt Silberstein starb am 29. September 1944 im Konzentrationslager Flossenbürg. Im Nummernbuch wurde handschriftlich „Block 22“ ergänzt. Dieser Block war der „Sterbeblock“, in den kranke und arbeitsunfähige Häftlinge verlegt wurden.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf