Gedenkbuch

Tischler, Regina

geb. Bier

Regina Bier kam am 6. Oktober 1874 als erstes Kind von Moses Bier (geboren 1846) und Rosa Bier (geboren 1856), geborene Salm, in Meckenheim zur Welt. Ihre Eltern hatten wenige Monate vor ihrer Geburt am 3. Juli 1874 geheiratet. Regina hatte mit Salomon (geboren 1876), Siegmund (geboren 1878) und Julius (geboren 1883) drei jüngere Brüder. Mit Elfriede (Geburtsdatum nicht bekannt) hatte sie eine Schwester. Daneben gab es noch zwei weitere Geschwister, deren Namen und Geburtsdaten aus den Quellen jedoch nicht hervorgehen. Ihr Vater arbeitete als Viehhändler.

Am 25. Februar 1905 heiratete Regina Bier in Düsseldorf Emil Tischler. Ihr Mann war am 19. September 1878 zur Welt gekommen. Er arbeitete als Kaufmann und führte ein Schuhwarengeschäft in der Mittelstraße 7. Das Ehepaar wohnte in Düsseldorf in der Kasernenstraße 23.

Im Januar 1924 verstarb Regina Tischlers Mutter kurz vor Vollendung ihres 68. Lebensjahr in Honnef in der Bahnhofstraße 8. Ihr Vater Moses Bier lebte weiterhin dort. Nur zwei Jahre später, am 15. Juni 1926, verstarb Reginas Mann Emil in Düsseldorf. Er wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße in Düsseldorf begraben. Nach dem Tod ihres Mannes führte Regina Tischler das Geschäft zunächst weiter. 1929 musste sie für das Geschäft Konkurs anmelden. Der Düsseldorfer Stadt-Anzeiger vermeldete in ihrer Ausgabe vom 12. Juli 1930: „Die Firma Regina Tischler, in der Mittelstraße 7, gibt ihr Geschäft auf und veranstaltet deshalb einen Totalausverkauf.

Kurze Zeit später zog sie ihrem Vater nach Honnef. Möglicherweise auch, da ihr betagter Vater Hilfe im Haushalt benötigte. Die Honnefer Volkszeitung gratulierte ihm am 30. Juni 1933 zum 87. Geburtstag mit den Worten: „Hohes Alter. Unserem Mitbürger, Herrn M. Bier, Bahnhofstraße 8, ist es vergönnt, am 1. Juli seinen 87. Geburtstag zu feiern. Leider machen sich in letzter Zeit bei dem alten Herrn Alterserscheinungen bemerkbar und kann er seinen Angelsport nicht mehr so wie früher ausüben. Sonst aber nimmt er noch regen Anteil an allen Vorkommnissen in seinem geliebten Honnef. Wir gratulieren herzlichst und wünschen ihm noch weitere gute Jahre!“ Ihr Vater erhielt noch 1935 das Goldene Ehrenzeichen der Kriegerkameradschaft Honnef verliehen.

1939 zog Regina Tischler aus Honnef wieder nach Düsseldorf. Möglicherweise zog sie als Folge des zunehmenden sozialen Drucks auf die zahlenmäßig kleine jüdische Gemeinde nach Düsseldorf. Am 1. Februar 1939 inserierte sie die erste Anzeige zur Haushaltsauflösung in der Honnefer Volkszeitung. Am 1. April 1939 setzte Regina Tischler auch den Eisschrank, die Oefen, Betten, Kommoden und weitere Dinge in die Zeitung unter dem Stichwort „Wegen Haushaltauflösung billig abzugeben“.

Sie wohnte nun im jüdischen Altenheim auf der Grafenberger Allee 78 in Düsseldorf, wo ihr Einzug für den 11. April 1939 im Hausbuch verzeichnet wurde. Am 21. Juli 1942 wurde Regina Tischler von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Wenige Monate später wurde auch ihr Bruder Salomon Bier gemeinsam mit seiner Frau Toni Käthe Bier, geborene Riess, von Berlin nach Theresienstadt deportiert.

Am 3. Dezember 1942 verstarb Regina Tischler mit 68 Jahren in Theresienstadt. In der Todesfallanzeige des Ghettos wurde eine Herzschwäche als Todesursache dokumentiert, die vermutlich eine Folge einer eitrigen Zellgewebsentzündung war. Ein Jahr später, am 11. November 1943, verstarb auch ihr Bruder Salomon Bier im Ghetto Theresienstadt.

Reginas Bruder Siegmund Bier wurde am 10. Oktober 1943 gemeinsam mit seiner Frau von Dortmund aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Aus dem Ghetto wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er im Oktober 1944 verstarb. Der jüngste Bruder Julius Bier verstarb 1943 ebenfalls in Auschwitz-Birkenau.

Reginas Schwester Elfriede Frohn, geborene Bier, überlebte den Holocaust und stellte 1954 einen Antrag an die Arolsen Archives, um weitere Informationen zu ihrer Schwester Regina zu erhalten. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die beiden Geschwister, deren Namen unbekannt sind, die Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls überlebt haben.

Autorinnen: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.